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Der Kalte

Der Kalte

Titel: Der Kalte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Schindel
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geschürzten Lippen. Ich versuchte ihn aus dem Zimmer zu wedeln, doch er schüttelte bloß den Kopf und lächelte. Also ging ich an ihm vorbei zur Küche zurück, stieß ihm dabei meinen Ellenbogen in die Rippen.
    »Oder hast du den Felix bei dir?«
    »Bist du unverschämt.« Ich sah auf die Uhr. »Dreiviertel Stunde.«
    »Schneller.«
    »Ach nee.« Ich beendete das Gespräch. Felix setzte sich wiederum hinter die Zeitung.
    »Astrid, Astrid. Wird das eine Geschichte?«
    »Lass mich in Frieden. Ich geh ins Bad.« Unter der Dusche überlegte ich, ob es für Felix anders ist als sonst, ob er womöglich beginnt, sich zu kränken, oder ob er vom andern Ufer wieder zurückkommen möchte. Jedenfalls ists doch unangenehm, wenn er auf einmal ohne Diskretion ist. Ich werde mit ihm mal auf und ab reden müssen. Das ist vermutlich fällig. Albern, dass ich wirklich jetzt zum Fraul muss. Seine Hüften festhalten. Wieso nennt er mich Asta? Ich bin nicht die Nielsen.
    Ich stand vor seiner Tür, wollte anläuten, da öffnete er schon, fasste mich mit seiner Linken an den Hals und ans Genick und zog mich zugleich in die Wohnung und zu sich. Nun legte ich tatsächlich meine Hände an seine Hüften.
    »Sind noch ganz«, keuchte ich in seinen Mund, den er schnell auf meinen gelegt hatte. Er begann mich zu durchzüngeln. Ooch, das ließ ich mir gut gefallen, wollte aber dann doch aus dem Mantel und vielleicht gleich aus den Klamotten, daher schüttelte ich Karl ab, ihn dabei fest anschauend.
    »Ach, Asta, komm nach hinten.«
    Ich zog mir den Mantel aus und folgte ihm in sein Bettzimmer.
    »Wieso nennst du mich Asta? Doof.«
    »Astrid klingt nach Arschtritt, Asta aber nach Astra. So ist das nun mal.«
    Ich musste lachen.
    »Du spinnst.«
    Da begann er bereits, mir die Kleider abzuziehen, ich machte es ihm nach und wurde gierig, fuhr ihm mit den Fingern zwischen seine Beine, zog und drückte, konnte mich nicht mehr halten, ich ging runter und begann zu küssen und zu saugen, drückte und kratzte dabei seine Hinterbacken. Er explodierte mir in den Mund und stieß dabei einen derartigen Schrei aus, dass ich nicht anders konnte, als ebenfalls laut aufzuschreien. Halbnackt und viel zu schnell fertig, fielen wir auf sein Bett. Obwohl er mich kaum berührt hatte, war ich gleich nach ihm und deswegen gekommen. Nun lag ich an seiner Schulter, und die Wellen liefen in die Finger- und Zehenspitzen. Karl nahm mein Gesicht und stieß mir seinen Atem in den Mund, ich stieß meinen Atem, der etwas langsamer ging, ihm nicht nur in den Mund, sondern auch auf seine Augenbrauen und in sein Haar. Es war unbeschreiblich. Es war unmöglich. In was bin ich da hineingeraten?
    Später saßen wir wie die zwei Königskinder, aber am selben Ufer, auf Karls Bettkante nebeneinander wie blöde und sahen der Zeit beim Verrinnen zu.
     
    Karl kam eben noch pünktlich zur Probe. Es schien etwas in der Luft zu liegen. Schönn saß hinter seinem Regietisch, entspannt, lächelnd und mit zu den Schauspielern hindeutender Neugier, neben ihm gelassen und versonnen und schnurrend Scherfele. Astrid von Gehlen, die soeben den
Raum betreten hatte, ließ einige Stühle zwischen den beiden Männern, setzte sich behutsam, als wollte ihr Hinterteil erkunden, wie sich wohl der Probentag im Sitzen anfühlen könnte. Draußen im Vorraum dehnte sich Fraul beim Tisch, auf dem die Kanne mit dem schauderhaften Kaffee stand, neben ihm Dünster, der sich noch rasch einen einschenkte, und der Regieassistent bat sie zu beginnen. Fraul schob den Vorhang weg, sprang rauf auf die Probebühne, wartete, bis Dünster nachkam, blickte kurz zu Astrid und länger zu Dietger Schönn. Der zog die Mundwinkel hoch und nickte.
     
    Die beiden spielten die Szene in einem durch. Dünster wurde von Minute zu Minute aufgeweichter. Er sprach zunehmend konsterniert mechanisch seinen Text auf die Fleisch und Knochen werdende Malcolmfigur drauf. Sein Macduff hing nur noch an Malcolms Lippen, denn Karl Fraul verwandelte sich in einen kalten und zugleich naiven Königssohn, war in einem Augenblick undurchdringbar, sodass Dünster unwillkürlich an Frauls Augen den Sinn der Worte abzulesen versuchte, in der nächsten Passage gläsern und von verführerischer Eingenommenheit für die Sache Schottlands. Die Schlusspassage, in der Fraul den Scherfele gefragt hatte, ob hier aus Malcolm ein Tartuffe werden müsse, absolvierte er nebenbei und mit Tempo, als hätte Parsifal einen flüchtigen Blick auf den Gral, den er soeben

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