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Der Kalte Kuss Des Todes

Der Kalte Kuss Des Todes

Titel: Der Kalte Kuss Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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seiner Gegenwart oft so gereizt.« Sie drückte meine Hände. »Du magst ihn, Genny, sehr sogar. Du solltest wirklich mit ihm reden.«
    Sie hatte recht, in beiden Punkten. Ich mochte ihn, sehr sogar … und ich vertraute ihm nicht mehr. Wie konnte ich, wenn ich nicht wusste, was er wollte? Aber vielleicht, wenn ich mit ihm redete?
    Dann hob sie anklagend meinen linken Arm und zeigte auf mein Handgelenk, auf dem sich dunkle Blutergüsse abzeichneten wie ein makaberes Armband. »Die hast du jetzt schon seit über einem Monat, Genny. Du bist eine Sidhe, das hätte innerhalb weniger Stunden heilen müssen. Ich weiß, es ist eine Art Besitzstempel. Sein Besitzstempel.« Sie verzog angewidert das Gesicht. »Wie kannst du auch nur in Betracht ziehen, dich auf diesen Vampir einzulassen, nachdem er dir das hier angetan hat?«

    Weil mir endlich klar geworden ist, dass ich keine andere Wahl habe. Ich brauche ihn oder einen anderen Vamp, und – da mache ich mir nichts vor – ein Teil von mir will ihn und keinen anderen. Aber was noch wichtiger ist: Wenn er einmal sein Wort gegeben hat, dann kann man sich darauf verlassen.
    Aber das sagte ich nicht laut; es war nicht das, was Grace hören wollte. Aber auch wenn sie das mit Malik nicht verstand, was Finn betraf, so mochte sie recht haben. Natürlich machte ich mir keine großen Hoffnungen, was eine Beziehung mit ihm betraf – nicht, wenn ich dabei war, einen Pakt mit einem Vampir zu schließen -, aber vielleicht konnte er mir ja beim Rest meiner Probleme helfen …
    »Du hast recht«, sagte ich reumütig. »Ich werde mit Finn reden, okay? Später, im Büro.«
    »Na endlich! Das ist doch zumindest etwas!«, rief sie entzückt aus und umarmte mich.
    »Freu dich nicht zu früh«, wiegelte ich ab und drückte sie an mich, atmete den vertrauten, blumigen Duft ihres Parfüms ein, überlagert von einem leichten Jodgeruch. »Der Vampir ist noch nicht vom Tisch. Aber es ist spät -« Ich warf einen Blick auf die Uhr. Der Morgen würde zwar erst in ein paar Stunden anbrechen, aber ich brauchte unbedingt meine nächste Dosis G-Zav, und die Tabletten enthielten so viel Amphetamin, dass ich in dieser Nacht wohl keinen Schlaf mehr finden würde. »Und ich muss noch joggen gehen.«
    »Joggen! Genny, es schifft, es ist schweinekalt, und es ist dunkel -« Sie stieß ein höchst undoktorhaftes Quieken aus. Aber Grace ist nicht sehr sportlich, und sie hasst schlechtes Wetter. Und mit Joggingshorts braucht man ihr gar nicht erst zu kommen.
    »Na gut, wenn du dein Bett nicht benutzt, dann nehme ich es. Nach den fünf Treppen, die ich zu dir raufklettern musste, hab ich genug Sport für diese Woche.«

    »Aber Bewegung ist gut für die Gesundheit, Grace«, sagte ich und wippte grinsend auf den Fußballen. »Ist es nicht das, was ihr Ärzte einem dauernd einzubläuen versucht?«
    Sie schniefte verächtlich. »Bring Doughnuts mit, das ist alles, was dir diese Ärztin einbläut.«

4. K apitel
    E s schneite in Tomas’ Bäckerei, ein Blizzard aus staubfeinem weißem Mehl, der wie ein Mahlstrom wirbelte und tanzte und alles in Weiß tauchte. Ich stand draußen und raufte mir stöhnend die Haare. Tomas’ rachsüchtige Ex hatte ihm schon wieder einen Fluch an den Hals gezaubert. Und ich hatte jetzt Schreckensvorstellungen davon, wie Tomas, und wer immer sich noch dort aufhalten mochte, langsam an einer Lunge voll gemahlenem Weizen erstickte.
    Aber nicht mal seine Ex konnte so blöd sein, oder? Wie auch immer, diesmal war sie zu weit gegangen. Tomas musste aufhören, so nett und gutmütig zu sein, und sie bei der Polizei anzeigen. Wenn er’s nicht tat, dann eben ich. Und er hatte diese Racheakte nicht mal verdient! Er war mit der Frau lediglich ein paarmal ausgegangen, nichts weiter. Er hatte sie nicht vor dem Altar stehenlassen oder etwas Ähnliches. Aber Tomas war ein einsfünfundachtzig großer, blonder, norwegischer Bodybuilder, und nicht wenige Covent-Garden-Hexen hatten ein Auge auf ihn geworfen. Und es gibt nichts Gefährlicheres als eine sitzengelassene Hexe – karnickelkochende Schauspielerinnen sind nichts dagegen.
    Verdammt. Das hatte mir gerade noch gefehlt, nach der Nacht, die ich bereits hinter mir hatte.
    Nicht, dass diese Nacht offiziell zu Ende gewesen wäre – die Sonne würde erst in einer Stunde aufgehen. Aber eine Stunde hartes Jogging hatte die Amphetamine verbrannt, und ich war hergekommen, um Graces Doughnuts zu besorgen.

    Die Bäckerei liegt in einer Seitenstraße,

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