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Der kalte Traum - Bottini, O: Der kalte Traum

Der kalte Traum - Bottini, O: Der kalte Traum

Titel: Der kalte Traum - Bottini, O: Der kalte Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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nicht. Sie gehörten doch irgendwie zusammen.
    Er wollte reden. Die Angst des anderen verlängern. Vielleicht zweifelte er sogar an der Notwendigkeit, ihn zu töten. Der Zeuge hatte ihn all die Jahre nicht verraten, es gab keinen Grund, weshalb sich das ändern sollte.
    Doch Jordan konnte nicht allein entscheiden. Da waren die Auftraggeber – Marković, andere.
    Marković musste angeordnet haben, dass der Zeuge, der vielleicht ja auch ein Zeuge gegen Ante Gotovina war, getötet werde, sobald man ihn gefunden habe. Im letzten Moment hatte Jordan eigenmächtig gehandelt.
    Natürlich war die Eliminierung nur aufgeschoben. Thomas Ćavar war an diesem Tag erneut zum Zeugen eines Mordes geworden, er musste sterben – dann, wenn Jordan und Igor keine Geisel zur eigenen Sicherheit mehr brauchten.
    Zwei junge Kollegen von der Schutzpolizei holten ihn ab.
    »Moin«, sagten sie.
    »Moin«, erwiderte er.
    Sie eilten ins Freie, in das klare norddeutsche Licht, das ihm lichter vorkam, nicht so schwer und intensiv war wie im Süden, nicht so blass und kraftlos wie in Berlin.
    Bevor er in den Streifenwagen stieg, atmete er tief ein.
    »Ja, die Seeluft«, sagte einer der beiden Kollegen.
    »Nein, das Becken«, sagte Adamek.
    »Die Seeluft wird’s richten.«
    »So?«
    »Die richtet alles, die Seeluft.«
    »Auch Liebeskummer«, sagte der andere.
    Als sie auf die Autobahn auffuhren, rief Hassforther an. »Gut gelandet?«
    In Ratzeburg tat sich was. Sie hätten, sagte Hassforther, Hunderte Kroaten zwischen Lübeck und Berlin überprüft, darunter alle, die der Verfassungsschutz als extremistisch einstufe oder die vorbestraft seien. Ein Name von dieser Liste sei dem Kollegen bei der Leitstelle, der den Anruf aus Ratzeburg entgegengenommen habe, bekannt vorgekommen. »Mate Sjelo. Mitarbeiter der jugoslawischen Botschaft in Bonn in den Achtzigern, ich tippe auf Leibwächter, er hat einen Waffenschein, eine Pistole Modell 57 ist auf ihn registriert, die jugoslawische Lizenzversion der russischen Tokarew. Jetzt ist er fünfundfünfzig und Altenpfleger.«
    »Marković war in den Achtzigern in Bonn.«
    »Es gibt ein Foto mit den beiden«, sagte Hassforther. »18. Juli 1991, Präsident Tuđman hat sich in Bonn mit den Vorsitzenden der deutschen Ableger seiner Partei getroffen. Auf dem Gruppenfoto sind auch Marković und Sjelo.«
    »Ihr seid schnell.«
    »Wir haben viel gutzumachen.«
    Adamek nickte für sich. »Wo lebt Sjelo?«
    »In Rheinsberg.«
    »Rheinsberg in Brandenburg?«
    »Gibt nur eines.«
    Adamek lächelte flüchtig. Keine Hotelmatratze mehr, sondern die heimische, von Qualitäts- und Ökotestern geprüfte und als herausragend befundene, auf der er lag wie in Gottes Schoß.
    Ick gloob det nich, der Lorenz pennt jetzt uff nem Kleenwagen …
    »Ist mir irgendwo schon mal begegnet, Rheinsberg«, sagte Hassforther.
    »Tucholsky.«
    »Nein.«
    »Fontane.«
    »Nein … Jetzt weiß ich’s wieder, ein Hotel. Wir haben da mal Wellness gemacht, meine Frau und ich.«
    Brandenburger Kollegen hatten die Observierung von Sjelos Haus und dem Pflegeheim, in dem er arbeitete, aufgenommen, ihn jedoch noch nicht gesehen.
    Adamek war skeptisch. Falls Rheinsberg Jordans und Igors Ziel gewesen war, hätten sie ihre Pläne nach dem Verrat in Ratzeburg geändert. Sie waren Profis. Sie mussten einkalkulieren, dass auch der Name Sjelos verraten worden war.
    Eine Dreiviertelstunde später reichten sie sich die Hand.
    Hassforther war mittelgroß und eisgrau. Ein Marathon-Läufer, sehnig und ausgezehrt, jeder Zentimeter Fleisch von größter Funktionalität, Überflüssiges ließ der Körper nicht zu. Das Lächeln entspannt, der Blick gelassen – der Fall war an die Kollegen in Ratzeburg und Oranienburg übergeben, Hassforther würde bald nach Hamburg zurückkehren und seinen Abschlussbericht tippen.
    Der Tote hatte auf dem Festland gewohnt, mit Blick auf die Altstadtinsel im See, nicht weit von einem der Straßendämme entfernt, die dorthin führten. Ein alleinstehendes Häuschen mit Garage, einfachster Standard von außen, hinein konnte Adamek nicht, die Kriminaltechniker waren noch nicht durch.
    »Willst du warten?«
    »Ich denke nicht. Erzähl mal.«
    »Sie sind mit dem Bravo in die Garage, von dort ins Haus gegangen. Wir haben Schuhabdruckspuren gefunden, sie sind gleich in den Keller, durch Küche, Wohnzimmer und Flur. Im Keller müssen sie sich eine Weile aufgehalten haben, sie haben was gegessen, geraucht, wir haben außerdem Hinweise auf eine

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