Der Kampf beginnt
jetzt«, sprach er Franzia direkt an, »berichte mir von der Miliz.«
Der andere MechKrieger war von schmächtiger Statur und hatte die Tendenz zu stottern, wenn er besonders nervös war. Er war weder ein Wahrgeborener noch stammte er auch nur von Wolfsclan-nern ab, sondern war einer der Freigeborenen der Republik, die Kal Radick darum gebeten hatten, in seine Fraktion aufgenommen zu werden. Auf den ersten Blick stellte er einen schwachen Ersatz für Sterncommander Yulri als Mitglied in Torrents Planungsstab dar. Doch der Mann war ein talentierter MechKrieger, daran bestand kein Zweifel. Das war der einzige Punkt, der für ihn sprach.
»I-ich ha ... Ich habe mir die Berichte angesehen, Sterncolonel Torrent. Die Miliz hat schwere Verluste durch den B-Brightwater-Ab-lenkungsangriff und den Kampf um den Raumhafen San Marino gemeldet. Es gibt auch Gerüchte, dass s-sie in der letzten Woche m-m-mehrere D-D-Desertionen zu beklagen ha-hatten.«
Torrent klopfte sich mit einem breiten Finger ans Kinn. »Mech-Krieger Franzia, du sprichst von >Berichten und Gerüchten<, als
glaubtest du ihnen nicht.«
Franzia stand von seinem Platz am Ende der Bank auf und tippte hastig auf der Tastatur der nahen Computerkonsole. Das Stakkato der Tastatur erinnerte Torrent daran, dass der Mann vor noch nicht allzu langer Zeit ein Computersklave gewesen war. Ein Buchhalter! Und jetzt steuerte er einen BattleMech.
»Ich glaube ihnen tatsächlich nicht, Sterncolonel Torrent.« Zahlenkolonnen füllten den Wandschirm. »Ihre Verlustmeldungen sind, verglichen mit den Überlebensraten bei allen bisherigen Gefechten, extrem hoch. Um genau zu sein, um einen Faktor von sieben Komma fünf zu eins. Und diese Desertionen? Allen Meldungen nach ist nicht ein Einziger dieser angeblichen Deserteure übergelaufen, was ich höchst interessant finde. Ein Dutzend Männer und Frauen mit nur zweifelhafter Loyalität der Republik gegenüber, und nicht einer hat sich mit uns in Verbindung gesetzt? Statistisch gesehen ist das äußerst unwahrscheinlich.«
Torrent bemerkte die Selbstsicherheit des Mannes, sobald er mit Zahlen hantierte. Franzia schüttelte sein Stottern ebenso ab wie jede Spur von Zweifel. Und das sogar in Torrents Anwesenheit. Das war es mehr als alles andere, was den Sterncolonel überzeugte.
»Was ist mit dem Schwertschwur?«, fragte Nikola. »Vielleicht sind die Deserteure zu ihm übergelaufen.«
Franzia nickte, machte eine kurze Pause, als habe der Einwurf ihn verwirrt, dann schüttelte er den Kopf. »Nur hast du mir selbst versichert, Sterncaptain Nikola Demos, dass kein Fahrzeug nach River's End reinkommt, ohne dass wir davon wissen.« Er bemerkte seinen Sprachlapsus zu spät. »V-verzeiht meine ungebührliche Ausdrucksweise. Hineinkommt. Wo sind die Truppentransporter geblieben? Warum haben wir keine Chevalier-Kröten in den Infanteriestellungen des Schwertschwurs gesehen? Die Miliz dürfte erhebliche Verluste erlitten haben, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie darüber hinaus versuchen, einen Teil ihrer Kräfte sowohl vor dem Schwertschwur als auch vor uns zu verstecken.«
Torrent nickte. »In Vorbereitung einer Widerstandskampagne aus dem Untergrund. Oder eines Überraschungsangriffs.«
Demos wedelte abfällig mit der Hand. »Selbst wenn sie noch exakt dieselbe Stärke aufweisen, mit der sie sich uns am Raumhafen entgegengestellt haben, würde ich uns noch eine Erfolgschance von sieben zu fünf einräumen.«
»Und falls der Schwertschwur und die Miliz sich wirklich zusammenschließen?«
»Falls sie nahtlos zusammenarbeiten, unter einem Kommandeur? Das gibt fünf zu acht.« Sie grinste. »Falls Sandoval-Gröll sich wieder höflich zurückhält und auf einen Schusswechsel verzichtet? Allein die Auswirkungen auf die Kampfmoral werden unsere Erfolgschancen schon erhöhen.«
Der Stahlwolf-Kommandeur konnte sich ein gönnerhaftes Lächeln nicht verkneifen. »Willst du deine bisherigen Wettverluste ausgleichen, Nikola Demos?«
»Pos, Sterncolonel, das würde ich gerne. Nur finde ich Achernars Position schlecht für eine Wette geeignet. Und selbst, wenn dem nicht so wäre - ich habe gelernt, nicht gegen dich zu wetten.«
Torrent stand auf, beugte sich über den Tisch und fixierte jeden seiner Berater nacheinander mit stechendem Blick. »Das ist immer eine wertvolle Lektion.« Langsam breitete sich ein Raubtiergrinsen auf seinen Zügen aus und dehnte die Winkel seines weiten, seines sehr weiten Mundes. »Und nun lasst uns gehen
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