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Der Kalte Kuss Des Todes

Der Kalte Kuss Des Todes

Titel: Der Kalte Kuss Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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mir nicht sicher, ob die auch interaktiv oder bloß schäbig gekleidet waren.
    Dieser Ort war eine geheime Spielhölle.
    Nun, das war vielleicht übertrieben, aber man wusste in Insiderkreisen, dass man hier das eine oder andere Spielchen riskieren konnte.
    Aber es war nicht Geld, das ich zu gewinnen hoffte.
    Blue schaute auf, als ich ihm gegenüber Platz nahm. Auf seinem zerklüfteten Gesicht zeichnete sich ein breites Lächeln ab, das mir sein schlecht passendes, aus Menschenzähnen gefertigtes Gebiss zeigte.
    »Hallo, Miss, was kann ich für Sie tun?«
    Ich legte meine Hände so auf den Tisch, dass er den Zwanziger erkennen konnte, den ich darin hielt. »Ich möchte, dass Sie die Knochen für mich werfen.«
    »Das geht hier nicht, Miss. Bloß Würfel.«
    Er holte ein etwa geschirrtuchgroßes blaues Taschentuch aus seinem Wams und staubte sich den kahlen Betonschädel ab. »Wenn Sie wollen?«
    »Ich will.«
    Er legte die Plastikwürfel beiseite, kramte in seinen Taschen und holte schließlich drei Sätze unterschiedlicher Würfel hervor. Er legte den ersten Satz auf den Tisch. Es waren bernsteinfarbene Würfel, durchsetzt mit Goldadern.
    »Feuerdrache«, brummte er leise, »aus dem Kieferknochen.«
    Er legte ein zweites Paar auf den Tisch, schwarze Würfel, deren Ecken ein wenig abgerundet waren.
    »Bergtroll« – er sagte es ehrfürchtig -, »Schulterblatt.« Seine
Stirn warf dabei so tiefe Falten, dass etwas blauer Mörtel auf die Tischplatte rieselte.
    Dann legte er das letzte Paar auf den Tisch. Die Würfel besaßen einen silbernen Schimmer, was bedeutete, dass der Spender noch lebte.
    »Phouka. Hüftknochen.«
    »Und was spielen wir?«, erkundigte ich mich ruhig. Meine Ruhe täuschte. Ich musste an mich halten, um mir nicht die Würfel zu schnappen und die darin wohnende Magie zu rufen .
    Blue gab sich einen Ruck. »Na würfeln, was sonst?«
    Ich nickte. »Also gut.«
    Auf einmal begann die Luft um Blue herum zu flirren, und dann hatte sich die Zahl der Zuschauer plötzlich verdreifacht. Allerdings waren diese weniger solide als die bereits vorhandenen, und das meinte ich durchaus nicht im übertragenen Sinne: Es waren Geister. Ich bekam eine Gänsehaut. Das hatte ich beinahe vergessen. In diesem Museum wimmelte es geradezu von Gespenstern. Und das waren keine solchen Zombies wie unter der London Bridge, die hier wirkten lebhafter, vitaler.
    Ich musterte sie verstohlen. Bloß nicht ihre Aufmerksamkeit auf mich lenken, dachte ich. Sie hatten malerische Ketten umhängen, einige trugen dicke Handschellen, wieder andere hatten einen Galgenstrick um den Hals, und einer stapfte polternd mit einem Eisenstiefel herum. Alles Requisiten, wie ich vermutete. Diese Kerle waren keine Originale aus dem Mittelalter, sondern jüngere Geister, die Eindruck machen wollten.
    »Sie sagen an, Miss, und ich mach den Wurf. Drei korrekte Ansagen, und Sie gewinnen, Miss.«
    Die Geister drängten nach vorne, wobei sie sich nicht die Mühe machten, um die Menschen herumzugehen.

    Ich war ein wenig erleichtert, als ich das sah. Sie waren also nur an dem Spiel interessiert und nicht an mir.
    »Ich bin bereit«, sagte ich.
    »Platzieren Sie Ihre Wetten, Ladies and Gents«, brummte Blue. »Roller ist Blue.« Er breitete sein blaues Taschentuch sorgfältig zu seiner Rechten aus. »Und Caller ist der Pot.« Ein blutarmer junger Mann stellte eine kleine Metallschale auf Blues linke Seite.
    Ich warf meinen Zwanziger in die Schale.
    Da kam Bewegung in die Menge. Plötzlich tauchten auf Blues Schnupftuch ein Haufen durchsichtiger Münzen auf. Auch im Pot landeten ein paar mehr oder weniger solide Scheine. Ich kapierte das Wettsystem zwar nicht, aber da die Kundschaft hier größtenteils aus Geistern bestand, zerbrach ich mir nicht weiter den Kopf.
    »Welche Würfel, Miss?«, fragte Blue und spähte mich aus seinen kleinen blauen Glasaugen an.
    »Phouka«, flüsterte ich.
    Die übrigen Würfel verschwanden in seinen Taschen. Dann nahm Blue erstaunlich behutsam die Hüftknochenwürfel in seine schaufelartigen Pranken. Er hielt sie mir hin. »Möchten Sie sie küssen, Miss?«
    Mein Herz geriet kurz ins Stolpern, doch dann nickte ich. Es war eine alte Tradition: Wenn man eine Wylde Fae um Hilfe bittet, muss man dafür ein Pfand geben. Phouka bevorzugen Fleisch. Ich beugte mich vor und drückte meine Lippen auf die Würfel. Ein widerlicher Geschmack nach rohem, blutigem Fleisch lag plötzlich auf meiner Zunge, und mir drehte sich der Magen um. Der

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