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Der Kalte Kuss Des Todes

Der Kalte Kuss Des Todes

Titel: Der Kalte Kuss Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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dein Alibi?«, wiederholte Finn.
    Ich schaute stirnrunzelnd zu ihm auf, machte den Mund auf, um »Malik« zu sagen, überlegte es mir aber anders. Mist. Mir war gerade eingefallen, was für ein schlechtes Alibi Malik in Wirklichkeit war. Nicht nur, dass er derzeit verletzt im Bett lag – ihn als mein Alibi zu nennen, wäre, als würde man vor dem Hexenrat eine rote Fahne schwenken. Es war eine von diesen Situationen, bei denen nichts Gutes herauskommen konnte, egal, wie man es betrachtete. Kacke.
    »Es ist ein Blutsauger, stimmt’s?«, fragte Finn scharf. »Bei den Göttern, Gen, warum bloß?«
    Ich seufzte. »Ich war nicht mit ihm zusammen , Finn, er ist mir gefolgt. Aber es bedeutet, dass er bezeugen kann, wo ich während der Tatzeit war.«
    Finn fuhr sich mit allen zehn Fingern durch die Haare. Auf seiner Stirn zeichnete sich eine tiefe Furche ab. »Du warst also nicht persönlich mit ihm zusammen, als der Mord geschah?«
    »Nein«, antwortete ich und drehte mich wieder zu den Bildschirmen um. »Ich war joggen.«
    Auf dem Monitor trat der Lehrling soeben aus dem Blumenladen, und ich suchte mir zwischen Blumentöpfen hindurch den Weg zu ihm.
    »Das Problem ist, Gen«, sagte Finn, »dass dieser Vampir im derzeitigen Klima kein sehr gutes Alibi wäre, selbst wenn er jede deiner Bewegungen bezeugen kann. In den Zeitungen wird viel spekuliert, und die alten Vorurteile gegen uns Fae sind wieder aufgeflammt.« Er hielt inne. »Selbst der Anwalt, mit dem ich gesprochen habe, ist pessimistisch. Er meint, er
wäre glücklich, wenn du zur Tatzeit von einem Dutzend Kobolden bewacht worden wärst, die bezeugen können, dass du keine Magie benutzt hast. Ansonsten befürchtet er, dass bereits eine Andeutung des Staatsanwalts, du könntest Magie eingesetzt haben, ohne tatsächlich am Tatort gewesen zu sein, reichen würde, um …«
    Auf dem Bildschirm zog ich soeben mein Sweatshirt aus, tunkte es in einen Eimer und verschwand dann in der Bäckerei – tappte geradewegs in die Falle.
    »Will heißen, ich kann nicht auf die Unschuldsannahme bauen«, kommentierte ich bitter. »Deine Ex scheint ja gründliche Arbeit geleistet zu haben.«
    »Du hättest nicht weglaufen dürfen, Gen«, erwiderte er zornig. »Damit hast du dir keinen Gefallen getan.«
    »Finn«, fauchte ich, »Helen hat mich deinetwegen auf dem Kieker. Du glaubst vielleicht, dass es zwischen euch aus ist, aber sie nicht! Und ich bin diejenige, die zwischen euch Mühlsteinen zermahlen wird!« Ich ballte die Fäuste. Meine Hände in den Latexhandschuhen schwitzten. »Du musst das ein für alle Mal mit ihr klären.«
    Er drehte meinen Stuhl zu sich herum und beugte sich mit einem zutiefst besorgten Ausdruck über mich. »Es ist wirklich aus zwischen mir und Helen, Gen. Aber es ist kompliziert. Mir war nicht klar, dass du so darunter leiden müsstest.« Er ließ den Kopf hängen. »Mein tiefstes Bedauern, Mylady.«
    Ich starrte ihn ungläubig an. »›Mylady‹? Was soll das? Ich weiß zwar nicht, was du bezweckst, Finn, aber du kannst es vergessen.« Ich drehte mich wieder zu den Bildschirmen um. »Und nur damit du’s weißt: ›kompliziert‹ ist keine Ausrede, so ist das Leben nun mal.«
    Auf dem Bildschirm war die verlassene, regennasse Straße zu sehen. Vor dem Blumenladen türmte sich ein gefährlich schiefer Stapel Kartons auf. Die Tür zur Bäckerei stand offen.
Durchs Schaufenster war undurchdringliches weißes Gewirbel zu sehen. Finns ruhigen Atemzügen lauschend, beobachtete ich die leere Straße. Ich hoffte inbrünstig, irgendetwas zu entdecken, was mir meine Probleme mit einem Schlag vom Hals schaffen würde – die Mordanklage, Finn, die Vamps und alles andere, das mir das Leben vermieste. Fast hätte ich gelacht. Als ob das passieren würde! Mein Leben war noch nie unkompliziert gewesen. Warum sollte sich das ausgerechnet jetzt ändern?
    »Du warst spurlos verschwunden«, wiederholte er vorwurfsvoll, aber ich ging nicht auf seine unausgesprochene Frage ein. Er packte meine Sessellehne. »Helen hat sogar einen Aufspürzauber befohlen, ausgeführt von einem ganzen Hexenkapitel. Nichts.«
    Seltsam. Ich trommelte mit den Fingern auf meine Sessellehne. Auf dem Monitor nahm der Lehrling soeben ein paar Schachteln von dem wackeligen Stapel und trug sie in den Laden. Ein Aufspürzauber. Ausgeführt von einem ganzen Hexenkapitel.
    »Wann war das?«
    »Erst gestern spätabends. Helen musste auf den Durchsuchungsbeschluss warten und auch auf die

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