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Der Kalte Kuss Des Todes

Der Kalte Kuss Des Todes

Titel: Der Kalte Kuss Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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herum und musterte die leere Straße. Die Souler und die Frauen schwenkten ihre Plakate. Die nackten Männer sprangen ins Wasser. Auf einem anderen Bildschirm war ein Feuerwehrauto in einer Art Park zu sehen.
    »Was hat das da zu bedeuten?« Ich deutete auf die Feuerwehrmänner, die dabei waren, ein paar Bäume abzuspritzen.
    »Eine Bande Jugendlicher hat versucht, die Bäume im Green Park niederzubrennen«, erklärte Finn. Ich warf ihm einen Blick über die Schulter zu. »Zum Glück waren die Dryaden gerade ausgeflogen.« Er presste grimmig die Lippen zusammen.
    Aber da war doch was gewesen -
    »Und dass du einfach abgehauen bist, hat nicht gerade geholfen«, riss Tavish mich aus meinen Überlegungen. »Dann hätte die Polizeihexe nicht diese öffentliche Suchmeldung rausgeben müssen.«
    Aber jetzt war ich gefunden worden.
    Ich schaute Finn an. Er runzelte die Stirn, sagte aber nichts.
Würde dieser Wahnsinn aufhören, wenn ich mich freiwillig stellte? Oder war es bereits zu spät? Aber selbst wenn ich mich stellen würde, um den Aufruhr zu stoppen, wer wusste schon, wann Malik kommen und mir mein Alibi geben konnte? Und solange ich im Gefängnis saß – oder noch Schlimmeres -, würde niemand nach dem wahren Mörder suchen.
    Was, wenn das alles gar keine Falle gewesen war, sondern bloß ein dummer Zufall?
    Was, wenn, trotz Tavishs gegenteiliger Versicherung, doch ein Tor geöffnet worden und eine Sidhe hindurchgelangt war?
    Falle oder nicht, was, wenn der Täter erneut zuschlug?
    Ich deutete auf die Bildschirme. »Du zeigst mir das aus einem bestimmten Grund, oder?«
    Tavish drehte meinen Stuhl zu sich herum, so wie zuvor Finn. Er stützte sich auf die Armlehnen, beugte sich über mich, wobei ihm seine Dreadlocks über die Schultern fielen, und blickte mir eindringlich in die Augen.
    »Aye, Püppchen. Du kannst dich nicht länger verstecken. Diese Sache muss zu einem Ende gebracht werden. Da wäre die übliche Lösung: Du offerierst ihnen ein Ùmaidh , das deinen Platz einnimmt. Dann wäre der menschlichen Justiz Genüge getan. Du verbringst ein paar Jahre in den Schönen Landen -«
    »Das geht nicht, Tavish«, widersprach ich. »Ich werde auf keinen Fall von meinem Fleisch nehmen und von meiner Seele, um einen Wechselbalg zu erschaffen, dem an meiner Stelle der Kopf abgehackt wird. Außerdem, falls du’s noch nicht weißt, ich habe 3V. Es würde kein halbes Jahr dauern, und ich würde den Verstand verlieren. Und ich war noch nie in den Schönen Landen. Wer weiß, ob ich dort überhaupt zurechtkäme.«
    »Oder«, fuhr Tavish fort, als ob ich überhaupt nicht gesprochen hätte, »du könntest hier im Dazwischen bleiben.«

    Ich ließ den Kopf nach hinten sinken. »Selbes Problem, Tavish, selbes Problem.«
    »Nein, Gen, das stimmt nicht«, warf Finn ein. »Du bist nicht die erste Fae, die an Salaich Síol leidet; das versuche ich dir doch die ganze Zeit zu sagen.«
    »Das ist im Moment nicht so wichtig, Junge«, sagte Tavish gereizt, ohne den Blick von mir abzuwenden. »Das wäre nur dann eine Lösung, wenn du diesen Menschen tatsächlich getötet hättest, wie alle glauben. Aber auf deiner Seele liegt kein Schatten dieses Mordes. Einen Menschen hast du nie getötet.«
    Ich schaute ihn misstrauisch an. »Was?«
    Er fletschte grinsend seine scharfen weißen Zähne. »Du glaubst doch wohl nicht, dass ich aus reinem Vergnügen mit dir schwimmen gehen wollte?«
    Kacke. Er hatte mich auf die Probe gestellt. »Du hättest einfach fragen können«, warf ich ihm vor.
    »Aber, Püppchen, das macht doch keinen Spaß! Außerdem wollte ich ein bisschen was von deiner Seele kosten.«
    »Leck mich.« Ich funkelte ihn böse an.
    »Jederzeit, Püppchen, jederzeit! Brauchst es nur zu sagen!«
    Eine Bewegung lenkte meine Aufmerksamkeit auf Finn. Er starrte mich überrascht an, und da wurde mir klar, dass er geglaubt hatte, Tavish hätte es nicht dabei belassen, mir lediglich »den Hof zu machen«. Sein Spiegelbild zeichnete sich in sämtlichen Monitoren ab.
    Und da wurde es mir plötzlich klar.
    Der Lehrling, der sich im Schaufenster bewunderte …
    Ich riss meinen Stuhl herum, und Tavish musste wohl oder übel die Lehnen loslassen. Ich spulte den Film zurück, ließ ihn noch einmal dort beginnen, wo ich an dem Jungen vorbeirannte.
    »Schaut«, rief ich aufgeregt, »seht ihr, wie er sich im Schaufenster
ansieht? Und als ich vorbeirenne, sieht er mein Spiegelbild und dreht sich zur Straße um.« Ich spulte ein Stück vor. »Und

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