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Der Kalte Kuss Des Todes

Der Kalte Kuss Des Todes

Titel: Der Kalte Kuss Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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eingeklemmt zwischen einem Antiquariat und einem schicken Blumenladen. Ich komme jeden Morgen beim Laufen daran vorbei. Als ich zuvor vorbeigerannt war, war mir nichts aufgefallen, aber jetzt wusste ich, was nicht gestimmt hatte: Es hatte nicht nach frischem Brot gerochen. Das hätte mir auffallen müssen; ich hatte Tomas in den letzten zwei Wochen so oft dabei helfen müssen, unter den Trümmern eines magischen Anschlags seiner Ex hervorzukriechen, dass ich es mir zur Gewohnheit gemacht hatte, jeden Morgen vorbeizujoggen, ob ich nun Doughnuts brauchte oder nicht. Aber das Gespräch mit Grace, meine anderen Probleme und was ich zu Finn sagen sollte, hatten mich so beschäftigt, dass ich nicht weiter auf meine Umgebung geachtet hatte …
    Ich stieß gereizt einen Seufzer aus, ärgerte mich über mich selbst. Etwas so Offensichtliches hätte mir auffallen müssen. Ich holte tief Luft und konzentrierte mich auf die Bäckerei.
    Der wirbelnde Mehlsturm glitzerte, als wäre jedes Staubteilchen magisch belebt worden. Ich musste die Quelle, das Herz finden und knacken , aber das Zeug glitzerte so stark, dass es blendete. Ich schloss kurz die Augen und konzentrierte mich erneut. Nein, das Herz der Magie war nicht zu erkennen; was immer das Mehl animiert hatte, lag im Sturm verborgen. Ich runzelte die Stirn, überlegte -
    »Du bist diese Elfe, oder?«
    Ein etwa siebzehnjähriger Jugendlicher hatte seinen Igelkopf aus dem Blumenladen gestreckt. »Ich hab dich gesehen, als du vorhin vorbeigelaufen bist.«
    Vorsichtig über die schwarz lackierten Metalleimer und Pappkartons voller duftender Blumen steigend, ging ich zu ihm.
    »Weißt du, ob jemand da drin ist?« Ich deutete auf die offene Tür der Bäckerei.

    »Tomas. Hat mir zugewinkt, als mich die Chefin mit den Blumen abgesetzt hat.«
    Der Bursche fuhr mit der Zungenspitze über das Silberknöpfchen, das seine Unterlippe piercte. »Ach ja, und da war noch diese Frau, ist reingegangen, kurz bevor dieser Mehlsturm losging.«
    Er trat heraus und blieb neben mir stehen, die Daumen in die Schlaufen seiner schlabberigen Cargohose gehakt. »Dann hab ich Geschrei und Gekeife gehört, als ob sie sich streiten, dann gab’s einen dumpfen Schlag, wie wenn jemand umkippt, und dann war’s still.« Er erzählte das alles vollkommen beiläufig, als würde es ihn langweilen, aber vielleicht machte er ja nur einen auf cool. »Hab seitdem keinen von beiden mehr gesehen.«
    Ich presste die Lippen zusammen. Und wenn nun Tomas’ Ex tatsächlich etwas Blödsinniges gemacht hatte und er verletzt dort drinnen lag? Tomas war ein Freund, und nicht nur das, er war weich wie Feenwatte, ein Mann, der nie die Hand gegen eine Frau erheben würde. Ganz abgesehen davon, dass Muskeln nichts nützen, wenn Zauberkraft im Spiel ist. Ich wollte mein Handy hervorholen und merkte dann, dass ich es in der Wohnung liegenlassen hatte. Kacke. Blöde Gremlins.
    »Ruf die Polizei«, befahl ich dem Burschen, »und sag ihnen, was du mir gerade gesagt hast. Sag ihnen, dass Hexerei im Spiel ist und sie die Magiekommission verständigen sollen, okay?«
    Er beugte sich vor, zog den Klettverschluss einer Knietasche auf und holte ein winziges Handy hervor, das an einer feinen Kette befestigt war. »Klar, wie du willst.«
    Ich sagte ihm die Nummer, und er tippte sie ein. »Hast du vor, da reinzugehen?«, schniefte er.
    Hatte ich? Ich zögerte unschlüssig. Aber warten war nicht meine Sache, nicht, wenn ich vielleicht helfen konnte.

    »Ja. Aber sag ihnen, dass ich reingegangen bin, wenn sie kommen, okay?«
    »Klaro.« Er zupfte mit einem abgekauten Fingernagel an seinem Lippenpiercing. »Muss mich eh um die Lieferung kümmern, bis die Chefin wieder da ist.«
    Ich zog mein Sweatshirt aus und tunkte es in einen mit Wasser gefüllten Blumentopf. Dem jungen Mann fielen fast die Augen raus. Er glotzte mich an, das Handy am Ohr. Ich achtete nicht darauf – immerhin stand ich jetzt nur noch in knappen Joggingshorts und einem Sport-BH vor ihm. Ich bin zwar nicht gerade Seite-zwei-Material – ich gehöre eher zum schmalen, zarten Typ -, aber stelle einem Pubertierenden eine halbnackte Frau vor die Nase, und ihm fallen die Augen raus, ganz normal.
    Ich wickelte mir das Sweatshirt um den Kopf. Das Wasser rann mir in kalten Tropfen den Rücken hinab. Vorsichtig durch den feuchten Stoff atmend, betrat ich mit vorgestreckten Armen die Bäckerei. Die Magie umschwirrte mich mit einer Macht, dass mir fast schlecht wurde. Unwillkürlich fragte

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