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Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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nahm Mary und Katy wieder in die Arme. «Ich liebe euch beide.»
    Während Klaus die Wiedervereinigung der Familie Dillon durch sein Zielfernrohr mitverfolgte, verschwamm die Szene vor seinem geistigen Auge zum Bild einer eigenen Familie. Einer Familie, die nie existiert hatte.
    Einen Augenblick lang stellte sich Klaus glücklichere Zeiten vor - Tage, die mit einer kleinen süßen Tochter spielend und herumtollend an weißen Stränden verbracht wurden, und laue Liebesnächte mit einer wunderschönen, leidenschaftlichen Ehefrau. Dies waren die Tage und Nächte, die sich Klaus nie gestattet hatte und nie gestatten könnte.
    Mit einem Augenblinzeln hatte er wieder die Szene mit der glücklich vereinten Familie Dillon vor sich. Und Klaus wußte, daß er Bob nicht töten konnte. Er warf den ganzen pseudo-rationalen Kram über Bord und folgte seinem Gefühl. Bob war bloß ein Typ mit einer Familie und einem Traum. Er verdiente es nicht, zu sterben, und Klaus würde ihn nicht töten, egal welche Konsequenzen es für ihn hatte.
    Klaus wollte, daß Bob behielt, was ihm selbst nie vergönnt gewesen war: die Liebe einer Familie. Dieser Augenblick entlarvte Klaus als nichts anderes denn einen hoffnungslosen Romantiker mit einem laserzielfernrohrbestückten Hochleistungsgewehr.
    Als dieses Fernrohr von Bobs Kopf wegschwenkte, glitt es zufällig auf ein Duo ruchlos aussehender Burschen, die bei Bobs Auto standen. Sie schienen wegen irgendeines kleinen Päckchens zu diskutieren, das anscheinend mit dem Pinto zu tun hatte. Klaus beobachtete, wie der eine mit dem kleinen Päckchen unter das Auto schlüpfte, während der andere eine Pistole mit Schalldämpfer zog und auf dem Bürgersteig Richtung Coffee Shop schlich. Ihre Gesichter waren Klaus nicht bekannt, aber ihre Absichten sehr wohl.
    Es war eine leichte Entscheidung. Schließlich heißt es, daß jeder Mann Schutz braucht. Sorgfältig zielte Klaus und drückte ab.
    FUMP! Eine Kniescheibe wurde zertrümmert. Der Typ unter Bobs Wagen schrie auf, knallte mit dem Kopf gegen die Achse und schlug sich selbst k.o.
    Klaus drückte noch mal ab. FUMP! Das Geräusch, wie das Blei die zweite Kniescheibe zertrümmerte, war widerlich. Der Typ hätte wieder geschrien, aber gnädigerweise hatte er das Bewußtsein noch nicht wiedererlangt. Er lag unter dem Pinto, das Päckchen auf der Brust. Währenddessen peilte Klaus sein zweites Ziel an. DerTyp mit der Waffe am Fenster des Coffee Shop hob gerade die Pistole, als Klaus wieder abdrückte.
    FUMP! Stirnbein. Ein roter Nebel von Blut und winzigen Splittern der Stirnbein- und Scheitelbeinknochen wurde vom Winde verweht. Alle Impulse, die unwillkürliche Aktivität steuern, wurden permanent unterbrochen. Aber bevor er zu einem schlaffen Haufen auf dem Bürgersteig zusammensackte, gab der Typ - PENG! - noch einen Schuß ab. Dann beschmutzte er sich.
    Der Schuß zertrümmerte die Scheibe und eine KetchupFlasche, die tomatige Scherben über einige in der Nähe sitzende Gäste explodieren ließ.
    Bob, der sich nicht sicher war und sich auch nicht viel darum scherte, ob es ein Postbote war oder eine Mafia-Angelegenheit, packte Katy, Mary und die Goldkäfer und gesellte sich zu den anderen Gästen auf dem Boden.
    Nach mehreren Sekunden Stille wandte sich Bob an Mary.
    «Los, komm! Der Wagen ist draußen!»
    «Die Schießerei auch!» sagte Mary pragmatisch.
    «Stimmt», gab Bob zu. «Warten wir einen Moment hier drin.» Wahrend sie auf das Ende der Schießerei warteten, sahen sie
    zu, wie eine weibliche Deutsche Schabe (Blatella germanica) vorbeihuschte.
    An der Art, wie sie dicht über dem Boden huschte, erkannte Bob, daß sie im Begriff war, ihr Eipaket abzulegen, die ledrige Kapsel, in der diese Schaben ihr Leben begannen. Nach zwei Tagen würden dreißig deutsche Nymphen ausschlüpfen und im Big Apple willkommen geheißen.
    Nachdem zwei oder drei Minuten ohne weitere Schüsse verstrichen waren, standen viele Gäste wieder auf und fingen an, sich über die Unterbrechung der Bedienung und die Scherben in ihrem Essen zu beschweren. Da die Lage sich wieder normalisierte, nahm Bob Katy auf den Arm, packte Marys Hand und eilte zur Tür.
    «Hey, was ist mit den Beatles?» fragte Katy.
    «Die lassen wir als Trinkgeld hier», entschied Bob.
    Wahrend sie den Coffee Shop verließen und den Bürgersteig entlangrannten, stellte sich Katy die Miene der überglücklichen Kellnerin vor, wenn sie ihrTrinkgeld fand.
    Sie hasteten zum Pinto. Schnell bemerkte Mary die

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