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Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Titel: Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stöver
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Lumumba geplant. Im Falle Castros schlugen die Operationen mehrfach fehl. Als Kennedy 1963 selbst einem Attentat zum Opfer fiel, kursierten unmittelbar danach Gerüchte, dies sei die Rache Kubas gewesen. Zu beweisen war dies niemals, doch sprachen schon damals einige Fakten dafür. Auch Lumumbas Tod im Januar 1961 blieb ungeklärt. Die CIA war wohl nur indirekt beteiligt. Weitere westliche Anschlagsziele waren Stalin, der chinesische Ministerpräsident und Außenminister Tschou En-lai sowie der indonesische Staatschef Achmed Sukarno, dem die Amerikaner nicht nur den Weg in die Blockfreiheit, sondern vor allem die Annahme sowjetischer Hilfe übelnahmen. Allerdings wurden die Pläne in diesen Fällen nicht umgesetzt.
    Der sowjetische Geheimdienst plante zwischen 1948 und 1953 unter anderem die Ermordung Titos. Unter Chruschtschow wurden vor allem die im Westen aktiven antisowjetischen Emigranten mit Attentaten verfolgt: unter anderem die NTS-Angehörigen Ge-orgi Okolowitsch, Wladimir Poremski, Alexander Truschnowitsch und Lew Rebet, darüber hinaus zum Beispiel auch Stepan Bandera von der ukrainischen Exilgruppe OUN, deren militärischer Flügel sich in den vierziger und fünfziger Jahren in der UdSSR noch regelrechte Gefechte mit der Roten Armee lieferte. Truschnowitsch wurde 1954 in Westberlin entführt und starb wohl auf dem Weg in ein sowjetisches Lager. 1957 wurde Rebet ermordet, 1959 Bandera. Beide fielen Giftattacken zum Opfer. Seit den sechziger Jahren reduzierte man solche Aktionen. Aufgegeben wurden sie niemals. Späte Aktionen waren die gezielte Tötung des ehemaligen politischen Häftlings und nunmehrigen Fluchthelfers Martin Gartenschläger im Jahr 1976 und der gescheiterte Giftanschlag auf den Fluchthelfer Wolfgang Welsch 1981.
Die Technik des Kalten Krieges
    Der Kalte Krieg war über seine gesamte Dauer ein Hightech-Kon-flikt, in dem der Erfolg in der Forschung nicht zuletzt den Vorsprung in der Waffentechnik garantierte. Technischer Rückstand wurde immer als Sicherheitsrisiko interpretiert. Deshalb rekrutierten beide Siegermächte zu Beginn des Kalten Krieges Spezialisten, selbst wenn sie politisch hoch belastet waren, und nur so ist zum Beispiel die ansonsten völlig überzogen wirkende Panik in den USA angesichts des sowjetischen Sputnik-Erfolgs 1957 zu erklären. Der «Sputnik- Schock» war bezeichnenderweise zugleich der Ausgangspunkt einer westlichen Bildungsinitiative, die in den USA schon 1958 mit dem National Defense Education Act einsetzte. Sie zielte unter anderem auf die verstärkte Rekrutierung der wissenschaftlichen Intelligenz. Das rasante technologische Tempo, das der Kalte Krieg von Beginn an vorlegte, veränderte gleichzeitig die Bedingungen unter denen der Konflikt stattfand so schnell, daß bestimmte Entwicklungen, kaum daß sie abgeschlossen waren, schon fast als Anachronismus erschienen. Als Stalin
    1948 in Erinnerung an die deutschen Angriffe auf Moskau im Zweiten Weltkrieg ein Luftabwehrsystem (Berkut) für die sowjetische Hauptstadt in Auftrag gab, war es, als es 1957 schließlich einsatzbereit wurde, von der technischen Wirklichkeit bereits überholt. Nicht 1000-Bomber-Angriffe standen für den Dritten Weltkrieg zu erwarten, sondern vor allem einzelne Atomraketen, die allerdings wesentlich schneller einflogen. Gegen sie waren die extrem kostenaufwendigen «Moskauer Palisaden» (Moskowsky Giasto-kol), wie sie Chruschtschow nannte, zunächst fast hilflos.
    Viele technische Errungenschaften, die heute überwiegend zivil genutzt werden, sind kaum noch als militärische Entwicklungen des Kalten Krieges bekannt. Der Computer wurde zwar in den dreißiger Jahren erfunden und zum Teil im Zweiten Weltkrieg militärisch genutzt. Doch erst in der Nachkriegszeit wurde er durch die militärischen Anforderungen unverzichtbar. Der 1930 in die USA eingewanderte ungarische Mathematiker Johann (John) von Neumann erfand das Konzept der Speicherprogrammierung, um die Menge von konventionellem Sprengstoff zu ermitteln, die benötigt wurde, um einen Nuklearsprengsatz zur kritischen Masse zusammenzupressen und damit zur Detonation zu bringen. Für die Entwicklung von Atomwaffen, für die Lenkung von Waffensystemen, vor allem aber für den Betrieb von Luftraumüberwachungssystemen, die schließlich auf automatisierten Starts beruhten, waren Computer bereits im letzten Drittel der vierziger Jahre unverzichtbar. 53 Der 1944 einsatzfähige und bis 1959 genutzte amerikanische Röhrenrechner MARK 1 wurde,

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