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Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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in der Choreographie von Bob Dillon.
    Derselbe richtete sich stolz auf, wobei seine Nase einen Fettfleck auf der Scheibe hinterließ. «Mr. Silverstein, darf ich vorstellen, die Mordwanze.»
    Sy, stämmig und Mitte Siebzig, trat zurück, offenkundig beeindruckt. Nachdenklich nickte er, während er sich eine riesige Zigarre anzündete, ohne ein Wort zu sagen, nur nickend. Er zog ein paarmal an seinem großen Tabakstengel, um ihn in Gang zu bringen, und ergriff dann das Wort.
    «Also gut, das soll also heißen, daß Sie in meinen Gebäuden noch mehr Viecher loslassen wollen, als ich schon habe?» Nach all den Jahren des Zigarrenrauchens klang seine Stimme wie eine Holzraspel auf Resopal.
    «Mehr oder weniger», gestand Bob. Er wußte, es klang sonderbar.
    «Ich mag Sie, mein Junge», sagte Sy. «Sie haben Chuzpe, mit so einem meschuggen Plan zu mir zu kommen. Chuzpe gefällt mIr.»
    Sy drapierte einen verwelkten Arm um Bobs Schulter und blies ihm unabsichtlich Zigarrenrauch ins Gesicht, während sie das stattliche Büro zu Sys prachtvollem Schreibtisch durchquerten.
    Höflich hüstelte Bob, als er zu der Staffelei ging, wo die Schaubilder und Tabellen auf ihren Einsatz warteten.
    Sy hielt inne, kniff die Augen zusammen und sah Bob an. «Sie waren doch nicht etwa auf einer dieser gottverdammten Business-Schools, oder?»
    «Äh, nein Sir!» beteuerte Bob.
    «Gut. Diese Trottel mit ihren schicken Diplomen können nich Scheiße von Kreplach unterscheiden. Ich sag Ihnen was, mein Junge», fuhr Sy fort, «meine Enkel haben mich schon vor Jahren auf Recycling gebracht. Als ich gesehen habe, wieviel Schrott ich jede Woche rausgeschmissen habe, hab ich in eine RecyclingFirma investiert. Nach zwei Jahren hatte ich mein Geld wieder drin. Will damit sagen, dieser -Ansatz, den Sie da haben, gefällt mir. Aber gehen Sie das noch mal für mich durch.»
    Er nahm hinter seinem riesigen Eichentisch Platz und sah wie ein verschrumpeltes Kind aus, das über den Rand eines Eßtischs lugt.
    «Okay», begann Bob. «1970 gab es zweihundertvierundzwanzig Arten von pestizidresistenten Insekten. Im Jahr 1990 hatte sich diese Zahl verdoppelt.»
    Bob zeigte auf sein erstes Schaubild, um sein Argument zu illustrieren.
    «Je resistenter Insekten werden», erklärte er, «desto giftiger machen wir die Pestizide, und je giftiger wir die Pestizide machen, desto mehr vergiften wir den Planeten.»
    «Damit wollen Sie also sagen, daß Pestizide irgendwann entweder wirkungslos oder zu gefährlich werden?» fragte Sy.
    «Genau», sagte Bob. «Tatsächlich haben die Hersteller eines beliebten Pestizids in den letzten neunundzwanzig Jahren die Formel vierunddreißigmal revidieren müssen. Sehen Sie, Küchenschaben geben ihre Pestizidresistenz innerhalb nur weniger Generationen weiter, und da sie sich so schnell und in so großen Zahlen vermehren, ist es schwer für die Pestizid-Hersteller, mitzuhalten.»
    «Riiich-tig», sinnierte Sy.
    «Okay, eine weibliche Küchenschabe legt etwa zweitausend Eier in ihrem Leben, das etwa ein Jahr dauert. Also, wenn aus der Hälfte dieser Eier Weibchen schlüpfen und jedes zweitausend Eier legt, dann haben Sie schon zwei Millionen Küchenschaben. Selbst wenn nur die Hälfte überlebt, haben Sie in vier Monaten eine Million Schaben. Und das von einem einzigen befruchteten Weibchen.»
    «Oi weh!» rief Sy aus. «Wissen Sie, in einem der Bücher, die
    Sie mir geschickt haben, hab ich was über einen Teppich von Fliegen gelesen.»
    «Daß die Nachkommen von zwei Stubenfliegen, die sich im Januar paaren, bis Mai die gesamte Erde mit einem fünfzehn Meter dicken Teppich von Fliegen bedecken würden?»
    «Genau das», nickte Sy. «Das sind eine Menge Fliegen.» «Natürlich», sagte Bob, «war man in dem Fall davon ausgegangen, daß alle überleben würden, was sie nicht tun.»
    Er hatte das Gefühl, daß er allmählich mit seinem Argument ankam, und so intensivierte er sein Verkaufsgespräch. Den Handrücken seiner rechten Hand in die Handfläche seiner linken klatschend, ließ er Zahlen auf den verhutzelten Bauunternehmer niederprasseln.
    «Auf jeden Menschen auf dem Planeten kommen zweihunderttausend Insekten, das sind dreihundert Pfund Wanzen für jedes Pfund Mensch. Wir sind so hoffnungslos in der Minderzahl, daß wir wirklich nicht mehr erwarten können als friedliche Koexistenz.»
    Sy nickte und fuchtelte aufgeregt mit der Zigarre herum. «Schon, der Teil ist gekauft. Erzählen Sie mir mehr über die

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