Der kalte Kuss des Todes
darüber will ich nicht mehr reden. Mit keinem. Das ist in mir und wird mit mir sterben.«
»Wo ist Lisa?« Katja stand auf. »Wenn du ihr nichts getan hast, wo ist sie dann?«
»Ich weiß es nicht! Wieso sollte ich ihr etwas tun? Diese dumme, hysterische Kuh! Und wieso sollte ich die anderen umbringen? Ich weiß ja nicht mal, wer die Typen sind! Bei den Verhören hält man mir die Fotos irgendwelcher verrotteter Leichen vor die Nase . . . Ich bin kein Idiot, begreift das doch. Ich begehe keine sinnlosen Verbrechen! Warum sollte ich diese Leute ermorden, die mir völlig unbekannt sind?«
»Ist nicht unser Blut und das von Tieren vom Geschmack her gleich? Du hast doch selbst zugegeben – du liebst den Geschmack von Blut.« Katja war empört, wie er über Lisa gesprochen hatte. Was war das für eine Bestie! Kein Funke Mitgefühl!
Stepan Basarow blickte auf seine gefesselten Hände. Auf seinem Gesicht erschien ein seltsames Lächeln – das gleiche Lächeln wie in der Nacht des Überfalls auf die Zigeuner, rätselhaft, wild. . .
»Nein, ich glaube, der Geschmack ist verschieden. Aber ich weiß es nicht, ich hab noch kein Menschenblut probiert. Du stellst sehr merkwürdige Fragen, Katja. Wer ist hier eigentlich der irre Mörder?«
Die Kette mit den Handschellen klirrte.
»Geh jetzt.« Er versuchte aufzustehen. »Und denk daran, was ich dir gesagt habe. Es ist noch nicht zu Ende. Wir werden schon noch sehen, wer von uns verrückt ist!«
»Wie ist das Gespräch gelaufen?«, fragte Kolossow brennend vor Neugier, als die Wachsoldaten die Handschellen losgemacht und Basarow zurück in die Zelle geführt hatten.
»Schlecht. Es war dumm von mir, hierher zu kommen. Du hattest Recht.«
»Was genau hat er dir gesagt?«
»Dass er niemanden getötet hat.«
»Das hat er den Ärzten auch gesagt.«
»Er hat hinzugefügt, dass er keine sinnlosen Verbrechen begeht. Angeblich hat er Dmitri bei ihrer beider Mutter geschworen, dass er es nicht getan hat.« Katja trat an das staubige, vergitterte Fenster. Sie fühlte sich entsetzlich müde, als hätte sie schwere körperliche Arbeit hinter sich. Nein, sie hatte nicht erwartet, dass das Gespräch mit Basarow so verlaufen würde.
»Übrigens hat er noch gesagt, ihr solltet seine beiden Mithäftlinge aus der Zelle nehmen. Er hat euch durchschaut, Nikita. Wenn sie nicht aufhören, ihn zu bearbeiten, will er sie beide umbringen.«
Kolossow richtete sich auf und kniff die Augen zusammen. Als er wieder sprach, hatte sein Tonfall sich verändert. »Und was für einen Eindruck hattest du von ihm?«
»Ich weiß nicht, Nikita. Er ist jedes Mal anders. Manchmal denke ich, der Mann bei den Zigeunern und bei euch auf dem Video war gar nicht er.«
»Worüber ihr in intimer Zweisamkeit sonst noch geplaudert habt, wirst du mir wohl nicht verraten?«
»Über nichts sonst«, erwiderte Katja in beiläufigem Tonfall. »Was Lisa angeht, hat er das Gleiche gesagt wie über die anderen . . . dass er sie nicht getötet habe.«
Kolossow trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte.
»Ich habe die ganze Zeit nachgedacht, während ihr euch unterhalten habt. Entschuldige, wenn ich unfreundlich zu dir war – meine Nerven sind auch nicht mehr die besten. Ich kann mir vorstellen, wie dir zu Mute ist. Also, ich habe mir Folgendes überlegt: Wir haben unsere Arbeit getan, aber trotzdem, irgendwas stimmt an der Sache nicht. Alles läuft auf diesen Irren hinaus, zu sehr sogar, nur. . . Den Gegenstand, mit dem er Grant und Jakowenko die Kehle zerrissen hat, haben wir immer noch nicht gefunden. Bei seiner Festnahme hatte er nichts bei sich, das weißt du ja selbst. Und bei den Durchsuchungen konnten wir trotz aller Bemühungen keine Waffe finden. Aber er muss etwas gehabt haben. Der Pathologe hat gesagt, es handle sich um eine ungewöhnliche, von außen zugefügte Verletzung. Aber sowohl Grant wie Jakowenko wiesen ein mechanisches Trauma auf und keine . . .«
»Bissspuren?« Katja schauderte. Mein Gott, wie hatte es bei Mérimée geheißen: »Das ist keine Verwundung, sondern ein Biss!« Hier war es gerade umgekehrt. . .
»Er muss irgendeine Waffe gehabt haben, ein Werkzeug. Vielleicht hat er es anschließend weggeworfen . . . Aber wäre das nicht seltsam? Die blutbefleckte Kleidung hat er zu Hause ausgezogen und sie dort anscheinend ganz vergessen. Diesen Gegenstand jedoch hat er so schnell wie möglich verschwinden lassen. Warum? Und dann ist da noch etwas . . .«
»Die Haare an den
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