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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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wiederholte er und trat näher. Unverschämt nahe. »Allein sein? Wünscht Ihr Euch nicht manchmal, ich würde Euren Befehl wörtlich nehmen und Euch einhüllen in die Glut meiner Leidenschaft?« Zervana spürte, wie ihr Herz schneller schlug, wie Erregung sie durchflutete und alle Dämme ihrer Beherrschung hinwegzuspülen drohte.
    »Nicht nur meine Fackel brennt ewig«, fuhr Yorak fort. »Auch die Feuer meiner Leidenschaft verlöschen erst mit dem Tod. Die Freuden, die ich Euch zu bereiten vermag, sind ohne Grenzen. Jetzt und hier, auf dem harten Stein dieses Turmes, könnten wir uns beide vergessen, könnten unsere Lust über Zervanadors Dächer hinwegschreien. Auch das ist ein Privileg, das Ihr Euch leisten könnt.« Seine Stimme war zu einem heiseren Flüstern geworden, einem rauen Säuseln im Wind. Zervana zweifelte keineswegs an Yoraks Versprechen, was seine Fähigkeiten als Liebhaber betraf.
    »Alle würden es hören und wissen, was wir tun«, entgegnete sie, ärgerte sich aber darüber, dass ihre Stimme nicht den gewohnt festen Klang hatte, sondern leicht bebte.
    »Ja, das würden sie. Und unsere Schreie würden sie einschüchtern.«
    Zervana bekam eine Gänsehaut. Sie musterte Yorak, dessen dunkle Augen sie noch immer gefangen hielten und wie Obsidiane aus seiner hellen Haut hervorstachen. Fahles Sternenlicht beleuchtete seine markanten Wangenknochen.
    Es war der Wind, der sie am Ende zur Besinnung brachte, denn er trug einen Geruch mit sich, den sie zu kennen glaubte.
    Entschlossen legte sie Yorak ihre Hand auf die Brust und drückte ihn von sich. »Übe dich in Geduld und spare dir dein Feuer auf. Noch ist der richtige Zeitpunkt nicht gekommen.«
    In Yoraks Augen flackerte etwas auf. War es Enttäuschung? Oder gar Wut? Zervana wusste es nicht, und es war ihr auch egal.
    Wieder schaute sie hinaus in die Nacht.
    »Ob er seine Armee zu uns führen wird?«, fragte Yorak nach einer Weile.
    »Gewiss wird er das«, versicherte Zervana. »Er ist gierig. Alle Ghule sind das.«
    »Hanafehl ist anders.«
    »Das weiß ich!«
    »Ihr habt ihn beleidigt, einen Kundschafter getötet, den anderen verstümmelt.«
    »Dennoch wird er kommen, nur nicht am achten Tag, wie ich es seinem stinkenden Untertan befohlen habe.«
    »Nun, wir werden sehen«, flüsterte Yorak.
    Zervana nickte nur und schwieg einen Moment. »Vergiss nicht mein Privileg«, sagte sie dann.
    »Welches meint Ihr?«
    »Geh jetzt!« Zervana verlieh ihrem Tonfall Schärfe und unterdrückte endgültig ihre Begierde.
    Yorak deutete eine Verbeugung an und entfernte sich ebenso leise, wie er gekommen war.
    Verstohlen blickte sie ihm hinterher. Er muss wissen, dass ich angreifbar wäre, würde ich seine Nachkommenschaft in meinem Leib tragen, dachte sie. Was bezweckt er damit? Ist es wirklich nur seine brennende Lust? Oder möchte er sein Blut in meiner Nachfolgerin wissen? Mich damit gar zu Fall bringen? Sicher, Zervana sehnte sich danach, sich ihm hinzugeben. Doch sie war auch schon immer eine misstrauische Erinya gewesen, was sich bereits häufig als wertvoll erwiesen hatte.
    Abermals strich der Abendwind durch ihr Haar und über ihr Gesicht. Der Geruch, den er mit sich trug, war dieses Mal deutlicher wahrnehmbar: metallisch, schwer, süß. Zervana steckte ihre Fackel in das Halfter an ihrem Gürtel und stützte sich mit beiden Händen auf die Mauerbrüstung. Langsam beugte sie sich nach vorn und sog prüfend die Luft ein. Etwas war dort draußen. Dann bemerkte ihre feine Nase den Gestank, den die Brise mit sich trug, und sie musste schmunzeln. Vielleicht würde Hanafehl doch am achten Tag erscheinen.

18. ENTSCHEIDUNGEN
    Ein lautes Knurren störte Jorims Traum von einem lauen Sommerabend, draußen unter den Birken vor Rimbors Taverne. Gerade noch hatte er gemeinsam mit Jul, Toram und Tipplin in die Flammen des kleinen Feuers geblickt und Pfeife und Bierkrug kreisen lassen. Über die Arbeit des vergangenen Tages hatten sie sich unterhalten und darüber, welches Mädchen sie wohl beim kommenden Sommerfest zum Tanz führen würden. Tief in seinem Inneren war Jorim sehr wohl bewusst, dass das hier ein Wunschtraum war, aber er wollte ihn weiterträumen und kniff die Augen fest zu.
    Wieder dieses unangenehme Knurren, auch wenn es nun eine andere Tonlage angenommen hatte.
    »Rimbor, kannst du deinem alten Köter nicht sagen, er soll still sein?«, brummte Jorim schlaftrunken. Aber in seinem Traum war der zottelige graue Hund gar nicht zu sehen, und langsam verblasste

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