Der kalte Kuss des Todes
fragte sie in offiziellem Tonfall und warf dabei Dmitri und Sergej einen beschwichtigenden Blick zu: Regt euch nicht auf, gleich wird alles geklärt.
Kolossow trat schweigend beiseite und ließ sie in sein Büro, schloss die Tür aber nicht. Katja selbst stieß sie mit dem Fuß zu. Kolossow grinste.
»Du hast ja schnell Sehnsucht nach mir bekommen. Das sind also deine Bekannten aus Uwarowka. Nicht übel. Du verkehrst ja in den besten Kreisen! Und dieses geschniegelte Sensibelchen ist sicher dein Busenfreund, wie?«
»Nikita, was ist los?«, flüsterte Katja aufgeregt, ohne seine dreisten Bemerkungen zu beachten. »Warum hast du diese Sache in die Hand genommen? Handelt es sich etwa um Mord? Hat man Wladimir Basarow umgebracht und den Unfall nur vorgetäuscht?«
Kolossow gab keine Antwort und riss Stattdessen die Tür auf.
»Kommt rein, Jungs. Ich glaube, wir haben keine Geheimnisse voreinander. Katja, setz dich hierher in die Ecke, da zieht es nicht so durchs Fenster. Und sei um Himmels willen mal ein paar Minuten ruhig.«
Er verbot ihr den Mund, noch dazu in derber Form! Dabei hatte sie sich doch nur für das »geschniegelte Sensibelchen« verwenden und dabei en passant bestimmte eigene Fragen klären wollen. Na, darauf würde sie noch zurückkommen. So leicht ließ sie sich nicht abwimmeln!
Dmitri schob seinen Stuhl neben den Katjas – absichtlich und demonstrativ.
»Was ich wissen möchte«, wandte er sich an Kolossow, »haben Sie schon die Ergebnisse der Autopsie?« Er stellte die Frage so, als wäre er in diesem Büro die Hauptperson.
»Haben wir.« Kolossow blickte auf den Stapel Fotokopien auf seinem Schreibtisch.
»Und?« Basarow legte den Kopf zurück.
»Zuerst möchte ich, dass Sie mir einige Fragen beantworten, Dmitri. Eine Formalität, die sich nicht vermeiden lässt. Heute Nacht hatte ich keine Gelegenheit, mich mit Ihnen zu unterhalten. Ihnen war nicht gut.«
»Mit mir war alles in Ordnung.«
»Gut, dann hat es sich eben nicht ergeben. Vielleicht möchten Sie nicht, dass bei diesem Gespräch Außenstehende dabei sind. . .«
»Sergej ist Ihr Freund, wenn ich es recht verstanden habe, und meiner auch. Und wie Sie ganz richtig bemerkten, haben wir keine Geheimnisse voreinander.« Dmitri legte die Hand auf die Rückenlehne von Katjas Stuhl. »Was möchten Sie wissen?«
»Wir haben zwei Vorladungen verschickt – an Sie und Ihren Bruder Stepan. Warum sind Sie ohne ihn gekommen?«
»Stepan kann jetzt nicht. Papas Tod. . .« Dmitri stockte. »Mein Bruder ist erst kürzlich von einer schweren Krankheit genesen. Wir haben gerade unseren Großvater begraben. Stepan hat das alles sehr mitgenommen. Ich werde für ihn antworten. Auf alle Ihre Fragen.«
»Einverstanden. Dann verzichten wir auf sein Kommen.« Zu Katjas Verwunderung gab Kolossow sofort nach. »Heute war Arkadi Swiridow bei uns.«
»Ja, ich hatte ihn darum gebeten . . . Entschuldigung, Sie heißen doch Nikita? Und wie lautet Ihr Vatername? Es ist mir unangenehm, Sie nicht mit Namen anreden zu können.« Dmitri zwang sich zu einem matten Lächeln.
»Für meine Freunde bin ich einfach nur Nikita. Also, Dmitri, sag mir Folgendes.« Kolossow wechselte ganz ungezwungen zum »Du« über. »Wie ich von Swiridow erfahren habe, hat dein Vater schon vor einem halben Jahr auf Grund seiner angegriffenen Gesundheit die Leitung der Firma niedergelegt.«
»Ja. Er ist nur noch Mitglied im Aufsichtsrat und hat seinen Aktienanteil an Swiridow verkauft.«
»Wie viel Prozent der Aktien besaß er bei › Öl und Gas ‹ ?«
»Zwei Prozent.«
»Du, Dmitri, arbeitest ebenfalls für diese Firma und hast volljährige Brüder. Warum hat dein Vater es trotzdem vorgezogen, seine Aktien zu verkaufen, statt sie dir zu geben?«
»Aktien sind bloß Papier. Sie bringen nur demjenigen Gewinn, der eine gewisse Kompetenz in Finanzdingen hat und über Beziehungen und Informationen verfügt. All das hatte mein Vater im Überfluss. Meine Brüder und ich aber. . . Unser Vater war der Ansicht, dass wir mit Aktien nicht umgehen könnten. Deshalb hielt er es für vernünftiger, seiner Familie das Geld zu hinterlassen, das er durch den Verkauf seines Anteils bekam. Ich habe ihn bei diesem Entschluss unterstützt. Meine Brüder hatten auch nichts dagegen.«
»Und dein Onkel Waleri? Würde er beim Tod seines Bruders ebenfalls etwas bekommen?«
»Nein. Vater hat ein Testament gemacht und darin nicht nur über das Geld verfügt, sondern auch über seinen Anteil an
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