Der Kampf beginnt
mit Stempres und Sandoval-Gröll, als hätte nichts ihn jemals davon abgelenkt.
Raul hatte Zeit für die halbe Tasse Kaffee und ein paar geflüsterte Bemerkungen mit Clark Diago, bevor die Uhr an der Stirnseite des Zimmers Punkt 7 zeigte und Kyle Powers augenblicklich aus dem Privatgespräch zur Leitung der Besprechung wechselte. Im Grunde tat er nichts weiter, als die Hände flach auf die Tischplatte zu legen und langsam aufzustehen. Die übrigen Gespräche erstarben, und ein Corporal, der ins Zimmer gekommen war, um die Kaffeekannen aufzufüllen, beendete hastig seine Arbeit und schloss die Türe hinter sich. Plötzlich wirkte der Raum erheblich kleiner auf Raul, der erkannte, dass Sir Powers jetzt mehr Platz für sich beanspruchte.
»Ich danke Ihnen allen für Ihr Erscheinen. Eine Person fehlt allerdings noch. Weiß irgendjemand, wann wir MechKriegerin Tassa Kay erwarten können?«
Raul hatte nicht einmal gewusst, dass sie eingeladen war. Offenbar hatte Diago den Kontakt zu der zivilen MechKriegerin übernommen, denn er nickte. »Mit Respekt, Sir Powers, aber Tassa Kay hat erklärt, heute Morgen Besseres zu tun zu haben, als alte Neuigkeiten wiederzukäuen. Falls wir sie später benötigen sollten, lässt Sie uns mitteilen, dass sie entweder die Reparaturen an ihrem Ryoken II überwacht oder ihren Gefangenen verhört.«
Ihren Gefangenen. Das war wohl der Schwarzfalke-Pilot, den man aus dem Wrack seines OmniMechs geborgen hatte.
Kyle Powers nahm Diagos Mitteilung mit einer hochgezogenen Augenbraue und dünnem Lächeln entgegen. Raul hatte den Eindruck, in seiner Reaktion mehr als nur professionelles Entgegenkommen zu sehen. Belustigung? Powers war noch keine vier Stunden am Boden, und trotzdem schien er schon mehr über Tassa Kay zu wissen als Raul.
»Nun, ich bin sicher, wir werden uns früher oder später über den
Weg laufen.« Powers' Ton war trocken, aber in keinster Weise beleidigend. Er nahm mit derselben langsamen Eleganz Platz, mit der er aufgestanden war.
»Fangen wir in der Zwischenzeit schon einmal an. Lassen Sie mich als Erstes feststellen, dass meine Anwesenheit hier keinesfalls Ihre Leistungen schmälert. Angesichts der Situation, mit der Sie konfrontiert wurden, haben Sie alle Unglaubliches geleistet. Die Zusammenarbeit von Wahrer Republik und Schwertschwur im Angesicht des Stahlwolf-Überfalls beweist ein bemerkenswertes Pflichtbewusstsein bei Ihnen allen. Hätten die sporadischen Kämpfe auf Ronel nicht den Anschein erweckt, sich dem Ende zuzuneigen, und hätte sich Lady Lakewood nicht bereits im Systemflug zum Planeten befunden, wäre ich immer noch dort und würde mich darauf beschränken, Sie über HPG zu beraten, und wir wissen alle, wie zuverlässig das derzeit ist.«
Powers bot eine Öffnung, und Brion Stempres nutzte sie zu einer Frage. »Gibt es bereits irgendeine Bestätigung des Kollapses? Weiß man, wie weitgehend er sich auswirkt, und wie viel des Hyperpulsnetzwerkes wir verloren haben?«
»ComStar ist damit beschäftigt, das Problem zu untersuchen.« Die nach dem Zerfall des Ersten Sternenbunds gegründete Organisation war für den Betrieb der meisten Hyperpulsgeneratoren innerhalb der Republik zuständig, wenn sie sich dabei auch häufig auf private Subunternehmer stützte. »Die neuesten mir bekannten Berichte beziffern den Ausfall auf über fünfundachtzig Prozent des Netzes. Nicht nur in der Republik, sondern auch in allen Nationen der Inneren Sphäre um uns herum. Manche Fälle scheinen Sabotage zu sein, andere erinnern an verdrahtete Viren, die nach dem Heiligen Krieg übersehen wurden. Und dann gibt es noch Stationen, die allem Anschein nach einwandfrei funktionieren, aber irgendwie nicht mehr die Leistung erbringen, die früher selbstverständlich war.«
Über fünfundachtzig Prozent Ausfälle. In der Präfektur IV bedeutete das, Ronel und Achernar waren unter Umständen die beiden einzigen funktionierenden HPG-Stationen. War es da ein Wunder, dass die Stahlwölfe hier auftauchten? Und falls sie schon hier waren, was war mit ...
»Doch davon ganz abgesehen«, unterbrach der Fahrende Ritter Rauls Gedanken, »ist das Problem, vor dem wir hier stehen, offensichtlich. Die Stahlwölfe unternehmen unter der fragwürdigen Autorität Kal Radicks als Präfekt aggressive Schritte, auf die wir eine entsprechende Antwort finden müssen. Lord Erik Sandoval-Gröll ist auf meine Bitte hier und repräsentiert Einheiten der Republik, die sich nominell seinem Onkel, dem
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