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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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packte Bronn und zog ihn mit sich hinunter.
    »Lass uns die Deckung des Grases ausnutzen«, keuchte er. »Wenn wir still sind, finden sie uns vielleicht nicht.«
    Bronn schüttelte den Kopf. »Sie riechen uns«, er deutete auf Jorims Stirn, »besonders wenn du schwitzt!«
    Hastig wischte sich Jorim die Schweißperlen von der Stirn. Seine Gedanken rasten, wurden aber von einem Geräusch unterbrochen. Im Gras hinter ihnen raschelte es, leise zunächst, dann lauter. Ihre Verfolger kamen näher. Der Geruch von halb verwestem Fleisch wehte zu ihnen hinüber, und die beiden Halblinge setzten zur Flucht an. Doch es war zu spät: Ein Arm schnellte durch das Gras, packte Jorim an der Schulter und riss ihn herum. Noch während er stürzte, sah er den zweiten Ghul, der auf Bronn zusprang. Der alte Halbling wich aus, doch der Ghul attackierte ihn erneut. Kräftige Arme umschlossen Bronn – und schleuderten ihn zu Boden.
    »Ein furchterregender Anblick«, flüsterte Elvor. Er und Jul sowie Bronns tapfere Recken lagen bäuchlings auf einer Anhöhe und schauten aus sicherer Entfernung hinüber auf das nächtliche Arboron, das nun Zervanador hieß.
    »Als ob jemand unzählige Löcher in die Finsternis gebrannt hätte«, meinte Talegrin.
    »Was glaubt ihr, wie viele es sind?«, fragte Rimen.
    »Das ist von hier aus schwer zu sagen«, brummte Ambrin. »Vielleicht zwanzigtausend?«
    Talegrin schüttelte den Kopf. »Oder gar dreißigtausend, zählt man die Ghule mit.« Er deutete auf eine Stelle neben den Erinyen, wo ihr Fackelschein einen Teil der Ghul-Armee erhellte.
    »Ob zwanzig- oder dreißigtausend«, entgegnete Ambrin griesgrämig, »was macht das schon für einen Unterschied?«
    »Keinen!«, sagte Elvor entschlossen. »Wir werden sie so oder so aufhalten!«
    Er ignorierte die Blicke der anderen und erhob sich. »Lasst uns weitergehen. Die Zeit drängt.«
    Niemand widersprach, und die sechs marschierten weiter. Auch wenn Elvor sich entschlossen gab, so
    jagte ihm der Feind doch Angst ein. Er begann nun zu spüren, wie schwer seine Verantwortung wog.
    In dieser Nacht verzichteten die Gefährten sogar auf eine Pause, denn jeder wusste, was geschah, würde diese dunkle Flut in Westendtal einfallen.
    Noch bevor sich die Sonne erhob, zu jener Zeit, in der die Nacht am dunkelsten ist, warteten zwanzigtausend Erinyen und zehntausend Ghule östlich Zervanadors auf das Zeichen zum Aufbruch. Zervana hatte die ganze Nacht auf dem Turm gestanden und zugeschaut, wie sich die Heere aufstellten. Erstaunlicherweise hatte es keine Zwischenfälle gegeben. Rasch und diszipliniert hatten die Erinyen zehn Abteilungen gebildet, jedes von einer Heerführerin befehligt. Von hier oben betrachtet erinnerte das Glimmen der Fackeln an Tausende von Leuchtkäfern, die einen glühenden Teppich in die Nacht woben.
    Auch die Ghule hatten sich in zwei kleinen Heeren zu je fünftausend aufgestellt. Das war für dieses Volk ungewöhnlich, doch unter Hanafehls Führung verwunderte es Zervana nicht.
    Dann blickte sie zum östlichen Horizont, und als die ersten Sonnenstrahlen die Welt erhellten, verließ sie ihren Aussichtspunkt und machte sich auf den Weg zu ihrer Streitmacht, wie sie wohl noch nie eine Erinyen-Herrscherin befehligt hatte. All die Närrinnen vor ihr hatten sich damit begnügt, das karge Myrador zu regieren. Sie jedoch würde Größeres vollbringen.
    Als sie durch die Straßen stolzierte, begegnete ihr ein Mädchen. Die kleine Erinya hatte höchstens acht oder neun Winter gesehen und schlurfte mit hängendem Kopf dahin. Wie Zervana hatte auch sie langes schwarzes Haar. Natürlich erkannte sie ihre Usurpatorin sofort und verneigte sich tief, wagte sich kaum mehr zu rühren.
    Zervana ging an ihr vorüber, und plötzlich spürte sie den Geschmack von Salz auf der Zunge, konnte den quälenden Durst fühlen. In ihrer Erinnerung sah sie ein kleines Mädchen Essen zubereiten, nur um es dann an die Hunde zu verfüttern. Schnell verdrängte sie dieses Bild aus längst vergangenen Zeiten. Keine Erinya sollte sich an die eigene traurige Kindheit erinnern, und so begrub Zervana den Schmerz alter Tage in den Tiefen ihrer Seele.
    Bald hatte sie die Armee erreicht und schritt durch ihre Reihen. Der Abstand zwischen den Ghulen und den Erinyen war in Wirklichkeit größer, als es vom Turm aus den Anschein gehabt hatte. Sicher war es Yorak gewesen, der dies angeordnet hatte, um Streitigkeiten zwischen den Rassen zu vermeiden.
    Mit regloser Miene wartete Yorak nun vor

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