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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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auch das Bild seiner Freunde, der Taverne und Westendtals. So sehr sich Jorim auch bemühte, der Schlaf wollte sich nicht wieder einstellen, und so öffnete er widerwillig seine Augenlider, denn erneut knurrte es lautstark. Er sah Elvor neben sich an einem Baum lehnen, die pelzigen Füße waren zur Seite gekippt, seine Hände lagen auf seinem für einen Halbling geradezu kümmerlichen Bauch. Beeindruckend hingegen war das Knurren seines Magens, das in regelmäßigen Abständen ertönte und lediglich von Elvors lautem Schnarchen unterbrochen wurde.
    Stöhnend schlug Jorim nach Elvor, aber dieser zuckte nur kurz zusammen und grunzte, während sein Kopf zurück auf die Brust sackte.
    »Du solltest doch Wache halten, du flachwanstiger Sternenfaustabkömmling«, brummte Jorim. Er wusste nur zu gut, wie schwer es einem Halbling fiel, in der Nacht auf Feinde zu achten. Auch er war mehrere Male eingenickt, wie er sich eingestehen musste, aber hier, noch immer nahe der Suravan-Berge und mit der wachsenden Bedrohung von Erinyen und Ghulen, war das leichtfertig.
    Mühsam rappelte sich Jorim auf und ließ seinen Blick über das Lager schweifen. Seine Begleiter lagen alle noch in tiefem Schlaf, hier und da war ein leises Schnarchen aus den geöffneten, teilweise zahnlosen Mündern der besungenen Recken Bronn Sternenfausts zu hören. Leise seufzend schüttelte Jorim den Kopf. Doch dann fiel sein Blick auf die Stelle, wo Enna sich zur Ruhe gelegt hatte. Der Platz war leer! Außerdem waren weder ihr Bündel noch ihre Decke zu sehen. Alarmiert sah er sich um. Vielleicht war sie ja nur fortgegangen, um sich zu waschen. Enna war schon immer sehr reinlich gewesen, und möglicherweise wollte sie auch ihre Decke vom Schmutz der langen Reise befreien – aber irgendetwas sagte ihm, dass er sich irrte. Also bahnte er sich einen Weg durch die schlafenden Halblinge und begann Enna zu suchen. Doch weder an dem kleinen Flusslauf, der sich unweit der Senke durch grünes Grasland zog, war sie zu finden, noch in den umliegenden Büschen, in denen eine erfreuliche Anzahl an Beeren hing, die ihn unter anderen Umständen hätte verharren lassen.
    »Enna?«, rief er laut und prüfte den Boden auf Fußspuren, aber der Regen des letzten Tages hatte nicht ausgereicht, um die trockene Erde so weit aufzuweichen, dass er den Abdruck einer zierlichen Halblingsfrau hätte ausmachen können.
    Nespur hätte das vielleicht gekonnt, dachte er. Aber jetzt war keine Zeit, die Toten zu betrauern. Daher rannte Jorim zum Lager zurück, wo sich schon der ein oder andere Halbling aus seiner Decke geschält hatte. Als er den noch immer schnarchenden Elvor sah, überkam ihn eine selten da gewesene Wut, und er stieß den Sternenfaustenkel mit dem Fuß gehörig in die Seite.
    Mit einem empörten Schrei fuhr der junge Halbling in die Höhe, auch Talegrin schreckte auf und schüttelte tadelnd den Kopf. »Jorim, was ist denn in dich gefahren?«
    »Enna ist fort!«, schrie Jorim außer sich vor Wut, dann hielt er Elvor, der sich schimpfend die Seite rieb, einen Finger unter die Nase. »Und der hier ist schuld!«
    »Ich?«, empörte Elvor sich sogleich, und seine Augen wanderten zu Ennas Lagerplatz. »Vielleicht ist sie nur Beeren sammeln.«
    »Mit Bündel und Decke? Im Morgengrauen?«, fuhr Jorim ihn an. »Bestimmt hast du ihr gestern Flausen in den Kopf gesetzt, du mit deinem verdammten Sternenfaust-Dickkopf.«
    Sogleich plusterte sich Elvor auf. »Was fällt dir ein zu behaupten …«
    »Mal abgesehen davon bist du während der Wache eingeschlafen«, unterbrach Jorim ihn, dann funkelte er den alten Bronn an. »Auf einen Sternenfaust kann man sich einfach nicht verlassen.«
    Während Elvor sich verlegen durch seine Haarpracht fuhr, kam Talegrin Westwind noch etwas steifen Schrittes angehumpelt und stellte sich zwischen die beiden jüngeren, größeren Halblinge.
    »Jorim Borkenfeuer, mäßige dich«, sagte er entschlossen. »Sollte Enna tatsächlich unbedacht aufgebrochen sein, so werden wir überlegen müssen, was zu tun ist. Dennoch ist das kein Grund, deine Gefährten zu beleidigen.«
    »Erinyen und Ghule hätten uns heute Nacht überfallen und töten können«, fuhr Jorim fort, wenn auch weniger aufgebracht.
    »Lasst uns ausschwärmen«, schlug Bronn vor. »In Gruppen zu zweit. Jorim und Elvor, ihr geht nach Süden, Ambrin und ich nach Osten …«
    Jorim hörte schon gar nicht mehr, was der alte Halbling noch sagte, denn er war viel zu sehr damit beschäftigt, Elvor mit

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