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Der kalte Schlaf

Der kalte Schlaf

Titel: Der kalte Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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anderen Kursteilnehmer gesagt und getan haben. Ihre Provokation, der Unfug, den sie zu ihrer eigenen Unterhaltung trieb, war nicht wichtig genug, um erwähnt zu werden. Wie wütend Sie gewesen sein müssen, als Sie erkannten, dass Sabina Ihnen eine entscheidende Information vorenthalten hatte und Sie als Folge davon fast erwischt worden wären. Es ist schließlich Ihr gottgegebenes Recht, alles zu erfahren, oder? Auch wenn Sie selbst nichts von sich preisgeben.«
    »Sie sind doch derjenige, der gerne alles mitteilen möchte«, bemerkte die Anwältin.
    »Sie erfährt nichts, was sie nicht bereits weiß«, konterte Simon. »Wollen Sie wissen, wie Sabina Sie nennt?«, fragte er Jo. »Sie nennt Sie ihre beste Freundin. Wir haben ihr gesagt, was Sie getan haben. Sie glaubt es nicht. Sie vertraut Ihnen, sagt sie. Sie würden nie einen Menschen ermorden, versichert sie. Sie hingegen vertrauen Sabina nicht wirklich, oder? Sabina hatte keine Ahnung davon, dass Sie ein zweites Haus besaßen, sie erfuhr es erst von uns. Wie Amber glaubte sie, Little Orchard sei ein Ferienhaus, das Sie und Neil Weihnachten 2003 gemietet hatten.«
    Simon war entschlossen, weiter zu fragen, alles zu fragen, was ihm in den Sinn kam. Denn wenn er aufhörte, würde es keine Fragen mehr geben, die Jo beantworten konnte, wenn sie ihre Meinung änderte und doch noch redete. Es ist immer leichter, auf eine Frage zu reagieren als von sich aus Informationen anzubieten. Er wollte, dass Jo seine Vermutungen bestätigte. Es war ihm egal, wie lange es dauerte, solange es irgendwann dazu kam.
    »Sie vertrauten nicht einmal Ihrem eigenen Mann. Sie haben ihm nicht verraten, warum er mitten in der Nacht heimlich verschwinden musste oder warum er verschweigen musste, dass er ein Haus in Pulham Market und danach ein Haus in Surrey besaß. Sie waren kaum jemals in Little Orchard, nicht einmal, wenn Sabina in Italien war. Selbst dann brauchten Sie eine Ausrede für den Rest der Familie, sie haben behauptet, irgendwo anders hinzufahren. Neil hatte schon häufiger vorgeschlagen, das Haus in Surrey zu verkaufen. Das würden Sie niemals zulassen, aber den Grund dafür können Sie ihm nicht verraten, oder? Es ist leichter, auf ihn loszugehen, in Tränen auszubrechen, den Raum zu verlassen. Mittlerweile macht er sich nicht mehr die Mühe. Wissen Sie, was er zu mir sagte? ›Ich glaube, es ist Jo wichtig, dass sie einen Schlupfwinkel hat.‹ Das ist nicht das Wort, das ich verwenden würde. Doch es gibt kein Wort für ein Haus, das man als sein Zuhause betrachtet, aber in dem man nicht wohnt und in dem man sich kaum jemals aufhält.«
    Simon stand auf, ging um den Tisch herum und stellte sich hinter Jos Stuhl. Wie würde sie sich fühlen, wenn sie ihn hören, aber nicht sehen konnte? Würde das irgendetwas ändern?
    »Ich weiß, was Sie getan haben, und ich kann es beweisen«, fuhr er fort. »Wir haben Ihre DNA in Kats Wohnung gefunden, wir haben Williams Aussage, die Aussage der Frau, die den Kostümverleih in Pulham Market führt, und in Ihrem Schmuckkästchen haben wir Sharons Haustürschlüssel gefunden. Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie von Amber erfuhren, dass die Polizei Terry Bond verdächtigte? Haben Sie Sharons Schlüssel herausgenommen und ihn betrachtet, ihn berührt? Sich gefragt, was wahr ist und was nicht? Es ist schwer, eine Erinnerung von einer Geschichte zu unterscheiden, oder? Noch schwieriger wird es, wenn man mit drei Kategorien zu tun hat: Erinnerungen, Geschichten und Lügen. Wenn man sich mächtig vorkommen will, aber nicht schuldig. Schwierig. Überlegen Sie, was für eine Erleichterung es wäre, die Wahrheit zu sagen. Überlegen Sie, wie es wäre, in dem Haus, das man als sein Zuhause betrachtet, auch zu wohnen.«
    Jo riss ruckartig den Kopf zurück und ließ ihn dann nach vorn sinken.
    »Sie denken, alles, was ich beweisen kann, sind die Fakten, aber da irren Sie sich«, fuhr Simon fort. Es ermutigte ihn, dass er ihr eine Reaktion entlockt hatte, auch wenn er diese Reaktion nicht interpretieren konnte. »Ich kann auch das Motiv beweisen. Draußen wartet jemand, der bereit ist, uns zu sagen, warum Sie das getan haben, was Sie getan haben. Das glauben Sie nicht? Ihre Lügen nehmen Sie so in Anspruch, dass Sie gar nicht auf die Idee kommen, Sie könnten selbst angelogen werden. Sie kommen gar nicht auf die Idee, jemand könne Ihnen nur sagen, was Sie hören wollen, damit Sie ihn in Ruhe lassen.«
    »Könnten Sie vielleicht etwas deutlicher

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