Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters
Außenposten britischer Asienpolitik bleiben. Unabhängig davon waren die wirtschaftlichen Interessen von immenser Bedeutung, da auf der Halbinsel rund ein Drittel des weltweit produzierten Zinns gefördert wurde. Der Versuch allerdings, eine britisch kontrollierte Kolonie unter der Bezeichnung «Malaiische Union» zu kreieren, scheiterte schon 1948 am einheimischen, auch hier vorwiegend kommunistischen Widerstand. Danach verwickelten die hier mehrheitlich aus Chinesen bestehenden kommunistischen Verbände die Briten in einen Dauerkonflikt, der tatkräftig von Peking unterstützt wurde. Man geht davon aus, daß die Kommunistische Partei Malayas (MCP) und ihre Malaiische Befreiungsarmee (MRLA) 1948 rund 2300 aktive Kämpfer stellten; drei Jahre später hatte sich die Zahl bereits verdreifacht. 43 Seit 1948 herrschte der Ausnahmezustand in Malaya, das nun kontinuierlich von terroristischen Anschlägen, Streiks und Demonstrationen erschüttert wurde. Vor diesem Hintergrund entschied sich die britische Regierung neun Jahre später, das Land freizugeben. Am 31. August 1957 entstand die selbständige «Föderation Malaysia». Dem ersten Premier, dem in Großbritannien ausgebildeten Tunku Abdul Rahman, gelang es tatsächlich, die größten Volksgruppen - Malaien, Inder und Chinesen - in einer Partei zusammenzuführen und damit auch die Kommunisten mit in die Verantwortung einzubeziehen. Ihre Partei wurde später verboten. Außenpolitisch legte Rahman Malaysia auf einen prowestlichen, antikommunistischen Kurs fest, trat aber 1964 auch in die Blockfreienbewegung ein.
Trotz der offiziell vertretenen Blockfreiheit standen sich in der Folge mit Malaysia und Indonesien ein prowestlicher und ein pro-sowjetisch-prochinesischer Kurs gegenüber. Dies war auch der
Ausgangspunkt, als es ab 1963 zum Krieg zwischen beiden Staaten wegen der Besitzrechte auf der geteilten Insel Borneo kam. Die ehemals niederländischen Gebiete der Insel waren 1949 Indonesien zugeschlagen worden. Der ebenfalls beanspruchte Rest -das sogenannte Britisch-Nordborneo mit den Provinzen Sabah und Sarawak - kam hingegen 1963 nach einer Volksabstimmung in den Besitz Malaysias. Aus Protest gegen diese «neokolonialistische Politik» Malaysias startete Sukarno unmittelbar danach eine schrittweise gesteigerte Eskalation - die sogenannte Konfron-tasi. Sie beinhaltete propagandistische, wirtschaftliche und schließlich auch militärische Maßnahmen, die, wie Sukarno ebenso offen wie überheblich verkündete, letztendlich die Vernichtung des Staates Malaysia zum Ziel hatten. Im selben Jahr begannen auch die direkten militärischen Zusammenstöße, die sich zum indonesisch-malaysische Krieg auf Borneo ausweiteten. Man geht davon aus, daß in diesen bis 1965 andauernden Kämpfen zwischen den malaysischen Truppen, die zum Teil von Großbritannien unterstützt wurden, und den kommunistischen Guerillas Indonesiens, die wiederum von der Hilfe Chinas und der UdSSR profitierten, in Nordborneo rund 760 000 Menschen getötet wurden.
Letztendlich blieb es bei der Teilung, was aber die Spannung zwischen beiden Ländern nicht minderte. Sie wurde 1965 zusätzlich durch die Entscheidung angeheizt, daß Malaysia in diesem Jahr einen Sitz im UN-Sicherheitsrat übernehmen durfte. Wahrscheinlich war es der von Sukarno daraufhin erklärte Austritt aus der UNO, der kurz danach zu dem von der Kommunistischen Partei Indonesiens ausgehenden Militärputsch im September 1965 und schließlich zum Sturz Sukarnos führte. In den folgenden antikommunistischen Demonstrationen verloren wahrscheinlich bis zu 87 000 Menschen ihr Leben. Nachfolger Sukarnos wurde jener General Ibrahim Suharto, der mit Unterstützung des Westens den kommunistischen Umsturzversuch Anfang 1966 niedergeschlagen hatte, womit gleichzeitig die indonesische KP vernichtet worden war. Unter ihm wechselte dann auch die Außenpolitik zu einem zwar nach wie vor blockfreien, jetzt aber antilcommunisti-schen Kurs, der Indonesien wieder in die UNO und in eine prowestliche Richtung führte. Der Westen, insbesondere die USA und Japan, belohnte diese politische Wende ausdrücklich mit seit
1966 merklich erhöhten finanziellen Unterstützungen von jährlich 450 Millionen Dollar und Waffenhilfen. 44
Ähnliche Konflikte zwischen blockfreien Staaten, die von den Fronten des Kalten Krieges beeinflußt wurden, entstanden auch zwischen Äthiopien und Somalia, am strategisch für beide Blöcke wichtigen Horn von Afrika. 45 Wie zuvor in
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