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Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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einem Abend mit einem Freund zusammenzusitzen und was zu trinken und den fluß vorbeifließen zu sehen.»
    «Na ja, beim East River ist es eher so, als würde man ihn vorbeisickern sehen, aber ich weiß, was du meinst.»
    Es entstand eine Pause, während Bob über etwas nachdachte. «Sag mal, Klaus, wieso hast du die Scheißer da im Laden eigentlich nicht umgelegt?»
    Klaus antwortete, ohne zu zögern. «Sie haben es nicht verdient, zu sterben.»
    «Mag sein», entgegnete Bob, «aber die sind Abschaum, die kümmern sich einen Dreck um andere. Früher oder später werden die jemand umbringen.»
    «Dann verdienen sie es vielleicht, zu sterben, aber heute Abend noch nicht.» Klaus war resolut.
    «Du hättest sie allernachen sollen», sagte Bob. «Diese Stadt hat mehr als genug Arschlöcher.»
    Klaus sah Bob an. «Ich habe meine Regeln, wen ich töte und wen nicht.»
    «Regeln?» fragte Bob.
    Klaus umriß seine Philosophie. Bob war beeindruckt. Er stimmte zu, daß es eine lange Liste von Leuten gab, die der Welt einen großen Gefallen tun würden, wenn sie sich in die Ewigkeit schießen lassen würden.
    «Hast du jemals Schiß?» fragte Bob.
    «Ich habe immer Schiß», erwiderte Klaus.
    Das Geständnis überraschte Bob. «Na komm, was ist mit James Bond und der Gefahr ins Gesicht lachen und so 'n Zeugs?»
    «Bond war ein Spion, kein Killer», sagte Klaus und blickte über den Fluß. «Außerdem sind wir hier nicht im Kino.»
    Er wandte sich zu Bob. «Weißt du, ich beneide dich. Du hast eine Familie. Das ist etwas, was ich nie haben kann.» Er zog seine Brieftasche hervor und zeigte Bob das Foto einer Frau und eines kleinen Mädchens.
    «Ich dachte, du hast gesagt, du hättest keine Familie», meinte Bob.
    «Hab ich auch nicht. Das ist das Bild, das in der Brieftasche drin war, als ich sie gekauft habe. Ich erzähle den Leuten nur, daß es meine Familie ist. Verstehst du, wenn ich wirklich Frau und Kinder hätte, könnten sie gegen mich benutzt werden. Das wäre ihnen gegenüber nicht fair.»
    Wie rührend, dachte Bob. Klaus tat ihm leid.
    Lange starrten sie schweigend über den Fluß auf die blinkenden Lichter Manhattans.
    Schließlich sagte Klaus: «Nachts ist es ganz schön.»
    «Stell dir vor, wie es für eine Libelle aussehen muß», erwiderte Bob.
    «Warum?» fragte Klaus.
    «Ihre Netzaugen haben fünfzigtausend Facetten. Das ist wahrscheinlich so, wie wenn man vollgeknallt mit Acid durch ein Kaleidoskop blickt und dabei am Vierten Juli mit einem Drachenflieger mitten durch ein Feuerwerk segelt.»
    «Ich glaub's dir gerne.» Klaus sah Bob einen Moment lang an, bevor er aufstand. «Also, mein Freund, ich muß gehen.»
    «Wohin gehen? Was passiert jetzt?» fragte Bob. «Höchstwahrscheinlich wirst du deines Weges gehen und ich meines. Ich muß nach Hause zurück und eine alte Rechnung begleichen. Und du mußt deine Familie zurückholen und mit . deinen Experimenten weitermachen.»
    Bob stand auf und schwankte etwas. «Äh, jetzt wo du mich nicht, äh, eliminiert hast ... kriegst du deswegen Probleme?» Klaus legte den Arm um Bobs Schulter und sagte ernst: «Nein, aber wenn ich höre, daß du irgend jemand gemacht hast, werde ich wiederkommen und dich töten müssen.»
     
     
     
    11
     
    Miguel Riviera war außer sich vor Wut, als er erfuhr, daß seine drei Killer von diesem Mann niedergeschossen worden waren, der sich «der Schädlingsvernichter» nannte.
    «Wer ist dieser Dreckskerl?» schrie er, ohne die Frage an jemand Bestimmten zu richten. Während er seinen nächsten Zug plante, trat er ein Loch in die Wand seines frisch renovierten Büros.
    Anfangs war Bobs Ermordung bloß ein Teil von Miguels Plan gewesen, um die Tatsache zu verschleiern, daß er seinen eigenen Bruder umgebracht hatte, ein reines Ablenkungsmanöver, um Unruhe in seiner Truppe zu verhindern. Aber jetzt wurde daraus eine entscheidende berufliche Angelegenheit sowie eine Frage von persönlichem Stolz. Niemand würde mehr vor Miguel Angst haben, wenn er es nicht einmal schaffte, den Mann umlegen zu lassen, der seinen Bruder getötet hatte. Und wenn niemand Angst vor ihm hatte, würde auch er früher oder später den Knob-lauch schälen.
    Aber vielleicht war es doch nicht so ein einfaches Attentat.
    Vielleicht war dieser «Schädlingsvernichter», dieser Mann mit dem Blick des Todes in den Augen, tatsächlich ein besserer Killer als Klaus. Das war die Theorie, die in letzter Zeit unter jenen diskutiert wurde, die über solche

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