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Der kalte Kuss des Todes

Der kalte Kuss des Todes

Titel: Der kalte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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Lippen, und sie stieß einen furchtbaren Schrei aus, zuckte und krümmte sich in den Armen des völlig verblüfften Sidorow. Der zerrte sie ins Haus und rief nach dem Wachhabenden, er brauche Hilfe.
    »Eine Verrückte.« Kolossow wandte sich Dmitri zu. »Vermutlich Epileptikerin.«
    Dmitri blickte der Pennerin halb neugierig, halb angeekelt nach.
    »Wieso hat sie mich Werwolf genannt?«, fragte er. »Offenbar hat sie tatsächlich mich damit gemeint. Was für eine bizarre Fantasie!«
    Auf dem Rückweg nach Moskau erzählte Sergej Dmitri mit halblauter Stimme von Kolossow: »Ein prima Kumpel, dieser Major. Immer zur Stelle, wenn man Hilfe braucht.«
    »Mir geht diese Verrückte nicht aus dem Kopf«, gestand Dmitri, als Sergejs ein wenig gezwungen wirkende Beredsamkeit schließlich versiegte. »Warum hatte sie solche Angst vor mir? Und wieso hat sie mich Werwolf genannt? Was ist das für ein Unsinn?«
    Er warf im Rückspiegel einen Blick auf Lisa, die beharrlich zum Fenster hinausstarrte.
    »Wo soll ich dich absetzen, Lisa? Bei dir oder bei deinen Eltern?«, fragte er.
    »Bei meinen Eltern.« Lisas Stimme versetzte Katja einen Schock. Was hatte die Freundin? Machte ihr der Tod des Schwiegervaters tatsächlich so zu schaffen? »Ich habe keine Kraft mehr, Dmitri. Alles ist zu Ende. Finita la commedia.«
    »Soll ich vielleicht mit ihm sprechen?«, fragte Dmitri leise.
    »Auf keinen Fall, misch dich ja nicht ein!« Lisa fuhr auf und griff nach der Rückenlehne des Vordersitzes. Durch die abrupte Bewegung rutschte ihr die Brille von der Nase und fiel zu Boden. Und da sah Katja es . . . Das Make-up, das Lisa sich dick aufs Gesicht aufgelegt hatte, konnte den großen blauen Fleck unter einem Auge und die tiefe Schramme auf der Schläfe nicht verbergen. Rasch bückte sie sich, um die Brille aufzuheben. Ihre Hände zitterten, als sie in der Handtasche nach Zigaretten suchte.
    Seit wann raucht Lisa?, fragte Katja sich verwundert.

16 Probleme der Lykanthropie
    »Dmitri, setzen Sie mich und Sergej doch bitte an der Metrostation › Ismailow-Park ‹ ab.« Zu Sergejs Erstaunen deutete Katja auf das soeben vorübergleitende, vom Licht der Straßenlaternen hell beschienene Gebäude der Station. »Wir haben einem kranken Bekannten versprochen, ihn auf dem Rückweg zu besuchen.«
    »Was denn für einen Bekannten?«, fragte Sergej verständnislos und mürrisch.
    »Andrej Galkin. Er hatte doch einen Sportunfall«, gab Katja augenblicklich zurück, ohne mit der Wimper zu zucken. »Hast du das etwa vergessen?«
    Während Katja sich von Dmitri und Lisa verabschiedete, ihnen ihr Mitgefühl aussprach und sie bat, den Mut nicht sinken zu lassen, nickte Sergej den beiden nur zu. Sobald Dmitris Auto außer Sichtweite war, bemerkte er: »Was soll das mit dem Krankenbesuch? Erstens wohnt Andrej schon lange nicht mehr in dieser Gegend, und zweitens ist er nicht krank, sondern begleitet gerade eine Reisegruppe nach Tunis und kommt erst in zwei Wochen zurück. Wenn du nur einen Vorwand brauchtest, um . . .«
    »Andrej ist gar nicht in Moskau? Wie ärgerlich! Warum hast du mir das nicht gesagt?« Katja stampfte mit dem Fuß auf den Asphalt. »Muss er ausgerechnet jetzt wegfahren, wenn ich ihn mal dringend brauche? Ich wollte ihn um Rat fragen.«
    Sergej seufzte nur. Jetzt war er auch noch schuld! Andrej Galkin war ein guter Freund und Kollege, ein Experte in allen Dingen, die mit Esoterik, Mystik und übersinnlichen Erscheinungen zu tun hatten – eine wandelnde Enzyklopädie alter Kulturen und Religionen.
    »Wozu denn um Rat fragen? Mit dir hat man wirklich keine Langeweile, Katja!«
    »Das finde ich auch! Weißt du was, wir nehmen uns ein Taxi und fahren zu mir.« Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Es ist noch früh, erst kurz vor sieben. Ich lade dich offiziell zum Abendessen ein. Du hast doch immer davon gesprochen, dass du Wadim und mich mit Huhn in chinesischer Sauce bewirten willst. Ein gekochtes Huhn schwimmt bei mir zu Hause gerade in Bouillon. Die Sauce ist deine Sache. Während du dir überlegst, was alles hineinkommt, blättere ich ein paar Bücher durch. Ich muss einige Dinge überprüfen. Beim Essen können wir dann darüber reden. Einverstanden?«
    Ungefähr um dieselbe Zeit trat Nikita Kolossow auf dem Milizrevier von Rasdolsk vor den Tisch des Wachhabenden und bat um einen Computerausdruck sämtlicher im Bezirk registrierter Vorkommnisse der letzten zwei Monate. In einer Ecke der Wachstube thronte hinter einem Schreibtisch Inspektor

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