Der Kampf beginnt
Kampf gewesen, und ein unwiderlegbares Argument, warum Achernar Tassa Kay für die letzte Verteidigungsschlacht in vorderster Front brauchte.
»Wir brauchen sie morgen, Jess. Ich weiß nicht, wann es losgehen wird, aber ohne Tassa schaffen wir es nicht.«
Hoch auf Jessicas Wangen erblühte etwas Farbe. »Dann bekommt ihr sie«, erklärte sie kalt. Raul wollte etwas sagen, wollte ihr erklären, dass er es so nicht gemeint hatte, aber wieder hob sie die Hand und schnitt ihm das Wort ab. »Nicht. Sag mir einfach, was du brauchst, und ich leiste meinen Teil. Was immer sonst mit dir ist, Raul, ich weiß, es geht dir vor allem um Achernar. Versuch jetzt nur nicht, zwischen uns etwas zu ändern. In Ordnung?«
Er nickte, ein paar kurze, flache Kopfbewegungen. »In Ordnung. Ich muss wieder nach draußen und ähnliche Vereinbarungen mit den hiesigen Bergungsteams treffen, aber ich komme wieder, um die weitere Planung zu besprechen. In der Zwischenzeit weiß die Crew des Trooper, dass der medizinische Stab ihr Anweisungen geben darf, also kümmere dich darum, wen du zuerst von hier ausfliegen lassen musst.« Er wusste, er hätte es dabei bewenden lassen sollen, aber er konnte es sich nicht verkneifen, noch etwas hinzuzufügen. »Und, Jess?« Er wartete, bis sie aufschaute. Die Trauer in ihrem hängenden Blick ließ ihn beinahe doch noch den Mund halten. »Es ist gut, dich dabei zu haben.«
»Ja ja.«
Sie zuckte mit den Schultern. Es war eine Geste, die mehr zur Zustimmung neigte als zu einer Abfuhr, aber nur gerade so eben. Raul gab sich damit zufrieden und ging. Er hoffte darauf, dass es ein Fundament bot, auf dem er später würde aufbauen können.
Die härtesten Lektionen, lernte er soeben, waren nicht die, die ihm selbst einen hohen Preis abverlangten. Es waren die Lektionen, für die andere bezahlen mussten.
22. Regieanweisungen
Milizzentrale Achernar, Achernar Präfektur IV, Republik der Sphäre
16. März 3133
Erik Sandoval-Gröll erkannte die Belastung, unter der die Miliz stand, an Kleinigkeiten. Daran, dass es auf der Basis keinen militärisch nicht notwendigen Verkehr mehr zu geben schien. An den übermüdeten Wachen in zerknitterten Uniformen, sowohl am Haupttor wie auch als missmutige Ehrenwache vor Colonel Blaires Bürotür. Am Boden des Flurs, der nicht militärisch korrekt auf Hochglanz poliert war. Und sogar an Colonel Isaac Blaire selbst, der sich mit Ellbogen aufrecht hielt, die er auf den Schreibtisch gestützt hatte. Seine Augen waren von Alkohol oder fehlendem Schlaf rot unterlaufen. Der Kommandeur der Miliz war tatsächlich in einem so bemitleidenswerten Zustand, dass mehrere Pulsschläge verstrichen, bevor Erik bemerkte, dass sich noch eine dritte Person im Büro aufhielt. Dann allerdings ...
»Was tut der hier?«, raunzte Erik und starrte Raul Ortega mit unverhohlener Wut an.
Ortega hatte seinen Stuhl an die Innenwand des Zimmers geschoben, so weit von Blaires Schreibtisch entfernt wie nur möglich. Er saß völlig reglos da, beide Arme exakt auf die Armstützen gelegt, die Hände an deren bogenförmigem Abschluss. Der MechKrieger gab keine Antwort. Er löste sich nur gerade lange genug aus seiner steinernen Pose, um Erik einen kurzen Blick zuzuwerfen und danach vorsichtig zu seinem kommandierenden Offizier zu schauen.
Blaire machte nicht einmal den Versuch, den Blick seines Offiziers zu erwidern. Er winkte Erik zu dem Sitzplatz vor seinem Schreibtisch. »Er ist hier, weil ich ihm befohlen habe zu erscheinen, für den Fall, dass Sie irjendwelche Fragen haben.«
Der Tonfall des Colonels und Ortegas Schweigen deuteten darauf hin, dass die beiden zurzeit nicht sonderlich gut aufeinander zu sprechen waren. Vielleicht konnte Erik das ausnutzen. »Fragen? Ich hätte wohl eher eine Forderung, nämlich nach seiner augenblicklichen Entlassung!« Der junge Adlige wendete seinen Stuhl gerade weit genug, um Ortega aus dem Augenwinkel beobachten zu können. »Er ist vom Schlachtfeld geflohen, Colonel. Feigheit vor dem Feind nennt man das.«
Jetzt lehnte sich Ortega vor. »Sagt ausgerechnet der Kommandeur, der es sich einen guten Kilometer hinter dem Kampfgeschehen gemütlich gemacht hat.«
»Das reicht, Captain!«, bellte Blaire. Noch hatte die Stimme des Colonels ihre alte Kraft nicht völlig verloren.
Erik maß ab, wie Raul Ortega sich wieder versteifte, als hätte der Basiliskenblick Blaires ihn versteinert. Das bot ihm einen Moment Zeit, sich wieder zu fassen. Ortegas abfällige Beschuldigung
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