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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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sich hin. »Yrm.«
    »Yrm?«
    Der Mann nickte.
    »Sonderbarer Name«, überlegte Enna laut. »Seid Ihr ein Mensch?«
    Abermals nickte Yrm.
    Enna wischte sich den Bratensaft vom Kinn. »Musstet Ihr auch vor den Erinyen fliehen? Kommt Ihr aus Arbor?«
    Yrm kratzte sich an der mit Bartstoppeln übersäten Wange, und Enna fiel auf, dass sie schon ganz rot war.
    »Ja, ich bin auf der Flucht. Schon seit langer Zeit. Nun lebe ich in den Wäldern.«
    Enna wiegte bedächtig den Kopf. »Dann kennt Ihr Euch hier also aus?«
    »Sehr gut sogar«, bestätigte Yrm und beobachtete, wie Enna die letzten Fleischreste von der Keule nagte.
    »Könnt Ihr mir auch sagen, wie ich am schnellsten die Suravan-Berge überqueren kann?«
    »Ich könnte dich führen«, entgegnete Yrm und reichte ihr ein weiteres Stück Braten. Dankbar nahm sie es entgegen.
    »Allerdings lauern viele Gefahren hinter den Suravan-Bergen. Ich hoffe, du weißt das.«
    Enna schluckte ein Stück Fasan hinunter. »Davon habe ich gehört.«
    »Und das hält dich nicht davon ab?« Yrm lehnte sich mit dem Rücken an einen Baumstamm und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Nein, tut es nicht.«
    »Gut! Dann zeige ich dir den Weg über die Berge.«
    »Warum wollt Ihr das tun? Ihr habt doch bestimmt ein anderes Ziel.« Enna wunderte sich, dass Yrm sich so schnell bereit erklärte, ihr zu helfen, doch der schüttelte nur den Kopf.
    »Habe ich nicht. Und wie ich schon sagte, ich lebe in diesen Wäldern.«
    »Und – was wollt Ihr dafür?« Hoffentlich nichts, denn ich habe nichts, fügte sie in Gedanken hinzu.
    »Nichts«, entgegnete Yrm.
    Enna war erleichtert. Dennoch wurde sie auch ein wenig misstrauisch. »Ihr würdet mir einfach so helfen?«
    »Ich habe alles, was ich brauche.« Er deutete auf das Feuer und den Fasan. »Und ansonsten ist es mir egal, wohin ich ziehe. Ob ich nun den Berg hinauf- oder hinabgehe, oder nach links oder rechts. Das macht für mich keinen Unterschied. Wir können morgen früh aufbrechen.«
    Fast hätte Enna erwidert, dass sie noch gar nicht eingewilligt hatte, ihm zu folgen. Doch wenn das Schicksal ihr schon einen Führer beschert hatte, durfte sie diesen dann zurückweisen, selbst wenn er sich ein wenig sonderbar gab? So widersprach sie ihm nicht und sagte nur Danke.
    Yrm lächelte und legte noch etwas Feuerholz nach. Rasch schlugen die Flammen höher und erhellten die Findlinge, die wie stumme Wächter einen Halbkreis um Enna und Yrm bildeten. Es war kalt geworden im Wald. Sie rutschte näher an das Feuer heran, rieb sich die Hände und sah hinauf zu den Bäumen. Die Blätter raschelten leise in der aufsteigenden Wärme, und in der Ferne erklang der Schrei eines Tieres, das Enna nicht kannte.
    Sie fühlte sich beobachtet und lugte zu Yrm hinüber, doch dieser war bereits in seinen grünen Umhang gehüllt und hatte die Augen geschlossen. Seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Enna wunderte sich ein wenig darüber, dass er sie nicht nach dem Grund gefragt hatte, der sie in die gefährliche Gegend hinter den Suravan-Bergen führte, doch letzten Endes war sie froh darüber.
    Dann legte auch sie sich nieder, schloss die Augen und versuchte zu schlafen. Lange Zeit gelang ihr dies nicht, denn sie musste immer wieder an Jorim, Elvor, Jul und all die anderen denken. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte Enna sich wirklich einsam.
    »Lauf!«, schrie Bronn Jorim zu, und schon sprangen sie gleichzeitig auf und rannten davon. Die Ghule folgten ihnen. Das Gras raschelte laut, als sie sich schnell näherten.
    »Durch den Bach!« Jorim deutete auf das Gewässer und sprang auch schon hinein. So schnell er konnte, kämpfte er sich vorwärts. Am anderen Ufer rutschte er aus, doch Bronn packte ihn am Arm und zerrte ihn in die Höhe. Die beiden Halblinge stürmten weiter durch das hohe Gras. Hinter ihnen platschten die Ghule durch das Wasser, ihr Keuchen drang laut durch die Nacht.
    Die Dunkelheit, die über dem Land lag, bot den beiden Flüchtenden keine Sicherheit. Denn die Nacht war die Zeit ihrer Verfolger. Die fahle Sichel des Mondes erhellte lediglich einen Teil des fernen Aratols, der Rest des Berges ruhte im Schatten.
    Jorim und Bronn rannten einen Abhang hinauf und hechteten über dessen Kuppe hinweg. Das Gras war hier so hoch, dass es den Halblingen bis zum Kopf reichte. Jorim hatte das Gefühl, sich durch ein gräsernes Meer zu bewegen. Ähren peitschten ihm unentwegt ins Gesicht.
    »Warte«, zischte er leise und blieb plötzlich stehen. Er

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