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Der Kampf beginnt

Der Kampf beginnt

Titel: Der Kampf beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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Disziplin geachtet, was?« McDaniels verfügte über ein nettes Lächeln und eine scharfe Zunge, dazu noch über eine dichte rote Haarmähne. Die fahlblauen Augen waren gerötet - als Spur einer weiteren durchzechten Nacht. Wenn es hart wurde, fand man Iren in der nächsten
    Kneipe. »Colonelsöhnchen.«
    Der Wintergründuft mehrerer Pfefferminztabletten konnte den Whiskey in McDaniels' Atem kaum überdecken. Raul lächelte dünn und deutete mit einem Nicken auf die Captainsabzeichen seines Gegenübers. »Hat dir Colonel Blaire das gestern Abend in der Offiziersmesse erzählt? Du bist nur noch einen Schritt vom Major entfernt, jetzt wird's Zeit, dem Alten dein Gesicht zu zeigen?«
    McDaniels nickte, allerdings zögernd. »Ja. Wir machen hier ziemlich schnell neue Offiziere.«
    Der Gedanke ernüchterte sie beide. Beide Männer hatten ihre Beförderungen - Raul sogar aus der Reserve - den Verlusten im Feld zu verdanken. Der MechKrieger ließ seinem Freund den Vortritt in das Besprechungszimmer. Als er ihm folgte, bedrückte ihn noch ein anderer Gedanke. Falls die Gerüchte stimmten, befand er sich möglicherweise schon wieder auf dem Weg nach unten, und er war sich nicht sicher, ob ihm das behagte. Falls etwas daran war.
    Es war.
    Oder es war zumindest teilweise etwas daran. Auf halber Strecke zu den Kaffeekannen, silbern gepanzerten Wächtern hinter den Tabletts mit belegten Broten, sah Raul Charal DePriest. Sie war tatsächlich wieder in den aktiven Dienst zurückgekehrt. Sie saß an dem runden Tisch links neben Colonel Blaire und sortierte Unterlagen. Das lange braune Haar war während des Hospitalaufenthalts geschnitten worden und ein rasierter Fleck hinter der linken Schläfe zeigte die Operationsnarben. Charal hatte noch immer den aschfahlen Krankenteint, den Raul bei einem Lazarettbesuch an ihr bemerkt hatte, als sie noch ohnmächtig gewesen war. Ihre saphirgrünen Augen wirkten leicht benommen, aber sie nickte selbstsicher, sobald der Colonel sich mit einer Frage an sie wandte.
    »Autsch«, drückte McDaniels Raul sein Mitgefühl aus, während er sich einen Donut griff. »Ich hoffe, sie haben dir noch einen Stuhl gelassen.« Er entfernte sich auf der Suche nach seinem Platz neben Major Chautec, dem Kommandeur der konventionellen Truppen
    Achernars.
    Rauls Blick wanderte bereits durch den Raum. Nach Charal DePriest und der mit ihrer Genesung anstehenden Degradierung war Sir Kyle Powers der nächste Anwesende, der seine Aufmerksamkeit beanspruchte. Er saß neben Colonel Blaire. Ein echter Ritter der Sphäre. Powers war groß, fast einen Meter achtzig, dabei schlank und drahtig. Gleichzeitig strahlte er eine Art Fanatismus aus, allein dadurch, wie er seine weiße Ritteruniform mit geradezu religiöser Aufmerksamkeit auf rasiermesserscharfe Bügelfalten und die Lage seines Rangcapes trug. Und ebenso auf die scharfen Kanten der platingrauen Dienstmütze. Man erkannte es aber auch daran, wie er sich hielt. Es machte den Eindruck, als legte er bewussten Wert darauf, nicht das kleinste Detail zu übersehen.
    Powers war in ein ernstes Gespräch mit Legat Brion Stempres zu seiner Rechten und Erik Sandoval-Gröll einen Platz weiter vertieft. Stempres hatte seinen Stuhl nach hinten geschoben, sodass die drei Männer sich ungehindert unterhalten konnten. Raul ließ den Blick weiter um die Tafel wandern und sah Captain Norgales, Major Chautec und Jeffrey McDaniels. Dann folgten zwei leere Plätze, die MechKrieger Clark Diago und Charal DePriest, und schließlich Colonel Blaire zu Powers' Linken.
    Raul schälte eine Koffeintablette aus der Schutzhülle und schluckte sie mit einem Schluck ungesüßten Kaffees. Er nahm die wieder aufgefüllte Tasse mit an den Tisch und schob sich neben Captain Diago auf einen der freien Plätze, sodass ein freier Stuhl zwischen ihm und McDaniels übrig blieb.
    Er hatte Aufsehen vermeiden wollen - ein verspäteter Schüler, der sich möglichst leise ins Klassenzimmer schlich. Doch beim Hinsetzen bemerkte Raul, wie zwei Augenpaare in seine Richtung zuckten. Das erste gehörte Erik Sandoval-Gröll, dessen gelbe Augen Rauls Eintreffen mit einer Mischung aus Erkennen und Verwirrung registrierten. Das andere gehörte Kyle Powers, dessen stechende, schiefergraue Augen unter schmalen grauen Brauen lagen. Sie erfassten
    Raul einen Augenblick und schätzten ihn ab. Der Fahrende Ritter nickte ihm einmal kurz zu, fast so, als hätte Raul eine Prüfung bestanden. Dann widmete er sich wieder dem Gespräch

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