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Der kalte Kuss des Todes

Der kalte Kuss des Todes

Titel: Der kalte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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an.
    »Ich kann nicht, Dmitri.«
    »Wadim wird nie davon erfahren. Und ich schwöre, wenn irgendetwas zwischen uns nicht so sein sollte, wie . . . ich meine, wenn es nicht so läuft. . . dann werde ich nie, nie wieder . . . Katja, bitte. Ich kann nicht allein sein. Ich werde noch verrückt!«
    »Aber es ist doch kein Mittel gegen Einsamkeit, mit einer Frau. . .« Sie verstummte.
    »Du weißt sehr gut, dass es doch so ist.«
    »Es geht nicht. Das ist unmöglich.«
    »Für mich gibt es nichts Unmögliches!«, stieß er hervor, zog seine Hand aber doch zurück. »Das heißt also, all meine Worte und Bitten bedeuten dir nichts?«
    Katja stand auf.
    »Ich muss jetzt gehen.«
    Er richtete sich gerade auf. Nur mit Mühe hielt Katja seinem Blick stand.
    »Sie brauchen mich nicht nach Hause zu bringen, Dmitri. Die Metro ist ja gleich nebenan, ich komme schon allein zurück.«

27 Gefesselt
    »Ich muss ihn sehen, Nikita, ich flehe dich an . . .«
    »Ein Knast ist kein Zoo, Katja!«
    Kolossow stand am Fenster und hatte sich demonstrativ abgewandt.
    »Ich will ihn aber sehen. Ich muss unbedingt mit ihm reden«, wiederholte sie hartnäckig. »Nach allem, was ich für dich getan habe, kannst du mir das nicht abschlagen. Dazu hast du kein Recht!«
    Kolossow drehte sich um. Oho, jetzt wurde schon aufgerechnet, wer in diesem Fall wie viel geleistet hatte. Das passte gar nicht zu Katja!
    »Ich will ihn ja nur eins fragen – wo Lisa ist. Ihr kriegt auf diese Weise sowieso nichts aus ihm raus!«
    »Auf diese Weise? Was meinst du damit?«
    »Mit miesen Tricks. Zum Beispiel, seinen Bruder anzustiften, den Judas zu spielen!«
    Kolossow fühlte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss, als hätte Katja ihm eine Ohrfeige verpasst.
    Sie wandte sich ab; dann durchquerte sie rasch das Büro, setzte sich auf einen Stuhl und kauerte sich zusammen.
    »Entschuldige, Nikita. Ich weiß selbst nicht, was mit mir los ist. Ich bin mit den Nerven am Ende. Kannst du’s mir wirklich nicht erlauben? Ich muss Stepan sehen. Auch wenn er mir nichts sagt. . . kann ich nicht trotzdem zu ihm? Ich will ihn mit eigenen Augen sehen . . . mich überzeugen . . .«
    »Wovon? Wovon willst du dich überzeugen, Katja?« Kolossow stand kurz davor, aus der Haut zu fahren und ihr Dinge zu sagen, die sie ihm so bald nicht verzeihen würde.
    »Ich will mir selber sagen können: Es ist vorbei, Lisa ist tot, und er hat sie ermordet. Aber jetzt . . .jetzt kann ich das nicht sagen. Ich muss es von ihm selbst hören oder es in seinem Gesicht sehen.«
    »Kannst du jetzt auch Gedanken lesen?«
    »Nein, aber. . . Für mich ist es vielleicht sogar schwerer als für euch alle, mit ihm zu reden. Aber es ist meine Pflicht Lisa gegenüber. . .« Katja stockte und holte tief Luft. »Ich kann diese Verantwortung nicht wegschieben.«
    »Ich muss einen Fall lösen, Katja! Diese Verantwortung kann ich nicht wegschieben, denn dieser Fall ist noch nicht endgültig aufgeklärt. Uns liegt weder ein Geständnis vor, noch ist die Waffe gefunden, mit der er den Opfern die Wunden zugefügt hat!«
    »Das ist es nicht allein, Nikita. Mich kannst du nicht hinters Licht führen. Und du brauchst mich auch nicht anzuschreien.«
    Sie blickten einander an, bis Kolossow resigniert seufzte und klein beigab.
    Im Verhörraum des Untersuchungsgefängnisses warteten sie, dass die eigens verstärkte Wache Stepan Basarow zu ihnen führte. Katja spürte ein unangenehmes Ziehen in der Magengrube. Es war keine Angst, keine Schwäche und auch nicht die frühere ungesunde Neugier. Die Wahrheit war, dass all ihre beharrlichen »Ich muss ihn sehen« nur auf eins hinausliefen: Katja konnte sich nicht so ohne weiteres von diesem schrecklichen Menschen befreien – und das, obwohl sie beim Gedanken an das Video von seiner Festnahme jedes Mal ein Brechreiz überfiel. Vielleicht würde diese Begegnung von Angesicht zu Angesicht sie endgültig von dieser unheimlichen Faszination befreien.
    Dass sein Bruder sich ihr angeboten hatte, ließ Katja ebenfalls keine Ruhe. Konnte Dmitri vielleicht eine Art Heilmittel sein gegen diese sündhafte Versuchung, wie man früher sagte? Denn was waren Zwillinge anderes als ein und derselbe Mensch in zwei Gestalten?
    Katjas verworrene Gedankengänge rissen abrupt ab: Die Wache führte Stepan herein. Sie hatte erwartet, ein halb irres Geschöpf zu sehen, schmutzig, zottelhaarig, unrasiert, furchterregend. Aber Basarow sah vollkommen normal aus: glatt rasiert (Gibt man ihm hier etwa einen

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