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Der kalte Kuss des Todes

Der kalte Kuss des Todes

Titel: Der kalte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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Minute!« Katja stürzte aus der Kantine.
    Schon seit langem wusste sie eins genau: Nikita Kolossow sagte und tat niemals etwas ohne Grund. Beim letzten Mal hatte er sie in seine Berufsgeheimnisse eingeweiht, weil er ihre überschäumende Fantasie für nützlich hielt. Was kann in Rasdolsk los sein?, überlegte Katja fieberhaft. Ein Auftragsmord – anschließend beseitigt man den Killer, um die Spuren zu verwischen. Das wird in solchen Fällen und bei dieser Art von Verbrechen fast immer so gemacht. Was ist für Nikita so unverständlich daran?
    Katja konnte noch nicht ahnen, dass die Frage, was in diesem malerischen Winkel vor den Toren Moskaus vor sich ging, bald auch für sie persönlich wichtig werden sollte. Sehr wichtig. Von der Antwort auf diese Frage würden Leben und Tod abhängen.

6 Ein Ort, an dem Menschen verschwinden
    Katja hatte nicht die leiseste Ahnung, was sie in Rasdolsk erwartete. Aber sie stellte dem Chef der Mordkommission keine überflüssigen Fragen. Schweigend starrte sie aus dem Fenster des Shiguli. Der Frühling ging zu Ende; ringsum breiteten sich leere, unbestellte und mit Unkraut überwucherte Felder aus.
    »Nikita, warum ist niemand auf den Feldern?«, entschloss sie sich schließlich zu fragen.
    »Wer sollte denn da sein?«
    »Na, Bauern. Kolchosarbeiter. . .«
    »Das ist Brachland.« Kolossow bog in die Landstraße ein. »Das Säen und Ernten haben sie in Rasdolsk längst verlernt. Da gibt es nur noch eine schwächliche Viehwirtschaft, damit die Datschenbewohner frische Milch bekommen. Aber alles andere ist weg – aus und vorbei.«
    Er verringerte die Geschwindigkeit, und sie gelangten auf eine ruhige Dorfstraße, die gleich hinter dem Wald begann. Katja blickte sich um: alte Datschen, einige sicher noch aus der Vorkriegszeit.
    »Wo sind wir hier eigentlich?«, fragte sie.
    »Polowzewo.« Kolossow hielt vor einem zweistöckigen Haus mit Veranda, das von der Zeit dunkel geworden war. »Hier ist Grant ermordet worden, Katja.«
    Kolossow war sich noch unschlüssig. Sollte er Katja in alle Einzelheiten einweihen? Irgendetwas sagte ihm, dass Katja ihm in diesem Fall vielleicht nützlich sein konnte. Dieses Gefühl hatte er früher schon einmal gehabt, und es hatte sich bezahlt gemacht, sich davon leiten zu lassen. Aber vielleicht war alles viel einfacher: Er hatte Katja einfach gern um sich. Sehr gern sogar. Nur konnte er sich diesen Wunsch aus Stolz und einer Art unvernünftigem Eigensinn nicht eingestehen.
    Den Tatort musste er sich noch ein zweites Mal anschauen. So ging er immer vor. Gewöhnlich tat er das allein und ohne Zeitdruck, besichtigte den Schauplatz des Verbrechens in aller Ruhe und versuchte, sich ein Bild der Ereignisse zu machen.
    Katja wartete offensichtlich auf Erklärungen. Kurz berichtete er ihr die wichtigsten Fakten.
    »Du bist so sicher, dass es tatsächlich dieser Grant war, der Sladkich ermordet hat. Gibt es Beweise dafür?«
    »Ja, und zwar eindeutige.«
    »Sind wir hier eigentlich allein? Wo stecken die Besitzer?«
    »Die Besitzerin. Dolores Romualdowna Prosorowa. Eine Professorenwitwe und Rentnerin. Sie ist zurzeit bei ihrem Sohn, einem Physiker, in Spanien. Sie hat dort noch viele Verwandte aus den Zeiten des Bürgerkriegs. Abgereist ist sie am 2. Mai, das haben wir bereits ermittelt.«
    »Und auf welche Weise hat ein Krimineller wie Grant Bekanntschaft mit dieser ehrbaren Witwe geschlossen und ist ihr Mieter geworden?«
    »Das müssen wir noch klären. Ihre Nachbarn in Moskau sagen, sie käme in ungefähr zwei bis drei Monaten zurück. Offenbar hat sie die Datscha für die Dauer ihrer Abwesenheit vermietet. Aber an wen? An Grant selbst? Er wollte dort ja nur für zwei, drei Tage unterschlüpfen. Männer wie er bleiben nicht lange an einem Ort.«
    »Ich weiß«, sagte sie mit würdevollem Nicken. »Heutzutage muss man jemanden auch gar nicht persönlich kennen lernen, um eine Datscha zu mieten. Man ruft einen Makler an oder kauft sich einfach die Zeitschrift › Von Hand zu Hand ‹ und sucht sich die passende Gegend aus, da findet man immer was. Kann man sich mit dem Besitzer über den Preis einigen, ist die Sache unter Dach und Fach.«
    Kolossow widersprach nicht. An Katjas Ausführungen machte ihn nur die Bemerkung von der »passenden Gegend« hellhörig. Grant hatte tatsächlich die kürzeste Verkehrsverbindung zwischen Tatort und Versteck gewählt. Und wie es aussah, hatte er das alles im Voraus geregelt. Aber hatte er es wirklich selbst getan?
    »Gehen

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