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Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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sprang ihm in die Arme. Mary stand daneben und lächelte ihren verrückten Professor an.
    Auf seinem Posten wirkte Klaus wie irgendein Trottel an einer Jahrmarkt-Schießbude, der mit seinem Gewehr hin und her schwenkt, auf der Suche nach Enten zum Abschießen. Schließlich fand er seine Beute in der Nähe des Münztelefons, Katy um den Hals. Dann sah er Mary, mit einem breiten Lächeln. Klaus erkannte sie von dem Foto, das Bob ihm gezeigt hatte.
    Scheiße, vielleicht war Bob wirklich bloß ein Typ, dessen Frau ihn nach einem kleinen Streit verlassen hatte. Und wenn dem so war, dann roch diese Szene penetrant nach Versöhnung.
    «Das muß ich mir nicht antUll», stöhnte Klaus, dessen Finger am Abzug schlaff wurde. «Das ist ja wie eine gottverdammte Kitschkarte.»
    Katy ließ Mary endlich auch ran. Sie und Bob sahen sich einen Moment an und schmissen sich dann in eine Umarmung, daß sich ihnen die Rippen bogen.
    «Hi, Liebling», flüsterte Mary. «Tut mir leid, daß ich dich enttäuscht habe.»
    «Nein. Es war meine Schuld», gestand Bob. «Ich hatte gelogen.
    Ich muß mich entschuldigen.»
    «Du hast recht», sagte Mary. «Du hast gelogen.» «Reit nicht drauf rum, Mom», meinte Katy.
    «Ihr seid wieder da, das ist das einzige, was zählt. Weißt du, das ist komisch, ich wollte dich gerade anrufen, um ... »
    Eine weitere Lüge zwängte sich auf einmal in Bobs Kopf.
    Wieso Mary erzählen, daß er bereit gewesen war, seinen Traum aufzugeben, wenn sie schon wieder da war? Die Wahrheit zu sagen würde in der Tat das Opfer, das Mary gebracht hatte, nur vermindern. Es wäre egoistisch von Bob, die Wahrheit zu sagen, nur damit er den Märtyrer spielen konnte. Lügen war in diesem Fall rücksichtsvoller.
    « ... um dir zu sagen, daß ich alle Hybriden installiert habe und ich sie jetzt nur noch überprüfen muß. Ich bin sicher, einer von ihnen wird funktionieren.» Bob hielt kurz inne. «Mein Gott, ich bin so froh, daß ihr wieder da seid!»
    «Ich auch.» Mary umarmte Bob. Katy legte die Arme um ihre Eltern, und sie zogen sie an sich.
    «Hey, Mom», sagte Katy und entzog sich der Umarmung wieder, «zeig Dad, was wir ihm mitgebracht haben.»
    «Ach, das hätte ich ja fast vergessen.» Sie öffnete den Reißverschluß ihrer Handtasche und nahm ein kleines Glas mit drei Luftlöchern im Deckel heraus. Auf dem Boden des Glases krabbelten vier glitzernde Exemplare von Cotalpa lanigerae herum, schwer und eiförmig.
    «Goldkäfer!» jauchzte Bob. «Die sind wunderschön!»
    Er hatte recht. Mit ihrem metallisch glänzenden leuchtendgelben Chitinpanzer sahen die Skarabäuskäfer wie Juwelen aus. Das weiche weiße wollige Haar, das von ihrer Unterseite hervorstand, sah wie das Winterfell des Hermelins aus, das die Krönungsroben der großen Könige der Alten Welt säumte. Es verlieh den Tieren etwas Adliges, als sie ihre keulenförmigen Fühler ausfächerten, um die Düfte des Coffee Shop einzusaugen.
    Bob kannte den Goldkäfer aus dem Literaturunterricht in der High-Schoo!. Während sein Lehrer mit einer Rezitation von Poes «Raben» tödliche Langeweile verbreitete, hatte Bob ein paar Seiten zurückgeblättert und eine nette kleine Kurzgeschichte mit dem Titel «The Gold Bug» gefunden, in der eines dieser Insekten eine wichtige Rolle spielte.
    Er war gerührt, daß Mary sich die Mühe gemacht hatte, diese Käfer zu finden.
    «Wir haben vier davon», erklärte Katy. Sie zeigte auf zwei Käfer, die sich aneinanderschmiegten. «Die beiden hier verbringen viel Zeit miteinander, deswegen hab ich sie lohn und Paul genannt. Der, der gegen seinen Tarsus klopft, ist Ringo, und der andere ist dann George.»
    «Um die zu ersetzen, auf die ich getreten bin», sagte Mary zur Erinnerung.
    «Du bist auf sie getreten?!» fragte Katy ungläubig.
    «Sie hat sie eigentlich eher unter ihrem Stiefelabsatz zerdrückt», meinte Bob zu Katy. «Aber wir müssen jetzt nicht ins Detail gehen.»
    «Ich kann nicht glauben, daß du sie zertreten hast!» insistierte Katy.
    «Wieso denn nicht?» sagte Mary etwas barsch. «Ich meine, es sind doch bloß Wanzen, um Gottes willen!»
    «Na ja», philosophierte Bob, «genaugenommen sind es keine richtigen Wanzen.»
    «Siehst du?» sagte Katy.
    Mary lachte. «Eigentlich hab ich das gewußt. Katy hat mir schon alles erklärt über die saugenden Rüssel und so. Ich wollte nur sehen, ob du mir auch Aufmerksamkeit schenkst.»
    «Komm her», breitete Bob die Arme aus, «ich schenke dir ein bißchen Aufmerksamkeit.» Er

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