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Der kalte Kuss des Todes

Der kalte Kuss des Todes

Titel: Der kalte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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einem Jahr gepachtet. Zuerst wurde es renoviert, aber mittlerweile ist es komplett als Feldlager ausgestattet worden.«
    »Ein Lager? Wozu denn?«
    »Für seine Schule. Training an der frischen Luft, Joggen und alles, was dazugehört. Das heißt, unser Kämpfer weilt jetzt meist bei seinen Adepten. Und was Lisa betrifft. . . Es würde nicht schaden, wenn man sie darüber aufklärte, wen sie da eigentlich so unbedingt heiraten will.«
    »Worüber aufklären?« Katja begriff gar nichts mehr.
    Doch Wadim brach das Thema unvermittelt ab. »Alles nur Tratsch, Katja. Ich will das jetzt nicht Wiederkäuen.«
    Beinahe hätte sie ihm eine spitze Antwort gegeben: Was hast du denn gerade die ganze Zeit gemacht, mein Lieber? Doch sie hielt sich zurück.
    Um halb eins war der Artikel für die Zeitschrift fertig. Katja rief bei ihrer Bekannten im Sekretariat an, und diese teilte ihr mit, Kolossow sei gerade an ihrer Tür vorbeigekommen – offenbar auf dem Weg in die Kantine. Ohne eine Sekunde zu verlieren, rannte Katja in Windeseile aus dem Büro und lief die Treppe hinunter, wobei sie immer zwei Stufen auf einmal nahm.
    Während sie im Vestibül vor dem Aufzug auf und ab ging, tat sie so, als betrachte sie die bunten Titelbilder der Zeitschriften am Bücherkiosk. In Wirklichkeit beobachtete sie mit Adleraugen die Treppe. Ah, da kam er ja, der Lang erwartete.
    »Was kostet die Daphne DuMaurier?«, erkundigte Katja sich laut, als Kolossow den Kiosk erreicht hatte. »Geben Sie mir bitte › Gasthaus Jamaica ‹ und . . . oh, einen Moment, ich glaube, ich habe mein Geld vergessen, ich muss schnell noch mal nach oben ins Büro . . . guten Tag, Nikita!« Zorn über ihre Vergesslichkeit und aufrichtige Freude beim Anblick des bekannten Gesichts mischten sich sehr überzeugend in ihrer Stimme.
    »Nehmen Sie das Geld für das Buch von mir. . . und für mich bitte die › Komsomolskaja Prawda ‹ .« Er reichte Katja das »Gasthaus Jamaica« und erwiderte erst jetzt ihre Begrüßung. »Guten Tag, Katja.«
    »Vielen Dank. Ich geb dir das Geld heute Nachmittag zurück«, versprach Katja.
    »Gehen wir.« Er ließ ihr den Vortritt in die Kantine.
    Nachdem sie sich an einen kleinen Ecktisch gesetzt hatten, dachte Katja traurig: Da sind wir beide nun Freunde. Und ganz offensichtlich gefalle ich ihm. Wozu dann eigentlich diese ganze dumme Komödie, zum Teufel? Wozu dieses Auflauem und Abpassen? Was ist einfacher, als ohne Umschweife zu sagen: Ich interessiere mich brennend für den Mord in Rasdolsk. Wir beide, Nikita, kennen uns nun schon so lange, kannst du mir als einer guten Freundin nicht mehr darüber verraten?
    Seufzend spießte sie mit der Gabel ein wenig Rübenpüree auf. »Du bist so lieb, Nikita. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte noch mal bis in den dritten Stock laufen müssen, um das Geld zu holen, und hier wären die leckersten Sachen alle schon weg gewesen. . .«
    »Willst du Süßholz raspeln, Katja?« Er trank einen Schluck Tomatensaft. »Verflucht, der ist ja gezuckert! Wer kommt denn auf die Idee, Zucker in Tomatensaft zu tun?«
    »Irgendein Original«, warf Katja rasch ein. › Jetzt gibt es überall nur noch Originale. Wie ich gehört habe, auch in Rasdolsk . . . euren Grant hat man ja auch auf höchst originelle Weise umgebracht.«
    Kolossow schob das Glas mit dem Saft zu Katja hinüber.
    »Irgendwann bringst du mich mit deiner Allwissenheit noch zur Verzweiflung«, sagte er. »Woher weißt du denn jetzt schon wieder über Grant Bescheid?«
    »Ist an der Sache irgendwas faul, Nikita?«
    »Ja.«
    »Und was?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    Sie blickten einander an. Sie beide hatten schon früher mit Fällen zu tun gehabt, bei denen »etwas faul war«. Beim letzten Mal war Kolossow selbst zu Katja gekommen. Nun musste er daran denken, dass Katjas Hilfe ihm damals durchaus von Nutzen gewesen war.
    »Brauchst du Stoff für einen Artikel?«, fragte er ohne Umschweife.
    »Wäre nicht schlecht.«
    »Ich mache es kurz: Vorläufig wirst du über diesen Fall nichts schreiben.«
    »Und wie lange dauert dieses › vorläufig ‹ ?«
    »Bis ich dir grünes Licht fürs Schreiben gebe.«
    »Und was kriege ich Stattdessen?« Katja stützte das Kinn auf die Fäuste.
    »Stattdessen kannst du gleich mit mir nach Rasdolsk fahren – natürlich nur, wenn du willst. Es gibt dort ein paar interessante Neuigkeiten. Genug für deine unersättliche Neugier, glaub ich.«
    »Wage es ja nicht, ohne mich loszufahren – ich bin sofort zurück! In einer

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