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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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stolz dafür. Als Jorim und ich uns dann am Abend auf dem Nachhauseweg befanden, sahen wir diesen hellen Lichtschein schon aus weiter Ferne durch die Bäume schimmern. Es dauerte, ehe uns klar wurde, dass unsere Hütte lichterloh brannte. Und es dauerte noch viel länger, bis Jorim und ich verstanden, dass wir unsere Eltern nie wiedersehen würden. Was ich aber rasch begriff, war …«, Enna brach ab und kämpfte mit den Tränen, »dass mir nun mein versöhnliches Gespräch für immer verwehrt bleiben würde.«
    »Das tut mir leid, Enna.« Kurz drückte Elvor sie an sich, ließ sie dann aber rasch wieder los. »Ist das der Grund, weshalb Jorim sich ein Baumhaus gebaut hat?«
    Enna nickte. »Nicht, dass er dort vor einem außer Kontrolle geratenen Kamin sicherer wäre, aber in einer Hütte wollte er nicht mehr leben.«
    »Verstehe«, murmelte Elvor und wirkte ziemlich nachdenklich.
    »Also, rede mit dem alten Helden«, forderte Enna ihn nach einer Weile noch einmal auf.
    »Helden!«, wiederholte Elvor. Allerdings lag in seiner Stimme weniger Verachtung, als sie erwartet hätte. »Eigentlich habe ich genug von Helden, auch wenn mich Nespurs selbstloses Opfer äußerst beeindruckt hat.«
    »Nespur«, seufzte Enna. »Jorim hat es mir erzählt. Ihm ist es scheinbar zu verdanken, dass die anderen dem Stollen entkommen sind.«
    »Ich weiß«, erwiderte Elvor. »Eigentlich sollten wir für ihn ein Heldenlied dichten.«
    Enna musste schmunzeln.
    »Weshalb lachst du?«, wollte Elvor wissen.
    »Weil Jorim den gleichen Einfall hatte.«
    »Oh!«
    »Du kannst dir ja mit ihm gemeinsam ein Liedchen ausdenken.« Abermals musste Enna grinsen, als sich Elvors Miene verfinsterte.
    »Ich denke nicht, dass Jorim und ich ein harmonierendes Dichterpaar wären.«
    »Einen Versuch wäre es wert.«
    Elvor schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich.«
    Enna schlug die Beine unter und betrachtete Elvor von der Seite. »Du musst nur ein wenig nett zu ihm sein«, sagte sie schließlich. Dann zupfte sie zwei kleine Blätter aus seinen schwarzen Locken heraus. »Ich hätte es zwar nie für möglich gehalten, doch ich denke du könntest es.«
    »Es fällt mir aber sehr schwer.«
    »Dessen bin ich mir bewusst.«
    Elvor musterte Enna, und ein Kribbeln breitete sich plötzlich in ihrem Bauch aus.
    »Bei dir würde es mir leichtfallen, sehr leicht sogar«, sagte er ernst.
    Enna schwieg und blickte ihn nachdenklich an.
    »Es besteht doch noch Hoffnung für Westendtal«, stieß Elvor mit einem Mal erfreut hervor.
    Enna beobachtete amüsiert, wie er seinen Arm aus dem Gebüsch zog und eine Erdbeere in den Händen hielt. »Für dich!«
    Zu Ennas Überraschung bot er ihr die Frucht an, und nach einem kurzen Zögern nahm sie sie entgegen. Kurz berührten sich ihre Finger, doch dann erhob sich Elvor auch schon, ein wenig überstürzt, wie sie fand.
    »Ich hoffe, wir alle treffen die richtige Entscheidung.« Er legte Enna kurz seine Hand auf die Schulter, dann zog er davon. Kurz bevor er unter die Bäume schlüpfte, hielt er jedoch an und wandte sich noch einmal um. »Und ich hoffe, deine kleine Erdbeere ist genauso süß wie meine große.« Zwischen Zeigefinger und Daumen hielt er eine stattliche rote Frucht in die Höhe, sodass Enna sie auch nicht übersehen konnte. Dann schob er sie mit einem frechen Grinsen in den Mund und huschte rasch davon.
    Enna blickte ihm kopfschüttelnd hinterher. Allerdings fragte sie sich, was er damit gemeint hatte, die richtige Entscheidung zu treffen. Dass sie sich entscheiden musste, war ihr klar – und tief in ihrem Herzen hatte sie ihre Wahl bereits getroffen.
    »Hast du Enna gesehen?«, wollte Jorim wissen, als er Elvor zurückkommen sah. Jorim hatte es vermieden, Enna hinterherzulaufen, denn wie er aus leidvoller Erfahrung wusste, war es meist klüger abzuwarten, bis ihr Zorn verraucht war.
    Elvor nickte und ließ sich im Gras bei den anderen nieder. Die meisten der Halblinge machten mittlerweile ein Nickerchen, lediglich Bronn saß abseits und starrte andauernd in Richtung der Suravan-Berge.
    »Ich hoffe, du hast sie nicht noch wütender gemacht?« Jorim war nicht sonderlich begeistert davon, dass ausgerechnet Elvor seiner Schwester gefolgt war. Der hob jedoch beruhigend eine Hand. »Keine Angst, sie hat meine Gesellschaft genossen, denke ich.«
    »Das wäre das erste Mal in ihrem Leben«, entgegnete Jorim und musste den Drang niederkämpfen, etwas von Juls Pfeffer auf Elvors Hinterteil zu reiben.
    »Ich glaube, sie braucht

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