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Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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schwebte um die Peripherie von Bobs Bewußtsein herum, eine Idee, die die Frage beantwortete. Unbewaffnet? Eine Waffe? Synapsen zündeten wie wild, und Neuronen saugten Neurotransmitter ein, während Bob versuchte, den Gedanken einzufangen. Schließlich traf ihn ein elektro-chemischer Schlag, als hätte er eine feuchte Gabel in einen Toaster gerammt, und er fing den Gedanken ein.
    Klaus sah, wie Bob sich plötzlich aufraffte, von neuer Entschlossenheit erfüllt.
    «Nein. Das ist phantastisch», sprach Bob in einem Ton, der auf inneren Frieden hindeutete. «Wir sind überhaupt nicht unbewaffnet.» Seine Stimme wurde erregter. «Tatsächlich haben wir die gefährlichste gottverdammte Waffe des Planeten zu unserer Verfügung!»
     
    Klaus hatte das ungute Gefühl, daß sein Freund nicht mehr ganz richtig gepolt war. «Bob, wovon redest du?" fragte er sanft.
    Bob breitete die Arme aus. «Sieh dich um.» Klaus tat es, sah aber nichts.
    «Diese Stadt - New York - ist eine immense Tötungsmaschine», intonierte Bob mit der Überzeugungskraft eines Menschen, der die Wahrheit kennt. «Sie ist unsere Waffe. Sie tötet Dutzende jeden Tag, ohne ins Schwitzen zu geraten. Sie ist eine geladene Pistole auf einem Nachttisch, die darauf wartet, von einem neugierigen Knirps abgefeuert zu werden. Wir brauchen sie bloß zu benutzen. Los!»
    Bob schoß hinter der Tonne hervor, und Klaus folgte, mitgerissen im Sog von Bobs ungeheurer Überzeugung. Sie rannten die Broome entlang zur Bowery und dann Richtung Süden.
    Als sie sich umblickten, sahen sie den Nigerianer offen mit der Waffe herumfuchtelnd hundert Meter hinter sich. Passanten machten beiläufig Platz, während der schwarze Killer die Straßen von Little Italy entlangsprintete. Daß er keine Hosen trug, fand niemand besonders ungewöhnlich.
    «Was tun wir?» fragte Klaus keuchend. «Er wird uns umbringen!»
    «Vertrau mir», sagte Bob, «ich weiß, was ich tue.»
    Klaus folgte Bob, als er zuerst in die Grand einbog, dann in die Mulberry Street und dann plötzlich ins «Cafe Palermo».
    Ohne Platzreservierung rasten sie am Chefkellner vorbei weiter durch den Speiseraum, vorbei an einem Teller peperonata und in die Küche, wo das Aroma aus einem Kochtopf mit bagna cauda wie eine Sirene lockte, ein süßes Lied von scharfen Sardellen und Knoblauch singend. Aber Bob und Klaus weigerten sich zuzuhören und stürmten hinten wieder raus, ohne auch nur einmal das Tempo zu drosseln.
    Einen Augenblick später raste der Nigerianer mit gezogener Waffe durch das Bistro. Eine Frau spuckte eine Olive durch den Raum, als sie den großen, bewaffneten Schwarzen in seinen Shorts aus reiner Baumwolle erblickte. Ein anderer Gast schrie, als die Olive in ihrer Minestrone landete.
     
    Bob und Klaus rannten die Gasse hinter dem Restaurant hinunter und kamen auf der Hester Street raus. Bobs Augen hielten nach irgendetwas Ausschau.
    «Was zum Teufel machen wir?!» fragte Klaus wieder. «Da!» deutete Bob über die Straße. «Mir nach!»
    Er düste auf das «La Bella Ferrara» zu, Klaus hinterher. Das gleiche Spiel: Bob und Klaus rasten durch den Speiseraum, widerstanden den trotelle alla savoiarda und den parmigiani di melanzane, obwohl die Kellner beides schon den ganzen Tag empfohlen hatten.
    Der Nigerianer folgte, wie ein Entree dem Antipasto.
    Dann wieder in die Hintergasse hinaus, auf die Mulberry Street, suchend. Und wieder führte Bob Klaus zu einem weiteren Restaurant auf der anderen Straßenseite, diesmal «Angelo's» (seit 1902).
    Die ganze Rennerei hatte Appetit gemacht, und Klaus dachte, er würde gern noch ein Häppchen essen, bevor er starb - die traditionelle Henkersmahlzeit sozusagen. Während sie durch «An gelo's» blitzten, wo die Luft schwer war von dem Aroma von geschmortem Kalb mit schwarzen Oliven, fiel Klaus auf, daß die Gäste dort erheblich härter aussahen, wie Statisten bei Goodfellas.
    «Was soll das?» keuchte Klaus ein letztes Mal. «Er wird uns erwischen, und wir werden sterben ... hungrig!»
    «Vertrau mir», schrie Bob zuversichtlich, als er zur Rückseite des Restaurants rannte.
    Während er durch die Küche raste, gab Klaus schließlich seinem Hunger nach und schnappte sich ein Stück Pizza, dann verschwand er ebenfalls durch die Hintertür.
    Schwitzend und keuchend von der Verfolgungsjagd, stürmte der Nigerianer mit gut sichtbarer Waffe und Mannespracht in «Angelo's» herein.
    Ein aufmerksamer Klugscheißer sprang auf und zeigte auf ihn. «Ein Überfall!!» brüllte

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