Der Kampf beginnt
schnappte er sich einen Hilfskommset, um als Blaires Adjutant auf Empfang zu bleiben. Schadensmeldungen fluteten das Netz, doch Raul hielt sie zurück und wartete auf einen Situationsbericht.
Der KommTech war ihm in dieser Hinsicht ein Stück voraus und sogar noch schneller als Blaires Taktikoffizierin. »Luft/Raumjäger!«, warnte er, schaltete hastig zwischen zwei verschiedenen Frequenzen hin und her und schaffte es irgendwie, die Daten beider zu verstehen. »Zweite Angriffswelle in drei ... zwo ...«
Wieder bebte der Boden, aber diesmal weniger stark. Raul schaltete auf die Frequenz der Miliz-Pioniere und hörte, wie sie die Schäden unter sich beinahe so ruhig wie bei einem Tischgespräch besprachen. »Das war unsere Einschienenbahn«, verkündete er für Blaire. »Wir haben gerade die schnelle Bahnlinie verloren.«
Blaire starrte stumm fragend zu Taktik hinüber, der den Blick wie glühende Dolche zu spüren schien, die sich ihm zwischen die Schulterblätter bohrten. »Wir haben drei bestätigte Schwärme aus jeweils zwei Luft/Raumjägern in Hochgeschwindigkeitsbodenangriffen. Das ist eine komplette Staffel. Dritte Welle in dreißig Sekunden. Wir zeichnen ein Landungsschiff ... Okinawa-ZU ... im Sinkflug unmittelbar hinter der Flugbahn der Jäger.«
Ein Okinawa-ZU ? Das war ein Zivilumbau, zumindest angeblich. Eisige Finger krochen Rauls Rückgrat hinauf und er rannte hinüber zum Taktikoffizier. Es war auch die Klassifikation des Landungsschiffes, das seit fast einer Woche in der Umlaufbahn >festsaß<. Er griff an einem der Techs vorbei auf die Konsole, wählte die Frequenz der zivilen Flugkontrolle und holte das Bild auf den Schirm. Der Okinawa -Händler war verschwunden.
»Sir. Colonel. Man hat uns getäuscht.« Raul riss sich das Kommset vom Kopf, drehte sich zu Blaire um und erklärte ihm die Situation. »Sie haben schon vor fünf Tagen Einheiten in die Umlaufbahn gebracht.«
»Okinawas können keine Mechs transportieren«, bemerkte Taktik. »Nur Jäger.«
Raul schüttelte den Kopf. »Normalerweise befördern sie keine Mechs. Aber jedes Landungsschiff kann Mechs transportieren, wenn man bereit ist, sie wie Fracht zu stapeln. Oder Infanterie und Panzer. Wir haben keine Ahnung, womit wir es zu tun haben.«
»Stimmt.« Blaire drehte sich zu Tassa Kay um. »Wenn Sie bereit sind, sich auf einen Hubschrauber einzulassen, können Sie Ihren Ryoken in fünf Minuten auf dem Feld haben. Isch jebe ein Stechinsekt frei, Sie zum Raumhafen zu fliejen. Falls Lejat Stempres sich in den nächsten fünf Minuten bereit erklärt, den vollen Wert zu garantieren, übergeben Sie den Mech einem meiner Piloten.« Wieder bebte der Boden, als der nächste Luftangriff einen anderen Teil der Basis traf. »Ansonsten steht es Ihnen frei, nach eigener Maßgabe aktiv zu werden.«
»Gemacht«, willigte Tassa ein. »Schicken Sie mir einen Wagen zum Nordeingang.« Sie rannte zur Tür.
»Ortega, sorgen Sie dafür.«
Raul setzte den Kopfhörer wieder auf, forderte einen Geländewagen der Fahrbereitschaft an und kümmerte sich um den Stechinsekt Kampfhubschrauber, den Blaire angefordert hatte. Er tigerte zwischen dem Kommandeur und seinem Schreibtisch hin und her. Der Raum roch nach verschüttetem Kaffee und Angst, allmählich aber gewann die eingespielte Routine militärischer Bereitschaft wieder die Oberhand.
Dann traf ein neuer Luftangriff das Gebäude.
Putz fiel als grober Staub von der Decke und ließ Raul vorzeitig ergraut wirken. Er schaltete auf einen aktiven Taktikkanal um. Fing den Bericht über einen angeschossenen Feindjäger auf, als die Einheiten der Basis endlich auf den Angriff reagierten. »Zwei Hubschrauber haben einen feindlichen Jäger beschädigt«, meldete er. »Er zieht eine Rauchfahne nach, fliegt aber noch. Ein Hubschrauber ist zerstört, der andere beschädigt.« Er gab weitere Schätzungen über das Ausmaß der Schäden und die Stärke des Gegners weiter, wie sie eintrafen.
»Colonel, wir haben einen MechKrieger verloren!«, rief der KommTech.
Blaire war jenseits von Überraschung oder auch nur Verärgerung. »Ich hab überhaupt noch keenen Mech-Kriejer im Feld«, beschwerte er sich.
»Sie befand sich in der Einschienenbahn, als sie getroffen wurde. Jetzt liegt sie verletzt im Lazarett.«
»Sie haben wirklich nur gute Nachrichten heute«, bemerkte der Milizkommandeur. »Wer ist es?«
»MechKriegerin DePriest.«
Charal. Nicht irgendein nichts sagender Name, sondern jemand, den Raul persönlich kannte,
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