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Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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er.
    Mafia-Dons wurden auf den Boden geworfen. Männer in Zweireihern zogen ihre Waffen. Und bevor der Nigerianer be-griff, was ihn erwischt hatte, lag er mit dem Gesicht in einem Teller Jegata alla veneziana, seine eigene Leber mit Blei gefüllt und ebensowenig zu gebrauchen wie die auf dem Teller.
    In der Gasse hörten Bob und Klaus die Schüsse. Eine Menge.
    Sie blieben stehen, und nachdem er Atem geschöpft hatte, biß Bob von Klaus' Pizza ab.
    «Mmmm, lecken>, meinte Bob mit vollem Mund. «Ist das Cilantro? Ungewöhnlich, aber es schmeckt.» Er nahm noch einen Bissen.
    Drinnen nahmen die Schützen seelenruhig wieder Platz und widmeten sich ihren Jettuccine al burra, als wäre nichts passiert. Der Restaurantbesitzer schnalzte mit den Fingern, und Kellner schleppten den Nigerianer fort und bereiteten ihn auf einen langsamen Törn zum Grund des Hudson River vor.
    Klaus, der immer noch um Atem rang, teilte seine Pizza mit Bob, während sie die Gasse entlang zur Baxter Street gingen, im Moment außer Gefahr. Bob zupfte an einem Stück Peperoni, das ihm zwischen den Zähnen steckte.
    «Das war eindrucksvoll», keuchte Klaus. «Ich nehme an, du hast gewußt, was passieren würde?»
    Bob, der sich übermütig fühlte, antwortete in seiner besten Edward-G.-Robinson-Imitation: «Hör mal, Kumpel, jeder kennt hier die Schuppen, wo man sich eine Bleivergiftung holen kann.» Er zog die Schulter hoch, so wie sie es in den alten GangsterFilmen machten.
    Klaus lächelte und zeigte dann auf Bob. «Humphrey Bogart?» «Ziemlich nah dran», erwiderte Bob mit einem Lächeln.
     
    Mike Wolfe saß allein in seinem Büro und machte sich Sorgen. Seitdem er Bob in dem Coffee Shop getroffen hatte, störte ihn etwas, was Bob gesagt hatte: «Schönen Gruß an die Gattill», hatte er gesagt, oder? Wolfe hatte aber keine Gattin, und wenn Bob der Vollprofi war, für den ihn alle einschließlich Wolfe hielten, dann hätte er das gewußt.
    Geistesabwesend ging Wolfe den Haufen Kassetten, der auf seiner Ablage stand, eine nach der anderen durch. «Blonde on Blonde», «John Wesley Harding», «Highway 61 Revisited» - die Titel weckten Erinnerungen an Spionageabwehr-Operationen, die die Agency in Zusammenarbeit mit Hoovers Bureau in den sechziger Jahren durchgeführt und nach verschiedenen Platten von Bob Dylan benannt hatte.
    In dieser Zeit hatte Hoover sich gerne «Quinn the Eskimo» oder «The Mighty Quinn» nennen lassen und einmal einen Agenten summarisch gefeuert, der ihn, wie er gemeint hatte, «The Mighty Queen» genannt hatte. Diese Art von Verleumdung ließ sich Hoover nie von seinen Untergebenen gefallen, und so hatten für fünfzehn der unbehaglichsten Minuten in der Geschichte des FBI ein Dutzend peinlich berührter Agenten zuhören müssen, während Hoover vom Leder zog, daß alle Homosexuellen Kommunisten seien und Kleider trügen und an dunklen Orten widerliche Dinge täten.
     
    Hoovers Augen waren noch weiter als üblich aus seinem aufgedunsenen roten Gesicht getreten, als er ausführlich vormachte, wie sie lispelten, die Hüften schwenkten und die Handgelenke verdrehten. Er schwor, falls er jemals vor ein Senatskomitee zitiert würde, könne er, um seine Heterosexualität zu beweisen, Fotografien vorlegen, die ihn «in Aktion» mit verschiedenen Frauen zeigten.
    Dann, als er plötzlich erkannte, daß er vielleicht zu stark protestierte, erklärte Hoover die gesamte Tirade zur Geheimsache und bot allen Anwesenden an, sie auf die Positionen ihrer Wahl zu versetzen, in der Hoffnung, damit ihr Schweigen zu erkaufen.
    Das waren noch Zeiten, dachte Wolfe. Er wählte aufs Geratewohl eine Kassette aus und steckte sie in den Rekorder. Dann wandte er sich wieder dem zu, womit er sich schon die ganzen letzten Tage beschäftigt hatte, nämlich den riesigen Stapel Unterlagen zu sichten, der die Akte über Bob Dillon darstellte.
    Er studierte ein Dokument, dann ein weiteres, sah dann zur Seite und runzelte die Stirn. Irgendwas stimmte nicht, aber was? Die Kassette spielte Gitarre und Mundharmonika und sang: «Yes, 'n' how many times can a man turn his head, / Pretending he just doesn't see? - Und wie lange kann einer taub sich stellen / Und so tun, als ob er nichts hört?»
    Wolfe blickte wieder auf Bobs Bankauszüge, seine Steuerbescheide, seine unbezahlten Strafzettel. Was war es? War ihm etwas entgangen? Was sagten ihm seine Instinkte?
    « ... The answer, my /riend, is blowin' in the wind, / The answer is blowin' in the wind ... - Die

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