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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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und hierfür einen Halbling und eine Erinya erwählt haben, hat mich zunächst verblüfft. Aber gerade diese beiden Völker sind so gegensätzlich, wie es nur sein kann. So wie ein Drache und ein Gulvar.«
    »Davon habe ich doch nicht gesprochen!«, klärte Alvendorah Gwendalon auf. »Ich meinte Elvor und Enna, die gerade Hand in Hand gehen.«
    Gwendalon zog die Stirn kraus und blickte Alvendorah ausdruckslos an. Doch sein Mundwinkel begann zu zucken, und kurz darauf erhellte ein strahlendes Lächeln sein Gesicht.
    »Ich verstehe«, er verbeugte sich leicht, »auch eine solche Berührung kann Anduviel-Akaren sein.«
    Alvendorah schüttelte den Kopf, dann kniff auch sie ihm in die Nase, so wie sie es eben bei Enna und ihrem Bruder gesehen hatte.
    »Ein sonderbares Volk«, meinte Gwendalon schließlich. »Sie sind klein, fast wie Kinder in ihrer Unschuld, und dennoch hat ihr Handeln so viel bewirkt.«
    Alvendorah schmunzelte. »Ob es diese kindliche Unschuld war, ihre tapfere Gesinnung oder ihr Bestreben, die Heimat um keinen Preis aufzugeben«, sie schüttelte den Kopf, »wir werden wohl nie erfahren, was am Ende ausschlaggebend dafür war, dass ihr Volk überlebt hat.«
    Gwendalon nickte zustimmend. »Wie auch immer. Wären sie nicht gewesen, so hätte das neue Zeitalter vielleicht unter der Herrschaft von Erinyen und Ghulen begonnen, wer weiß.«
    »Doch das ist nicht geschehen. Vielleicht sollten auch wir beide das neue Zeitalter auf unsere Weise beginnen.« Alvendorah sah zu Gwendalon auf. Als sie in seine grünen Augen blickte, breitete sich ein Kribbeln in ihrem Bauch aus. Doch glaubte sie auch, gewisse Zweifel in Gwendalon zu spüren.
    »Du fürchtest dich, deinen Gefühlen nachzugeben, jetzt, da sie erwidert werden, nicht wahr?«
    »Schon seit Langem ist jeder Schlag meines Herzens ein Stoßgebet zu den Mächten, die uns umgeben, dass meine Liebe erwidert wird«, sagte er. »Doch jetzt habe ich Angst, es könnte zu schlagen aufhören, wenn du mich berührst.«
    Alvendorah lächelte. »Das wird es nicht.« Sie legte Gwendalon ihre Hand auf die Brust. »Es wird einfach nur schneller schlagen, so wie meines.«
    Endlich schloss Gwendalon die Elfe in seine Arme und zog sie an sich. Als sich ihre Lippen berührten, musste Alvendorah erneut schmunzeln: Gwendalons Herz schlug tatsächlicher schneller, im selben Takt wie ihr eigenes.
    Jorim ließ sich allmählich zurückfallen. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er Elvor Sternenfaust und seine Schwester Enna so sah. Hand in Hand liefen sie durch die Wolfsklamm. Nie hätte Jorim dies für möglich gehalten, ja, er hätte wahrscheinlich sogar versucht, Enna daran zu hindern, sich mit Elvor einzulassen. Aber der Enkel von Bronn hatte sich verändert. Dafür sprach allein schon die Tatsache, dass sein eigener Name nicht auf der Gedenktafel stand.
    Ein Rauschen in der Luft riss Jorim aus seinen Gedanken. Ein roter Schemen überflog die Wolfsklamm und verschwand gleich wieder hinter den aufragenden Felswänden. Vielleicht würde man ja irgendwann Enna Borkenfeuer besingen, als das Halblingsmädchen, das den roten Drachen nach Westendtal gebracht hatte.
    Doch das lag in ferner Zukunft. Jetzt gab es erst einmal dringlichere Dinge für Jorim zu erledigen. Eines davon war, endlich die Veranda seines Baumhauses zu reparieren – gleich nachdem er ein Pfeifchen geschmökt hatte.

EPILOG
    Der Wind zerrte an seinem zerfetzten Umhang, drohte ihm das zerschlissene Kleidungsstück vom Leib zu reißen. Aber er ließ sich davon nicht beirren und stieg weiter hinauf auf die sturmumtosten Höhen des Aratol. Ganz würde er dessen Gipfel nicht erklimmen, doch jeder Schritt, der ihn weiter hinauftrug, schien ihm eine Befreiung zu sein.
    Irgendwann fand er eine geeignete Stelle, ein schmales Plateau, das ihm einen hervorragenden Ausblick gewährte. Er blickte zunächst nach Süden, wo das Land der Erinyen hinter der Hohen Wand von Myrador lag. Dort war er aufgewachsen, war einen langen Weg des Schmerzes und der Wut gegangen. Dort lag, was er so sehr verachtete und doch ein Teil von ihm war. Wie ein Raubtier verbarg sich diese dunkle Seite in seiner Seele, lauernd, zum Sprung bereit.
    Schließlich blickte er nach Norden, wo sich Arbor, das Land der Menschen erstreckte, das ihm so fremd war. Und doch war auch das ein Teil von ihm.
    Sicher würden die Menschen eines Tages nach Arboron zurückkehren. Die Erinyen hatten es auf Zervanas Geheiß hin freigegeben, so viel hatte er in

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