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Der Kalte Kuss Des Todes

Der Kalte Kuss Des Todes

Titel: Der Kalte Kuss Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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»Wir sind vor einiger Zeit ein paar Mal miteinander ausgegangen, aber ich habe ihn schon seit mindestens sechs Monaten nicht mehr gesehen. Bis jetzt.«
    »Gen, sechs Monate sind nichts für Fae. Und es braucht
nicht viel, um die Gerüchteküche zum Kochen zu bringen. Die Hexen sind schlimme Klatschmäuler, aber sie sind nichts gegen die Londoner Fae. Es gibt hier nicht viele von uns: die Dryaden, die Najaden vom Lake Serpentine im Hyde Park, meine eigene Herde und ein paar Streuner, die sich im Drachenhorst rumdrücken. Jeder kennt jeden. Jeder will wissen, was der andere macht. Und du bist die einzige Sidhe in London und kennst sie vielleicht nicht, aber das will nicht heißen, dass sie nichts von dir wissen. Oder sich nicht um das kümmern, was du tust.«
    »Aye, das stimmt, Püppchen«, erklang Tavishs tiefe Stimme hinter mir.
    Ich warf einen Blick über die Schulter. Tavish betrat das Arbeitszimmer. Die Wunde auf seiner breiten Brust war bereits zu einer kaum sichtbaren Narbe verheilt. Er trug orangefarbene Pluderhosen und dazu passende Perlen in den Dreadlocks.
    Er sah aus wie Aladin ohne Wunderlampe.
    »Warum behaupten alle, dass du mir den Hof machst?«, fragte ich ihn. Was hatte er jetzt schon wieder angestellt? »Du weißt genau, dass wir nur Freunde sind.«
    »Aye, und das habe ich auch Lady Meriel gesagt, als sie mich gestern fragte«, antwortete er mit einem schelmischen Grinsen. »Sie wollte wissen, ob ich dich in letzter Zeit gesehen habe.«
    Ich starrte ihn ungläubig an. »Was geht sie das an?«
    »Sie macht sich ein bisschen Sorgen wegen des toten Menschen.« Er nahm ein Paar Latexhandschuhe aus der Box und streifte sie über. »Kann ich verstehen. Sie und ihre Najaden sind die Fae, die am leichtesten zu finden sind.«
    Ich runzelte verwirrt die Stirn. »Was hat das alles mit uns und der Frage zu tun, ob du mir den Hof machst oder nicht?«

    »Wenig, Püppchen, wenig.«
    Er beugte sich über mich, und sein nach Torf und Whisky riechender Atem wehte mir ins Gesicht. Meine Magie regte sich, und in meinen unteren Regionen begann es zu kribbeln. Die Diamanten an meinem Armband blitzten auf und erstickten die Magie. Ich rutschte unruhig auf meinem Sitz hin und her. Hatte er das mit Absicht gemacht? Ich warf ihm einen prüfenden Blick zu, dem er mit Unschuldsmiene begegnete. Also hatte er. Verdammter Kelpie. Ich schaute ihn böse an, aber er grinste bloß, ein Grinsen, das mich an die Haie erinnerte, die träge durch die Bildschirme schwammen. Dann tippte er auf einer Tastatur etwas ein. Ein zweiter Monitor erwachte zum Leben. Er war auf einen lokalen Nachrichtensender eingestellt. »Das musst du dir ansehen, Püppchen.«
    Auf dem Bildschirm war eine lärmende und wütende Menschenmenge zu sehen, die von behelmter, mit Schildern und Schlagstöcken bewaffneter Bereitschaftspolizei zurückgehalten wurde. In einer Ecke stand eine große Gruppe Souler in ihren typischen grauen Talaren mit dem leuchtend roten Kreuz darauf. Der Rest war hauptsächlich Frauen, einige mit kleinen Kindern an der Hand, die handgeschriebene Plakate schwenkten.
    Die Kamera zoomte an eines dieser Plakate heran, und ich konnte lesen, was darauf stand: Hände weg von unseren Männern. Oder: Verpisst euch, Elfengesocks! Seelenräuber. Elfen raus aus England!
    Tavish deutete auf den Bildschirm. »Lake Serpentine. Die Menschen fingen an, Salz und Bleiche und Petroleum in den See zu kippen. Und sie haben versucht, das Wasser in Brand zu setzen. Daher die Polizei. Es gab ein paar Verletzte auf beiden Seiten, aber jetzt haben sich die Wogen wieder etwas geglättet.«
    Ich beugte mich fassungslos vor. »Das ist doch Wahnsinn!«
    »Aye, Püppchen, der reine Wahnsinn. Die Zeitungen haben den Mord an dem Menschen hochgespielt. Und es gibt immer ein paar Bigotte, die bereit sind, auf die Barrikaden zu gehen. Und der Rest folgt wie eine Herde Schafe.«
    Fast genau dasselbe, was ich selbst vor kurzem gedacht hatte. Er deutete auf einen anderen Bildschirm. Dort sprang gerade eine Horde nackter Männer ins Wasser. »Die andere Seite der Medaille: Die einen wollen uns raushaben, und die anderen können’s kaum abwarten, ein wenig Elfensex zu erleben.«
    Das war mehr als wahnsinnig. Ich massierte mir die Schläfen – mein Schädel hämmerte inzwischen wie verrückt – und starrte auf die verschiedenen Bildschirme. Der Lehrling trat soeben aus dem Laden und stellte ein paar Blumentöpfe raus. Dann bewunderte er sich im Schaufenster. Plötzlich fuhr er

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