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Der Kalte Kuss Des Todes

Der Kalte Kuss Des Todes

Titel: Der Kalte Kuss Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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ihre Spione. Man brauchte bloß mal Luft holen, und die Nachricht war schneller von einem Ende Londons zum anderen gelangt, als man »Warum rascheln die Bäume auf einmal so?« sagen konnte.
    »Ich bin Sylvia«, verkündete Filzhut hoheitsvoll. »Lady Isabella, meine Mutter, möchte mit Ihnen sprechen.«
    »Worüber?«
    Sie presste verärgert die Lippen zusammen. Offenbar hatte sie sich mehr Respekt erwartet. »Sie ist beunruhigt über die Aufregungen in letzter Zeit. Es scheint für uns Fae von Tag zu Tag gefährlicher zu werden.«
    »Richten Sie Lady Isabella bitte aus, dass ich diese Unruhen
ebenso sehr bedaure wie sie, aber dass ich nicht glaube, ihr mit meinem Besuch helfen zu können.«
    »Sie missverstehen mich, Ms Taylor. Dies ist keine Bitte, sondern ein Befehl. Und ich werde nicht zögern, wenn nötig Gewalt anzuwenden!«
    Sie schnippte mit den Fingern, und der stubbelige Baumstumpf im Nadelstreifenanzug trat einen Schritt vor.
    Sie lächelte, was allerdings mehr ein Fletschen ihrer bräunlichen Zähne war als eine Geste der Freundlichkeit.
    »Obwohl ich es natürlich vorziehen würde, wenn Sie friedlich mit uns mitkämen.«
    Na klar, besser für sie, aber nicht für mich! Ich ließ meine Schultern hängen und schaute mich verstohlen um. Tatsächlich waren sie nicht allein gekommen. Ich erkannte zwei weitere Dryaden, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite standen und Pudelmützen auf dem Kopf hatten, dürre junge Bäumchen, der eine mit einer gelben, der andere mit einer grünen Wollmütze. Weiter links stand ein großer, leicht buckeliger männlicher Dryade mit einem schwarzen Stetson-Hut und weiter rechts … konnte ich nichts erkennen, weil mir die Hausecke im Weg war.
    Jetzt hieß es improvisieren.
    Ich setzte den Fuß auf die unterste Stufe. »Ich möchte keinen Ärger, Sylvia«, versicherte ich der Prinzessin im Filzhut, »aber ich muss unbedingt zuerst meinen Chef anrufen, er macht sich sonst Sorgen um mich.« Ich ging eine weitere Stufe hinauf, wie um meine Gutwilligkeit zu demonstrieren.
    »Sie dürfen Ihren Vorgesetzten im Wagen anrufen, Ms Taylor.« Sie deutete auf einen grasgrünen Rolls Royce, der einige Meter entfernt am Straßenrand stand.
    »Wie Sie wollen.«
    Ich pflasterte einen Ausdruck der Resignation auf mein Gesicht und begann meine Taschen abzuklopfen. Wohin sollte
ich rennen? Nach rechts oder nach links? Der Wagen stand links, wenn ich also in diese Richtung lief und geschnappt wurde, konnte man mich umso leichter in das Fahrzeug verfrachten. Also nach rechts, obwohl ich in diese Richtung nicht weit sehen konnte.
    Ich breitete stirnrunzelnd die Arme aus. »Mist! Entschuldigen Sie, Sylvia, aber mein Handy ist nicht in meinen Jackentaschen.« Was stimmte, denn es steckte in meiner Jeans. »Vielleicht liegt es ja noch im Museum?« Ich formulierte es absichtlich wie eine Frage.
    Auf ihrem schmalen Gesicht zeichnete sich Gereiztheit ab. Sie schnaubte ungehalten. »Malus, hilf Ms Taylor bei der Suche nach ihrem Handy. Beeilung!«
    Panamahut nickte und betrat die Treppe.
    »Tut mir wirklich leid«, sagte ich mit einem zerknirschten Lächeln und stieg noch zwei Stufen höher, wie um ihm entgegenzugehen. Dann ließ ich meinen Arm vorschnellen, als müsste ich ihn auffangen. »Vorsicht, die Stufen sind nass und rutschig!«
    Er blickte erschrocken nach unten und streckte mir instinktiv die Hand entgegen, ganz wie ich gehofft hatte. Ich packte ihn beim Handgelenk und riss ihn nach vorn. Er verlor das Gleichgewicht und machte einen Kopfsprung die Treppe hinunter, landete auf dem Bauch im Foyer und schlitterte übers polierte Parkett, bis er schließlich mit dem Panamahut an den Ticketschalter donnerte.
    Na, den war ich fürs Erste los.
    Filzhut riss überrascht den Mund auf. Ich sprang die restlichen Stufen mit einem Satz hoch und rammte ihr meinen Schädel in die Eingeweide. Mit einem Krachen, das nach einer zersplitterten Wirbelsäule klang, schlug sie auf dem Gehsteig auf und stieß keuchend die Luft aus. Ich sprang über ihre Beine und machte mich nach rechts davon.

    Die beiden Pudelmützen auf der anderen Straßenseite starrten mir schockiert hinterher. Ich musste einen Satz zur Seite machen, um den zugreifenden Händen eines bislang unentdeckten Dryaden-Männchens auszuweichen. Er glich einer Eiche und hatte ein lila gepunktetes Tuch um seine hohe, mahagonibraune Stirn gebunden. Ich rannte, was das Zeug hielt, die Clink Street entlang. Die Pflastersteine waren noch nass vom letzten

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