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Der Kalte Kuss Des Todes

Der Kalte Kuss Des Todes

Titel: Der Kalte Kuss Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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finden, der mich entlasten könnte.«
    Er zögerte, als wollte er noch etwas sagen, dann streichelte er meine Schultern. »Also gut.« Er stand auf und lächelte mich schief an. »Dann sehe ich mir die Aufnahmen mit dir zusammen an.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du und Tavish euch kennt«, sagte ich zerstreut und drehte mich wieder zu den Bildschirmen um. »Du hast nie was erwähnt.«
    »Ich kenne Tavish schon seit meiner Kindheit«, antwortete Finn nachdenklich.
    Ich beugte mich vor und drückte auf die Rücklauftaste. Ich wollte sehen, ob vor meinem Auftauchen noch jemand anders in oder vor der Bäckerei gewesen war.
    »Wo ist Tavish überhaupt?«
    »Spielt wahrscheinlich mit seinem Essen«, brummelte Finn. »Vor zwei Nächten ist jemand von der Brücke gesprungen. Die Leiche ist noch nicht wieder aufgetaucht.«
    Ich musste an die Hand denken, die meinen Fußknöchel umklammert hatte, als ich im Meer schwamm. Stirnrunzelnd blickte ich zu Finn auf. »Tavish unterliegt dem Gesetz des Flusses; er nimmt sich nur jene, die sterben wollen . Das weißt du ganz genau.«
    »Das hat er dir also weisgemacht?« Finn schnaubte verächtlich.
»Sei nicht naiv, Gen. Die ›Gesetze des Flusses‹, das sagt man doch bloß, um den Menschen keine Angst einzujagen. Das Einzige, was er wirklich versprochen hat, ist, die Leute nicht mithilfe seiner Magie in den Fluss zu locken. Aber sein Vorrecht auf jeden, den er im Fluss findet, hat er nie aufgegeben. Außerdem ist er ein Kelpie. Und Kelpies ernähren sich von den Seelen der Toten. Das liegt in ihrer Natur.«
    »Ach ja?«, schnaubte ich. »Und du bist ein Fruchtbarkeitsfeenrich, und ich bin eine Sidhe. Wir folgen dem Ruf unserer Magie, ob wir wollen oder nicht?«
    »Natürlich nicht.«
    »Warum sollte es bei Tavish anders sein?«
    Finn fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Weil er schon seit Jahrhunderten anders ist, Gen. Das lässt sich nicht ändern.«
    »Hast du ihn deshalb mit Betäubungszaubern beschossen? Weil du mich vor ihm retten wolltest?« Ich stöhnte. »Finn, du musst endlich aufhören, den Ritter in schimmernder Rüstung zu spielen – Tavish würde mir nie ein Haar krümmen!«
    »Beim Zeus, Gen, laut Flussgesetz kann er sich jeden holen, der einen Mord begangen hat – ob der nun will oder nicht. Er wird bei dir keine Ausnahme machen. Ihm ist’s egal, dass es ein Blutsauger war und du keine andere Wahl hattest.«
    »Natürlich hatte ich eine Wahl, Finn, aber die hat mir nicht gefallen. Ich hatte keine Lust, den Rest meines langen Lebens als Schoßhündchen eines sadistischen Vamps zu verbringen.«
    Aus diesem Mädchentraum war ich mit vierzehn Jahren erwacht, fügte ich im Stillen hinzu und drehte mich wieder zu den Monitoren um. »Außerdem war ich nicht zum ersten Mal mit Tavish im Wasser … und das war auch nicht der erste Vampir, den ich getötet habe.«
    Er sagte nichts, verschränkte die Arme und zog sich in
sich selbst zurück. Ich warf seufzend einen Blick auf meine diamantbestückten Silberarmbänder. Dieser Streit mit Finn führte zu nichts. Aber wir schienen in letzter Zeit ziemlich oft Meinungsverschiedenheiten zu haben. Die Magie versuchte ständig, uns zusammenzubringen, aber etwas, Helen oder meine Abstammung väterlicherseits, schien ihn zu bremsen. Aber was mich am meisten ärgerte, war, dass ich nicht aufhören konnte, mir auf mehr als ein reines Arbeitsverhältnis mit ihm Hoffnungen zu machen. Nein, damit musste jetzt wirklich Schluss sein. Entschlossen hielt ich die Aufnahme an, spulte ein wenig zurück und ließ sie dann weiterlaufen.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Gen«, sagte Finn leise, unsicher.
    »Du brauchst nichts zu sagen. Ich hab’s dir bloß erzählt. Aber es ist schon Jahre her, ist nicht mehr wichtig.«
    Ich hatte plötzlich einen Kloß im Hals und schluckte mühsam. Ich war die typische Ausreißerin gewesen, gerade aus dem Bus gestiegen. Und er war der typische Vampir-Täter, der glaubte, er könne mich als Köder für eine fettere Beute benutzen. Aber er hatte feststellen müssen, dass er den Mund zu voll genommen hatte und dass ihm dieser Brocken im Hals stecken geblieben war.
    Aber genug von diesem Thema.
    »Wie kamst du überhaupt auf den Gedanken, dass ich hier bei Tavish sein könnte?«
    »Wie? Aber alle wissen doch, dass er dir den Hof macht.«
    »Das stimmt doch gar nicht!«, sagte ich überrascht und sah gleichzeitig zu, wie ich an der Bäckerei vorbeirannte und wie sich der Azubi fast den Hals nach mir verrenkte.

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