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Der Kampf beginnt

Der Kampf beginnt

Titel: Der Kampf beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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Schwerelosigkeit des Raumschiffs nicht davonzuschweben.
    Torrent schüttelte kaum merklich den Kopf. Seine braunen Augen blickten hart und entschieden. Der Kapitän schob seine Sorgen mit einem Schulterzucken beiseite.
    »Mindestens dreißigtausend Klicks daneben«, wettete Sterncap-tain Nikola Demos von ihrem Platz neben Torrent auf die Genauigkeit des Sprungs. Ihr dunkles Haar glänzte wie Rabenfedern. Die mitternachtsblauen Augen zuckten zwischen ihrem Sterncolonel und Sterncommander Yulri hin und her. Sie schlurfte etwas vor und hakte die Fußspitzen und die untere Geländerstange, die zehn Zentimeter über dem Boden des Decks verlief. »Möchte jemand seine erste Isoria wetten?«, fragte sie und riskierte damit ihre eigene Schlachtbeute.
    Kapitän Nygren verzog bei der Vorstellung, dass eine ClanKriegerin, selbst eine Blutnamensträgerin, auf die Kompetenz seiner Besatzung Wetten abschloss, das Gesicht. Torrent sah es und wusste, dass nur die Höflichkeit den Mann an einer scharfen Entgegnung hinderte. Nikola war ebenso wie Torrent ein Komet der Stahlwölfe - sie als Panzertaktikerin, er als MechKrieger. Es war unklug, sich zu häufig mit einem Kometen anzulegen, erst recht, wenn sich die eigene Laufbahn bereits auf dem absteigenden Ast befand. Gleichzeitig wäre es für Torrent unangemessen gewesen, die Wette anzunehmen. Doch er fing Sterncommander Yulris Blick auf und nickte ihm befehlend zu.
    »Pos«, akzeptierte er an Torrents Stelle. »Die Wette gilt.«
    Und die Sternenjäger sprang.
    Am Zenit-Sprungpunkt des Tigress-Systems hatte das Sprungschiff der Odyssee-Klasse gewaltige Energiemengen gesammelt, die es jetzt durch den riesigen Kearny-Fuchida-Antrieb in seinem Herzen kanalisierte.
    Das KF-Feld dehnte sich aus und legte sich um die Sternenjäger und ihre Landungsschiff-Fracht. Das Energiefeld schirmte die Schiffe gegen Zeit und Raum ab, als der Antrieb ein Loch in das Gefüge der Wirklichkeit riss und für einen winzigen Moment zwei Sonnensysteme miteinander verband. Sprungschiffe konnten in einem Sprung bis zu dreißig Lichtjahre überbrücken. Die ganze Reise dauerte für einen außenstehenden Beobachter nur Sekunden, in denen das Schiff völlig aus dem Normaluniversum verschwand. An Bord verlief die Reise in Nullzeit. Jedenfalls theoretisch.
    Torrent erschien das nie so. Er fühlte, wie sich das Kearny-Fuchi-da-Feld aufbaute, in seinem Rücken heranbrauste und seine Entschlossenheit hinwegfegte. Es erwischte den hünenhaften Krieger zwischen zwei Atemzügen, und das ersterbende Zischen des Ausatmens hallte ihm in den Ohren, schwoll an, ebbte ab - und schwoll wieder an.
    Schweiß perlte auf Torrents rasiertem Schädel, als um ihn herum die Zeit stehen blieb. Die Tropfen fielen davon, von der Strömung des Felds mitgerissen, und platschten auf den Sichtschirm des Sprungschiffs, auf dem die Sonne Tigress' nur noch ein ungewöhnlich heller Stern war. Jeder Schweißtropfen, der auftraf, fraß wie Säure ein Loch in die Welt. Die einzelnen Löcher addierten sich, verschmolzen zu klaffenden Lücken aus Nichts und entstellten die Szenerie wie Pockennarben, bis Torrent schließlich vornüber in eine endlose Schwärze fiel.
    Weit in der Ferne brannte ein winziger Lichtpunkt von extremer Helligkeit in diesem Abgrund. Für einen Augenblick hing er bewegungslos in der Finsternis. Dann schoss er plötzlich heran und wuchs zu einer bläulich weißen Sonne, weit größer, als sie vom Zenit- oder Nadirsprungpunkt hätte sein dürfen. Torrent erinnerte sich an den Grund. Für diese Sonne der Spektralklasse B hätte die Flugzeit von einem Standardsprungpunkt zur Siedlungswelt etwa hundert Tage betragen. Nicht gerade das, was man als einen Überraschungsangriff bezeichnete. Glücklicherweise waren solche Systeme innerhalb der Republik so exakt kartographiert, bis hinab zur winzigsten Schwerkraftschwankung, dass es relativ sicher war, sie über einen Nichtstandard-Sprungpunkt in der Schwerkraftsenke anzufliegen.
    Die Crew der Sternenjäger hatte einen Punkt zwischen der einzigen bewohnten Welt und ihrem Mond, Ahir al Nahr, errechnet, an dem sich die Schwerkraftfelder gegenseitig aufhoben. Das reduzierte die Reaktionszeit auf vierundzwanzig Stunden.
    Zumindest würden die einheimischen Verteidiger das glauben.
    Die Wirklichkeit brach mit einem heftigen Schlag über ihn herein, begleitet von einem lauten Stöhnen im Schiffsrumpf der Sternenjä-ger . Nikola sackte ein wenig nach vorne, fing sich aber sofort ab und richtete

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