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Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Titel: Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stöver
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befürwortete, der aber die Reformen nicht weit genug gingen. Dazu gehörten Reformkommunisten wie der Vorsitzende der KPdSU in Moskau, Boris Jelzin, und bekannte Dissidenten. Auch Andrej Sacharow führte bis zu seinem Tod im Dezember 1989 eine Gruppe von Reformkommunisten im Kongreß der Volksdeputierten. Sie drängte auf die uneingeschränkte Einführung des Mehrparteiensystems und vor allem der Marktwirtschaft nach westlichem Vorbild.
    Zudem waren auch in der Sowjetunion die zunächst lokalen und regionalen Unabhängigkeitsbewegungen in den Einzelrepubliken immer stärker geworden. Nicht zuletzt diese entwickelten sich schließlich zur Existenzfrage für die Sowjetunion. Nachdem der Oberste Sowjet 1988 nationale Flaggen, Hymnen und Feiertage wieder zugelassen hatte, schienen viele Republiken, die bisher einheitlich auf sowjetische Symbolik gesetzt hatten, geradezu in nationalen Traditionen zu schwelgen. Gerade nichtrussische Völker entdeckten ihre Geschichte und vor allem ihre lange unterdrückten Sprachen wieder. Im Laufe des Jahres 1989 konnten die ersten Gesetze zur Förderung nichtrussischer Sprachen erlassen werden. Fast in gleichem Maße verschwand fast überall die sowjetisch-internationalistische Symbolik. Lenin-Denkmäler mußten teilweise vor Beschädigung oder Zerstörung geschützt werden. In anderen Republiken - so im traditionell verfeindeten islamischen Aserbaidschan und dem christlichen Armenien um die Exklave Nagorny-Ka-rabach - brachen nationale Konflikte offen aus. Insbesondere dort wurden die Probleme auch von außen geschürt.
    Nachdem bereits seit 1986/87 größere Demonstrationen stattgefunden hatten, forderten ab 1988/89 ganze Staaten ihre Souveränität. Den Anfang machten die Baltischen Republiken Estland, Lettland und Litauen, es folgten Moldawien, Armenien und Georgien, die schließlich sogar das Recht einforderten, eine eigene Armee zu unterhalten. Als erste Republik überhaupt erklärte Litauen am
    11. März 1990 seine Unabhängigkeit. Von nun an war der Zerfall der Sowjetunion nicht mehr aufzuhalten. Mitte 1990 kam es zur entscheidenden Unabhängigkeitserklärung, die letztendlich auch das Todesurteil für den Staatsverband der UdSSR war: Am 12. Juni
    1990 erklärte sich die Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik (RSFSR), das Kernland der UdSSR, für souverän.
    Seit März 1990 hatte die UdSSR eine Präsidialverfassung. Gorbatschow war mit umfassenden Vollmachten ausgestattet und führte einen verbissenen Kampf gegen die Auflösung der Union. Sein härtester Gegner blieb Boris Jelzin, der ab Juni 1990 als Präsident Rußlands amtierte. Daß tatsächlich nicht alle Republiken gegen einen Unionsverband waren, zeigte ein im März 1991 durchgeführtes Referendum, in dem sich fast zwei Drittel für eine erneuerte Staatenföderation aussprachen. Sechs Republiken nahmen allerdings gar nicht erst teil. Der wichtigste Streitpunkt betraf die nationalen Rechte der Einzelstaaten. Die Republiken pochten auf ihre Verfügungsgewalt über Grund und Boden, Produktion und Bodenschätze. Aber auch die grundsätzliche Frage, nämlich ob das Unionsrecht über dem nationalen Recht der Republiken stehe, ließ in den letzten beiden Jahren der Sowjetunion Reformen fast unmöglich werden. Gorbatschow wehrte sich gegen die Auflösung der UdSSR schließlich auch mit dem Einsatz des Militärs. Im April 1989 wurde die Armee in Georgien eingesetzt, wo 19 Tote und etwa 200 Verletzte zurückblieben, im Januar
    1990 marschierten sowjetische Streitkräfte in Aserbaidschan ein. Hier gab es sogar mehrere hundert Tote. 32 Gegen Litauen wurde zunächst eine Wirtschaftsblockade verhängt und im Januar 1991 auch militärisch interveniert. In Lettland wurde das Innenministerium gestürmt. Keine dieser Interventionen war jedoch in der Lage, den Zerfall der Union aufzuhalten.
    Die schwache Position Gorbatschows in der noch bestehenden UdSSR wurde im Sommer 1991 auch international sichtbar. Als am 18. August Mitglieder der KPdSU unter der Führung von KGB-Chef Krjutschkow und Vizepräsident Janajew gegen Gorbatschow putschten, konnte sich der Präsident der UdSSR nur mit Hilfe eines weiteren Rivalen, Boris Jelzin, an der Macht halten. Wenige Tage später trat Gorbatschow am 24. August als Generalsekretär der KPdSU zurück. Der Partei wurde wegen ihrer Verwicklung in den Putsch jede weitere politische Tätigkeit untersagt. Jelzin gelang es nun, sich innerhalb kürzester Zeit gegen Gorbatschow durchzusetzen: Unter

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