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Der kalte Kuss des Todes

Der kalte Kuss des Todes

Titel: Der kalte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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weiterhin in Schweigen«, berichtete Renat. »Aber vor drei Tagen hat Moskau ihn sich mal ausgeliehen. Die hatten im April eine Serie von Wohnungseinbrüchen. Bei einigen scheint der Hai seine Finger mit drin gehabt zu haben. Deshalb hat man ihn kurzfristig ins Butyrka-Gefängnis verlegt, wo ganz zufällig ein gewisser Ukolow der Zellengenosse vom Hai war. Die beiden kennen sich aus alten Zeiten.« Chalilow grinste hämisch. Kolossow entging nicht die Betonung, die er auf »zufällig« legte. O ja, die Moskauer Kollegen wussten, wie man Leute vom Schlag eines Hai bearbeitete.
    »Bei diesem Ukolow war der Hai gesprächiger. Unter anderem hat er einige Dinge ausgeplaudert, die für unseren Fall von Bedeutung sind. Wie sich zeigte, hat er bei unserem letzten Treffen höchstens ein Viertel der Wahrheit gesagt. Reingelegt hat uns dieser Schurke!«
    »So wie wir ihn.« Kolossow grinste, als er an den nicht ganz legalen Trick mit der Ersatzdroge dachte.
    »Grant und er haben sich eine Woche vor dem Todesschuss in Rasdolsk doch einmal getroffen, wie wir beide von Anfang an vermutet hatten. Den Unterschlupf in Polowzewo hat ihm sein Blutsbruder besorgt. Hätte er sich nicht so gewunden, wären wir damals in Polowzewo nicht zu spät gekommen!«
    »Das lässt sich nicht mehr ändern«, murrte Kolossow. »Was hat er noch ausgeplaudert?«
    »Auf dieser Datscha hat offenbar irgendwer im Auftrag der Besitzerin mit ihm verhandelt. Diese Alte, Dolores, wollte ja zu ihren Verwandten ins Ausland fahren. Vermutlich hat jemand auf ihre Bitte hin mit dem Hai gesprochen und die Miete kassiert.«
    »Der Sohn? Ach nein, der ist ja auch verreist.« Kolossow fiel wieder ein, was über die Besitzerin der Datscha bekannt war. »Vielleicht ein Bekannter von ihr?«
    »So eine Professorenwitwe hat eine Menge Bekannte: ehemalige Doktoranden und Schüler ihres Mannes, Freundinnen in ihrem Alter und so weiter. Es würde Monate dauern, die alle durchzugehen. Nein, wir werden einen einfacheren Weg beschreiten. Wir nehmen unseren Freund ins Gebet und reden diesmal Tacheles mit dem Burschen. Mir gibt man ihn nicht allein zum Verhör, ich bin nicht mehr befugt.« Chalilow spuckte aus. »Die Zeiten sind vorbei. Aber du, Nikita. . .«
    Kolossow hatte nichts dagegen. Wenn der Hai ihnen heute den Namen des Mannes nennen könnte, der im Auftrag von Dolores Prosorowa die Datscha vermietet hatte. . . Vielleicht hatte die Staatsanwaltschaft ja Recht; das wäre den weiteren Ermittlungen zuträglich.
    »Wieso bist du heute so finster, Nikita?«, fragte Chalilow und steckte sich eine Zigarette an. »Steckst du mit diesem Rasdolsker Fall so sehr in der Bredouille?«
    Kolossow nickte, fasste sich ein Herz und erzählte dem Freund, was er seinen Rasdolsker Kollegen vorläufig noch verschweigen wollte.
    »Die Wahl der Mordopfer ist allerdings untypisch, da hast du Recht«, bemerkte Chalilow, als Kolossow seinen Bericht beendet hatte. »Beide Opfer sind kräftige junge Männer. Scheint eine Art Sport für ihn zu sein, wie? Er lauert dem Burschen im Wald auf, wirft ihn zu Boden, bricht ihm das Genick. . . Und dann noch dieser krankhafte Hang zu Tieren. Meinst du wirklich, das eine hat mit dem anderen zu tun?«
    »Sicher bin ich mir nicht. Aber es gibt auf jeden Fall Übereinstimmungen. Allerdings sind die in unserem Beruf, Renat, eine zweischneidige Sache. Heute Morgen habe ich auf dem Revier sämtliche in den letzten Monaten registrierte Zwischenfälle durchgesehen. Die ersten Tiere sind in der ersten Aprilwoche verschwunden. Vorher war so etwas noch nie vorgekommen.«
    »Ein ziemlich ausgefallenes Sortiment von Leichen: das erste Opfer ein Leutnant, dann Ziegen, Kaninchen, dann ein gedungener Killer, dann ein Hund, ein Schaf. . . Viel Sinn ergibt das alles nicht. Wenn ihm keine jungen Kerle über den Weg laufen, dreht er dann harmlosen Vierbeinern den Hals um? Und was ist eigentlich mit diesem Säufer, der vermisst wird? Hat man den gefunden? Nein? Sag mal, Nikita, gab es unter früheren Serienmördern einen, der sich auf kräftige Männer spezialisiert hätte?«
    »Ich hab in unserem Archiv gewühlt. Mitte der Sechzigerjahre gab es einen gewissen Nasarkin. Sechs Morde hat er auf dem Kerbholz. Und alles gesunde, starke Kerle.«
    »Und sein Motiv?«, fragte Chalilow.
    »Es war die Vorbereitung für einen Sparkassenüberfall. Nasarkin trainierte durch die Morde seinen Mut. Ganz offensichtlich war er nicht richtig im Kopf, aber man hat ihn für zurechnungsfähig erklärt,

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