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Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Titel: Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stöver
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CIA-Angaben waren noch unter der Eisen-hower-Administration im Dezember 1959 ernsthafte Vorbereitungen für eine Ermordung Castros durch den Geheimdienst in Planung gegangen. Eisenhower genehmigte auch jene 13 Millionen Dollar für den Umsturz auf Kuba, mit denen dann unter seinem Nachfolger Kennedy 1961 die Invasion in der Schweinebucht startete und kläglich scheiterte. Da die zugesagte Luftunterstützung durch die USA weitgehend entfiel - eine erstaunliche Parallelität zum Rückzieher Stalins beim Unterstützungsangriff der 200 000 Chinesen am Beginn des Koreakrieges 1950 -, hatten die am 15. April 1961 landenden rund 1400 Exilkubaner militärisch keine Chance. Nach drei Tagen gerieten etwa 1100 von ihnen in Gefangenschaft. 51 Für Kuba und den Ostblock war dies einer der größten öffentlichen Prestigeerfolge über die USA, und kaum ein anderes Ereignis schuf in den Vereinigten Staaten so viel ohnmächtige Wut auf den Gegner in Havanna.
    Ein Ende der Pläne zur Befreiung Kubas vom Kommunismus bedeutete die gescheiterte Schweinebucht-Invasion indes nicht. Unmittelbar danach waren seit November 1961 neue Vorbereitungen ?-f> getroffen worden, die den Codenamen Operation Mongoose erhielten. Als Koordinator wurde wieder jener Edward Lansdale eingesetzt, der zuvor einschlägige Geheimoperationen in Südostasien geleitet hatte. Die diplomatischen Maßnahmen erfolgten parallel. Schon im Januar 1962 wurde Kuba aus der OAS ausgeschlossen und im Monat darauf ein totales Handelsembargo gegen die Insel verhängt, das weit über das Ende des Kaltes Krieges erhalten blieb. Gleichzeitig wurde Kuba mit antikommunistischer Propaganda überschüttet. Noch in der letzten Phase des Kalten Krieges wurde unter der Reagan-Administration mit Radio Marti ein neuer Sender mit subversiven Programmen für Kuba eingerichtet. Es blieben aber auch hier die zahlreichen halboffiziellen und privaten «Befreiungsorganisationen» bis über das Ende des Kalten Krieges hinaus aktiv. Schon seit den frühen sechziger Jahren hatten vertriebene kubanische Industrielle Exilregierungen finanziert. Radikale exilkubanische Gruppen verübten 1976 unter anderem einen Bombenanschlag auf eine vollbesetzte kubanische Passagiermaschine. Auch solche Operationen hielten über das Ende des Kalten Krieges hinaus an. Noch 1997 verübten exilkubanische Organisationen Anschläge auf touristische Ziele auf Kuba.
    Die mißlungene Operation in der Schweinebucht bildete nicht zuletzt mittelbar den Ausgangspunkt füir die eigentliche Kubakrise im Oktober 1962. Schon seit Frühjahr des Jahres hatte Chruschtschow mit dem Gedanken gespielt, Mittelstreckenraketen auf der Insel zu installieren. Sie erschienen ihm nicht nur als «logische Antwort» auf die erwartete neue Invasion, sondern auch als ideales Drohpotential zur Durchsetzung anderer Forderungen, etwa in Mitteleuropa. 52 Gleichzeitig bot die Unterstützung Kubas die Möglichkeit, in der jetzt besonders umkämpften Dritten Welt weiter an Prestige zu gewinnen. Ein Verlust Kubas wäre immer auch auf Moskau zurückgefallen. In den Gesprächen, die Anfang Juli 1962 mit dem Bruder Fidel Castros, Raul Castro, in Moskau stattfanden, offerierte Chruschtschow den überraschten Kubanern die Atomraketen. Unter dem Druck der UdSSR, aber auch in der festen Überzeugung, nicht mehr viel Zeit zur Vorbereitung der Abwehr einer neuen amerikanischen Invasion zu haben, akzeptierte Castro schließlich den Plan, in aller Stille Mittelstreckenraketen auf der Insel aufzubauen. Immerhin sprach dafür, daß die USA Atomraketen mit ähnlicher Reichweite in der Türkei stationiert hatten. In der hochgeheimen Operation Anadyr, über die Moskau nicht einmal den sowjetischen Botschafter in den USA, Anato-li Dobrynin, informiert hatte, wurde unter anderem eine aus fünf Regimentern bestehende Raketendivision mit den damals modernsten Mittelstreckenraketen der Typen R-12 (SS-4) und R-14 (SS-5) auf den Weg geschickt. Beteiligt waren aber rund 42 000 Soldaten. Insgesamt 186mal liefen die sowjetischen Schiffe Kuba an und lieferten rund 230 000 Tonnen Ausrüstung ab. 53 Die dort stationierten sowjetischen Streitkräfte verfügten im Oktober 1962 schließlich unter anderem über 36 Atomsprengköpfe ä 650 Kilotonnen für die R-12, 24 nukleare Sprengköpfe ä 1,65 Megatonnen für die R-14, 12 Atomsprengsätze ä 12 Kilotonnen für Raketen des Typs Luna (NATO-Code: Frog) und weitere 80 Sprengköpfe ä 12 Kilotonnen für Marschflugkörper vom Typ FKR-1 Meteor

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