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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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darüber nach«, sagte Rebus. »Wenn es uns gelingt, den Mord aufzuklären, sind Sie der große Mann – wenn nicht, dann bin ich halt der Arsch. Das werden Sie unseren beiden Chefs schon verklickern. Schließlich halten beide große Stücke auf Sie. Weil Sie immer so nett und aufmerksam sind.« Er warf die Zigarette auf die Straße. »Am besten, Sie machen sich jedes Mal, wenn ich mich aus Ihrer Sicht unkooperativ verhalte, einen Vermerk. Könnte Ihnen später noch nützlich sein. Und wenn ich Sie beleidige oder Extratouren mache, dann ist das natürlich ebenfalls einen Vermerk wert.«
    »Und warum erzählen Sie mir das alles? Macht Ihnen die Rolle des Paria so viel Spaß?«
    »Den Paria hier spiele nicht ich, mein Lieber. Denken Sie mal darüber nach.« Rebus knöpfte sein Jackett auf und sprach in bester Wildwestmanier. »Hey, Mann, am besten, wir statten der Witwe mal einen kurzen Besuch ab.«
    Linford schlich hinter ihm her.
    An der Tür wurden sie von Hamish Hall empfangen, Roddy Grieves Pressereferenten.
    »Ach, Sie sind es«, sagte er und winkte sie herein. Seona Grieve wohnte in einem hübschen Backsteinhaus, genau genommen einer Doppelhaushälfte aus den Dreißigerjahren. Von der Eingangshalle aus führten einige Türen in weitere Zimmer. Hamish schob sich an ihnen vorbei, und sie folgten ihm durch das Esszimmer in den erst kürzlich angebauten Wintergarten. In einer Ecke summte ein Heizlüfter. Der Raum war mit Korbmöbeln und einem Tisch mit Glasplatte ausgestattet, an dem vor einem riesigen Papierhaufen Seona Grieve und Jo Banks saßen. Anders als in der Altentagesstätte, die Linford einige Stunden früher besucht hatte, wirkten die ausgewählten Topfpflanzen professionell gepflegt.
    »Ach, hallo«, sagte Seona Grieve.
    »Kaffee?«, fragte Hamish. Beide Polizisten nickten, und er verschwand in der Küche.
    »Bitte setzen Sie sich doch, falls Sie noch ein freies Plätzchen finden«, sagte Seona Grieve. Jo Banks stand auf und räumte die Zeitungen und Aktenordner von den Stühlen. Rebus griff sich einen der Ordner und inspizierte ihn: Das Schottische Parlament: Einige nützliche Hinweise für neue Kandidaten. Viele der Blätter in dem Ordner waren am Rand mit Anmerkungen versehen. Höchstwahrscheinlich Roddy Grieves Handschrift.
    »Und was verschafft uns die Ehre?«, fragte Seona Grieve.
    »Nur ein paar zusätzliche Fragen«, sagte Linford und zog sein Notizbuch aus der Tasche.
    »Uns ist zu Ohren gekommen, dass Sie in die Fußstapfen Ihres Mannes treten möchten«, sagte Rebus.
    »Dafür sind meine Füße sicher nicht groß genug«, sagte die Witwe.
    »Wie dem auch sei«, fuhr Rebus fort, »jedenfalls haben wir bisher noch kein wirkliches Motiv für seinen Tod. Der gute Inspektor Linford ist sogar der Meinung, dass Sie uns vielleicht gerade eines geliefert haben.«
    Linford wollte schon Protest erheben, doch Jo Banks kam ihm zuvor. »Wollen Sie Seona vielleicht unterstellen, dass sie Roddy umgebracht hat, um selbst Abgeordnete zu werden? Das ist doch lachhaft.«
    »Tatsächlich?« Rebus kratzte sich an der Nase. »Kann schon sein. Trotzdem schließe ich mich ebenfalls der Auffassung von Inspektor Linford an. Es ist ein Motiv. Haben Sie schon vorher daran gedacht zu kandidieren?«
    Seona Grieve richtete sich in ihrem Sessel auf. »Sie meinen, bevor Roddy ermordet wurde?«
    »Ja.«
    Sie dachte kurz nach und nickte dann. »Ja, ich glaube schon…«
    »Und was hat Sie dann davon abgehalten?«
    »Kann ich nicht genau sagen.«
    »Was Sie da implizieren, ist doch völlig absurd«, sagte Jo Banks. Seona Grieve berührte besänftigend ihren Arm.
    »Schon gut, Jo. Die beiden Herren tun ja nur ihre Pflicht.« Sie sah Rebus wütend an. »Ich habe mich erst entschlossen, mich um die Kandidatur zu bewerben, als mir bewusst geworden ist, dass sonst einer von den anderen – Ure, Mollison oder Bone – an Roddys Stelle tritt… Und da bin ich zu der Auffassung gelangt, dass ich besser geeignet bin als die drei vorgenannten Personen. Deshalb habe ich bei der Partei angefragt.«
    »Genau die richtige Entscheidung«, sagte Jo Banks. »Roddy hätte sich nichts anderes gewünscht.«
    Klang etwas einstudiert, die Formulierung. Rebus überlegte: War vielleicht Jo Banks mit der Idee an die Witwe herangetreten?
    »Ich verstehe durchaus, worauf Sie hinauswollen, Inspektor«, sagte Seona Grieve zu Rebus. »Aber um eine Kandidatur hätte ich mich auch sonst bewerben können. Roddy hätte bestimmt nichts dagegen gehabt. Es hätte

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