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Der Kampf beginnt

Der Kampf beginnt

Titel: Der Kampf beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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widerstehen können. Höre auf Michael Eus. Er war schon mein Auge und Ohr - und gelegentlich mein Arm - auf Achernar, bevor du dort eingetroffen bist. Er wird dich mit Vorschlägen unterstützen.«
    Und Erik hatte sich Sorgen gemacht, Legat Brion Stempres könnte Eus kaufen.
    »Haben Sie Kontakt mit unseren Freunden in River's End aufgenommen?«, fragte er Eus über die private Verbindung. Die Meldungen von der Sonorahochebene waren verstummt, seit bestätigt war, dass Kyle Powers tatsächlich im Kampf gefallen war. Allem An-schein nach ein Märtyrertod. »Ist unser Empfang vorbereitet?«
    Michaels Stimme drang selbstbewusst über die Verbindung. »Den Plänen Ihres Onkels ... Ihren Plänen aufgeschlossene Nachrichtenagenturen haben unsere Ankunft positiv dargestellt. Industriegebiete im Besitz von Taibek Mining, Steyger Railways und Frone Granaries sind geräumt worden. Zusammen bieten sie uns ein verteidigbares Aufmarschgebiet und genügend Lagerhallenplatz für die gesamte Ausrüstung. Die Logistik für eine Versorgung mit Lebensmitteln und Bodenpersonal steht.«
    Was Erik, alles zusammengenommen, eine gute Operationsbasis am Stadtrand von River's End lieferte, zwischen der Stadt und dem außerhalb gelegenen Befehlsposten der Miliz. Es konnte ihm sogar eine gewisse Unterstützung in der Bevölkerung verschaffen. Gute PR hatte noch nie geschadet.
    Aber trotzdem hätte er eine Woche mehr Zeit vorgezogen.
    Erik beschleunigte den Tomahawk wieder und begleitete die Fahrzeugkolonne in fünfzig Meter Abstand. Er verdrängte den Gedanken und versuchte, sich von der Einmischung seines Onkels nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Selbst Überraschungen wie Michael Eus' Verrat waren in dem langfristigen Spiel der Sandovals zu erwarten, so schwer es auch fiel, sich nicht zumindest ansatzweise hintergangen zu fühlen. Duke Aaron Sandoval war nicht hier, nicht persönlich anwesend. Erik schon. Das war mehr wert als ein Titel. Niemand konnte, niemand würde ihn in die Rolle eines Zuschauers drängen. Nein. Er blieb auf dem Brett, blieb im Spiel.
    Ein Springer. Schlimmstenfalls ein Bauer. Auf gewisse Weise gefiel ihm der Gedanke. Erik fühlte, wie sein Mundwinkel sich hob. Ein Bauer auf Cäsars Brett.
    Und Bauern, die bis zur letzten Reihe vorstießen, verwandelten sich in äußerst mächtige Figuren.
    River's End, Achernar Präfektur IV, Republik der Sphäre
    Jessica Searcy biss sich auf die Unterlippe. Nicht fest genug, um die Haut zu verletzen. Gerade schmerzhaft genug, um ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen.
    Schwere goldene Vorhänge vor den Wohnzimmerfenstern filterten Achernars heute ohnehin schon graues Tageslicht zu einem schummrigen Dämmerschein herab. Sie saß auf der Couch, die Füße unter den Leib gezogen, die Fernbedienung des Trivids auf einem Oberschenkel. Der linke Daumen lag auf dem Rücklaufknopf. Eine vergessene Tasse Kaffee stand auf dem Beistelltisch und wurde kalt, als sie den Knopf drückte, die ursprüngliche Liveaufnahme zurückdrehte, anhielt, den Finger über die Sensortaste der Abspielfunktion strich, sodass die Szene noch einmal ablief, und noch einmal, während sie mit schmerzenden, tränenleeren Augen zusah.
    Zusah, wie Raul Ortega eine andere küsste.
    Jessica kannte die Szene auswendig. Sie hätte nicht einmal mehr sagen können, wonach sie im Bildspeicher des Trivids suchte. Sie bemerkte, wie Raul leicht zurückzuckte, als Reaktion auf irgendwelche Worte oder Gesten. Dann fasste die rothaarige Frau seine Mech-Kriegermontur an der Brust und zog ihn an sich, um ihm einen festen Kuss auf den Mund zu drücken. Das war für Jessica schon schlimm genug. Aber es war Rauls Hand, die sich hob und mit verzweifeltem Verlangen den Hinterkopf der Rothaarigen umfasste, die jedes Mal von neuem einen Dolch aus purem Eis in ihr Herz trieb.
    Er brach die Umarmung schließlich ab, auf seinem Gesicht war jedoch weder Bedauern noch Verlegenheit zu erkennen. Die beiden wechselten ein paar Worte, die im Geplapper eines Nachrichtensprechers untergingen, dessen Stimme Jessica längst abgedreht hatte. Sie konnte auch ohne die unverlangten Vermutungen irgendeines Fremden zwei und zwei zusammenzählen. Sie brauchte Rauls halb amüsiertes Lächeln nicht zu sehen, die Entschlossenheit in seinen dunklen, dunklen Augen. Nein, das brauchte sie wirklich nicht. Ganz und gar nicht.
    Jessica biss fester zu und spulte die Szene noch einmal zurück.

17. Eine neue Situation
    Milizhauptquartier Achernar, Achernar Präfektur

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