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Der Kalte Kuss Des Todes

Der Kalte Kuss Des Todes

Titel: Der Kalte Kuss Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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höchstens eine halbe Stunde her.«
    »Aber er ist ganz steif!«
    Mein Blick fiel unfreiwillig auf jenen Teil von Tomas’ Körper, der besonders steif aufragte, und ich schämte mich sofort wegen meiner gefühllosen Wortwahl. Tomas war tot, er konnte sich nicht mehr wehren. Eilig fuhr ich fort: »Ich dachte, die Todesstarre setzt erst zwei bis drei Stunden später ein?«
    »Diese Leiche hat das Stadium der Todesstarre noch nicht erreicht.«
    Er trat einen Schritt zurück, um sich den Körper besser ansehen zu können.
    »Hier liegt ein Fall von Leichen-Starrkrampf vor: Wenn der Tod in einem Moment höchster emotionaler Erregung oder extremer physischer Anstrengung erfolgt, verkrampfen sich die Muskeln, und der Körper verharrt in der Stellung, in der der Tod erfolgte. Dies kommt zum Beispiel bei Herzanfällen vor oder beim Ertrinken. Oder, wie in diesem Fall, bei sexueller Überstimulation.«
    Ich hätte ihn beinahe gefragt, ob er das studiert hatte, ließ es aber sein. Vampire haben tagtäglich mit dem Tod zu tun – entweder als Augenzeugen oder als, um es so auszudrücken, Verursacher . Natürlich galten die Vamps früher selbst als tot – jedenfalls bis zu dem bahnbrechenden Gerichtsverfahren in den Siebzigerjahren. Eine enterbte Witwe war damals zu dem Schluss gekommen, dass sie als Geschiedene besser dastünde, nachdem ihr millionenschwerer Gatte die Gabe angenommen und sein gesamtes Vermögen seinem blutsaugenden Herrn und Meister überschrieben hatte. Sie heuerte einen Schwarm Fachärzte an, die nachwiesen, dass sich bei Vampiren selbst während des todesähnlichen Schlafs, in den sie tagsüber verfallen, eine messbare Gehirntätigkeit feststellen lässt – ergo, kein klinischer Tod. Und war’s nicht ein günstiger Zufall, dass
dieser Gerichtsentscheid einen weiteren Nagel aus dem Sarg entfernte, in dem die Menschen rechte der Vamps begraben gewesen waren?
    »Sieh hier -« Malik bückte sich und deutete auf die Stelle, wo Tomas’ durchgebogenes Rückgrat die Backtischplatte berührte. Ich konnte ganz schwach einen Bluterguss erkennen. »Das Blut beginnt sich erst jetzt zu setzen. Der Tod ist innerhalb der letzten Stunde eingetreten, kurz bevor du die Bäckerei betreten hast.«
    So war das also. Tomas war getötet worden, während ich joggte. Eine Zeit, für die ich kein Alibi hatte.
    »Und ich habe die Leiche nur deshalb wahrnehmen können«, fuhr Malik ruhig fort und richtete sich wieder auf, »weil sie noch so frisch war.«
    Reizend!
    »Du bist also, ja was? Mir zufällig gefolgt und dachtest, dies wäre eine gute Gelegenheit, einen auf Quincy zu machen?«
    Er schaute mich wortlos an, auf seine typische undurchdringliche Weise, aber die Botschaft war klar: Die Bemerkung ist zu blöd, um sie mit einer Antwort zu würdigen.
    »Anscheinend nicht«, fuhr ich trocken fort. »Dann bist du mir also nur gefolgt, um mich zu beschützen, was?«
    Er nickte. Ein ironisches Lächeln umspielte seine Lippen. »Wenn du so willst.«
    »Ha! Beschützen! Bewachen schon eher!«, schnaubte ich. »Du betrachtest mich als dein Eigentum und willst nicht, dass die anderen Vamps auf irgendwelche Ideen kommen.«
    »Genevieve«, sagte er mit einem Anflug von Gereiztheit, »wenn du wirklich mein Eigentum wärst, dann würde es keiner außer einem wagen, sich dir zu nähern. Aber seit der letzten Herausforderung glauben alle, dass du nicht mir gehörst, sondern Rosa.«
    Rosa! Maliks große Liebe , wie Hannah es einmal ausgedrückt
hatte. Rosa war ein heikles Thema, da Malik derjenige gewesen war, der sie mit der Gabe »beschenkt« hatte. Ich erinnere mich nur ungern daran, wie er versucht hatte, diese »Gabe« wieder zurückzunehmen: Sie zu töten, um zu verhindern, dass ich mir ihren Körper weiterhin »ausborgte«. Zum Glück für mich hatte er einen Rückzieher gemacht. Trotzdem, ich war mir nicht sicher, wie wir in dieser Rosa/Ich-Sache verblieben waren.
    »Und selbst wenn Rosa deine Herrin wäre«, fuhr er fort, »und nicht die Marionette, die du aus ihrem Körper gemacht hast, sie wäre nicht mächtig genug, um jene abzuhalten, die es nach deinem Blut dürstet. Dies ist eine Situation, mit der wir uns so bald wie möglich befassen müssen.«
    »Was meinst du damit?«, fragte ich misstrauisch.
    »Darüber zu reden ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, Genevieve.« Er rieb sich die Hände und deutete auf die Leiche. »Wir haben dringendere Probleme. Jemand hat sich große Mühe gegeben, dir eine Falle zu stellen. Hast du eine

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