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Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Titel: Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stöver
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wurde Jugoslawien mit Kominform-Propaganda überschüttet.
    Zur Klarstellung der jugoslawischen Position und um das daraus erwachsende Mißverständnis der US-Politik deutlich herauszustellen, bleibt festzuhalten, daß Tito nicht etwa einen Bruch mit Stalin anstrebte, geschweige denn freiwillig aus dem Ostblock ausschied. Die noch monatelang andauernden Beteuerungen des jugoslawischen Staatschefs, er sei in Moskau mißverstanden worden, zeigten ein völlig anderes Bild. Daß Tito auch nach dem Hinauswurf immer wieder seine Frontstellung gegenüber dem Kapitalismus betonte, machte klar, daß er keinesfalls eine antikommunistische Kehrtwendung vollzogen hatte. Nichtsdestoweniger war man unter den Bedingungen des Kalten Krieges sowohl im Osten als auch im Westen davon überzeugt. Der sowjetische Verteidigungsminister Bulganin etwa bezeichnete die Jugoslawen im September 1949 als «böswillige Deserteure aus dem Lager des Sozialismus zum Lager des Imperialismus und Faschismus». 9 Auch eine zwei Monate später verabschiedete neue Kominform-Resolu-tion hielt den «Übergang der Tito-Clique zum Faschismus» für erwiesen. 10 Allerdings blieb in diesem Fall selbst die sowjetische Drohung, die «Bruderstaaten» würden einmarschieren, völlig wirkungslos. In der Sowjetunion und den moskautreuen Satellitenstaaten war die Rebellion Titos allerdings der Startschuß für eine allgemeine Jagd auf (Agenten des Westens» und «Titoisten».
    Aber auch im Westen hielt man die Vorgänge fälschlicherweise für ein freiwilliges Ausscheiden Jugoslawiens aus dem Ostblock. Hier reagierte man mit einer erstaunlichen Doppelstrategie. 1949/ 50 liefen die Hilfsmaßnahmen für Tito an, und bis 1963 wurden rund 2,2 Milliarden US-Dollar allein in Jugoslawien investiert. 11 Sie sollten nicht nur eine «Belohnung» für Tito, sondern auch ein Anreiz für andere Staaten sein, die mit der Möglichkeit eines «nationalen Weges» spielten. Zusätzlich wurde Jugoslawien 1949 zum Ziel einer der ersten Verdeckten Operationen, die entgegen der von der US-Regierung vorgegebenen Linie das Ziel hatte, im Rahmen der Rollback Policy eine Revolution in Jugoslawien auszulösen, um das Land vom Kommunismus zu befreien. 12 Eine solche Parallelstrategie der US-Behörden hat es im Kalten Krieg nur in Jugoslawien gegeben, und sie stieß bei Bekanntwerden auf heftige Kritik.
    Trotz eindeutiger Drohungen war es während der Berlin- und der Jugoslawien-Krise noch nicht zum militärischen Schlagabtausch gekommen. Dies änderte sich 1950 in Korea. Pläne zur Wiedervereinigung des seit 1945 geteilten Landes waren in den sowjetisch-amerikanischen Verhandlungen 1946 endgültig gescheitert. Unmittelbar danach hatten die USA die Korea-Frage an die UNO übergeben. Die kurz danach unter internationaler Kontrolle veranstalteten freien Wahlen konnten allerdings nur im Südteil stattfinden. So gab es ab August 1948 eine prowestliche «Republik Korea» unter Syngman Rhee, der im Krieg als Chef der koreanischen Exilregierung in den USA amtiert hatte. Im Norden etablierte sich im September des Jahres eine prosowjetische «Demokratische Volksrepublik Korea» unter Kim II Sung. Ausgebildet in China und der UdSSR, war der nordkoreanische Diktator in den dreißiger Jahren am Aufbau einer antijapanischen Guerillabewegung beteiligt gewesen und schließlich mit der Roten Armee nach Korea zurückgekehrt. Vorstellungen, den jeweils anderen Staat zu «befreien», gab es auf beiden Seiten, und entsprechende Zusammenstöße an der Grenze gehörten seit dem Abzug der Besatzungsmächte zur Tagespolitik. Die Invasion jedoch, die am 25. Juni 1950 um vier Uhr mor-

    der erste grosse krieg des kalten Krieges Der Krieg in Korea war einer der ersten großen Stellvertreterkonflikte des Kalten Krieges, und auch hier spielte ein möglicher Atomwaffeneinsatz rasch eine wichtige Rolle. Während der Krieg militärisch lediglich den Status quo bestätigte, waren die weltweiten Auswirkungen immens. Die eigentlich Betroffenen des Krieges waren allerdings wieder einmal die Zivilisten. Der Krieg kostete nach konservativen Schätzungen etwa vier Millionen Menschen das Leben und zwang Millionen zur Flucht.
    gens mit rund 200 000 nordkoreanischen Soldaten begann, ging weit über die vorangegangenen Scharmützel hinaus und sorgte auch im fernen Europa sofort für Invasionsängste.
    Heute weiß man, daß die Sowjetunion an der Vorbereitung der Invasion beteiligt war und auch der 1949 siegreich aus dem Bürgerkrieg

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