Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kalte Kuss Des Todes

Der Kalte Kuss Des Todes

Titel: Der Kalte Kuss Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
Vom Netzwerk:
ich mich, ob sie wohl mehr konnte, als einen Sack Mehl beleben.
    Blind tastete ich mich durch den Blizzard, den Boden vor meinen Füßen vorsichtig mit der Fußspitze abtastend, bevor ich einen Schritt machte. Ich wollte schließlich nicht über irgendwelche reglosen Körper stolpern. Ein halbes Dutzend Schritte später stieß ich an die Theke. Ich tastete mich daran entlang. Das Mehl kitzelte mich wie eine Horde winziger Insekten, die versuchten, sich unter meine Haut zu graben.
    Ich biss die Zähne zusammen, musste an mich halten, um mich nicht heftig zu kratzen.
    Das Ende der Theke kam völlig überraschend, und ich geriet ins Stolpern. Danach tastete ich erst wieder mit der Fußspitze den Boden vor mir ab, bevor ich einen Schritt machte.
Ohne weitere Missgeschicke erreichte ich eine Tür, die meiner Erinnerung nach in die Backstube führen musste. Ich tastete nach der Klinke, machte die Tür auf. Helles Licht filterte durch den Stoff meines Sweatshirts. Ich trat über die Schwelle. Der Juckreiz verschwand, was mich hoffen ließ, dass es hier nicht Mehl stürmte. Ich zog mir das mehlverklebte, feuchte Sweatshirt vom Kopf und ließ es zu Boden fallen. Blendend helles Licht schien mir in die Augen. Ich war gezwungen, sie kurz zu schließen. Dann, nachdem ich das Nachbild weggeblinzelt hatte, nahm der Raum und das, was sich darin befand, allmählich Konturen an. Mein Verstand brauchte ein paar Sekunden, um mit meinen Augen Schritt zu halten.
    Tomas lag auf dem langen Tisch aus rostfreiem Stahl, den er zum Brotbacken benutzte.
    Er war splitternackt.
    Er war offensichtlich sehr, sehr erregt.
    Und er war, ebenso offensichtlich, sehr, sehr tot.

5. K apitel
    T omas lag auf dem Backtisch, die Arme von sich gestreckt, den Kopf in den Nacken geworfen, Augen und Mund weit aufgerissen, die Pupillen golden funkelnde Orbe, eine groteske Skulptur, eingefangen im Moment höchster sexueller Ekstase.
    Ich starrte ihn geschockt an.
    Tomas war nicht von einer eifersüchtigen Hexe ermordet worden.
    Die Franzosen bezeichnen den Orgasmus als »kleinen Tod«, le petit mort . Tomas’ Tod war keineswegs klein – aber Menschen sind zu zerbrechlich, um die volle Macht von Elfensex ertragen zu können, zumindest außerhalb der Schönen Lande.
    Sein herrlicher, muskulöser Körper war in ein golden schimmerndes Licht getaucht, seine Muskeln traten wie Stränge hervor. Ich konnte plötzlich verstehen, warum die Covent-Garden-Hexen Besenkämpfe um ihn ausgefochten hatten. Doch dann verdrängten Kummer und Traurigkeit meinen Schock, und ich trat näher, in der wilden Hoffnung, er könnte vielleicht doch noch am Leben sein. Vielleicht war dies ja bloß Illusion, nicht Wirklichkeit. Ich streckte den Zeigefinger aus und berührte seine Stirn. Goldener Nebel stieg in lockigen Schwaden aus seinem aufgerissenen Mund auf. Plötzlich roch es nach Geißblatt.
    Geißblatt ist mein Duft. Der Duft meines Glamours, meiner Magie.

    Entsetzt fuhr ich zurück. Die Härchen auf meinen Unterarmen richteten sich auf. Mein Herz begann wie wild zu klopfen. Ich wich noch einen Schritt zurück und noch einen, dann jaulte ich auf vor Schmerzen. Ein glühend heißer Abwehrzauber hatte mich an der Schulter gestreift. Ich drehte mich um und schaute . Die Tür war offen, aber nun waberte darin ein Abwehrzauber, wie Hitze, die von glühender Lava aufsteigt, ein ganz gewöhnlicher Abwehrzauber, wie man ihn an fast jedem Stand in Covent Garden kaufen kann, die Sorte, die gewöhnlich mit einem rot blinkenden Warnschild einhergeht: Gefahr! Betreten verboten.
    Irgendjemand wollte sichergehen, dass die Polizei mich auf frischer Tat ertappte, die rauchende Pistole noch in der Hand.
    »Verfluchte Kacke!«
    Ich schob die Frage nach dem Wer, Wie und Warum vorerst beiseite. Ich konnte nichts mehr für Tomas tun, so sehr ich es auch wünschte. Es galt jetzt vielmehr, seine Ex ausfindig zu machen, wer immer die Frau auch sein mochte.
    Vorsichtig ging ich in der Backstube herum. An einer Wand standen mächtige Backöfen mit Glastüren; in ihren Tiefen flackerten kleine blaue Flämmchen. Zwei riesige Teigmixer waren am Boden festgeschraubt. Die Teigpaddel waren zurückgeklappt und schwebten über den riesigen Rührschüsseln. Unter einem hohen, rechteckigen Fenster standen aufgestapelt riesige Metallfässer voll Mehl. Daneben war die Hintertür. Der Riegel war vorgeschoben und zusätzlich mit einem Vorhängeschloss gesichert. Ich musterte die Fässer. Sie waren groß genug für einen

Weitere Kostenlose Bücher