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Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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die anderen so viel Aufmerksamkeit wie möglich auf sich lenken, wir aber müssen dagegen still sein wie die Kirchenmäuse. Wir brauchen das Überraschungsmoment.«
    Damit ging er weiter nach Süden, bevor wir direkt zum Feuer hinaufstiegen. Ich folgte ihm dicht auf den Fersen, froh, meinen Stab in der Hand zu haben, Alice blieb hinter mir. Der Aufstieg war steil und das Gras wuchs ungleichmäßig in dicken Büscheln auf dem unebenen Grund. Es war schon ganz dunkel und man konnte sich leicht den Knöchel verstauchen. Der Spook hatte mir berichtet, dass das Plateau auf dem Gipfel genauso schlimm sei. Auf dem Pendle regnete es häufig, daher gab es viele Sumpflöcher. Doch etwas dort war auch ein Vorteil für uns: Heide.
    Sie wuchs im Überfluss und gab uns Deckung, während wir uns dem Gipfel näherten. Der Spook legte mir die Hand auf die Schulter und drückte sie zum Zeichen, dass ich auf die Knie gehen sollte. Kriechend folgte ich ihm weiter hinauf, wobei mir der nasse Boden bald die Hose durchweichte, während der Himmel vor mir langsam rot wurde, bis ich schließlich die Funken, die vom Westwind aufgewirbelt wurden, von dem riesigen Feuer über uns aufsteigen sehen konnte.
    Da hielt der Spook an und winkte mich zu sich. Ich krabbelte auf den Knien an seine Seite, während Alice sich rechts von mir hielt. Nun konnten wir das Feuer sehen, und bei diesem Anblick schwanden alle Hoffnungen, die ich mir gemacht hatte. Ich gab mich keinen Illusionen mehr hin, dass wir die Macht der Hexenzirkel von Pendle brechen konnten. Mochte der Spook auch noch so sehr die Absicht haben, so war mir jetzt klar, dass es einfach nicht möglich war. Es waren viel zu viele Gegner und die Gefahr war zu groß. Rechts von uns mussten wohl zweihundert oder noch mehr Menschen in einem großen Kreis um das Feuer sitzen, entweder Hexen oder Angehörige der Clans. Sie waren bis an die Zähne bewaffnet. Alle Frauen waren mit Messern bewaffnet, einige schwangen sie so wild, dass die Klingen im Feuerschein aufblitzten, die Männer hatten lange Stöcke, an deren Spitze sie scharfe Klingen oder gefährliche Haken gebunden hatten.
    Hinter dem Feuer stand mit vier anderen Hexen an ihrer Seite - eine davon war Mab Mouldheel - die große, bedrohliche Gestalt von Wurmalde vor der Versammlung. Sie sprach auf die Clans ein, wobei sie ihre Worte mit dramatischen Gesten unterstrich. Ich konnte gerade noch ihre Stimme erkennen, die der Wind zu uns herübertrug, doch ich verstand nicht, was sie sagte.
    Offenbar fand im Moment nichts statt, was nach einem Ritual aussah. Neben der eigentlichen Versammlung brieten Schafe an Spießen und auch ein paar Bierfässer konnte ich erkennen. Es schien, als ob sie etwas feiern wollten.
    »Ich sehe Mab, aber wer sind die anderen bei Wurmalde?«, fragte ich leise, obwohl die Gefahr, dass man mich hören konnte, sehr gering war. Der Wind blies uns entgegen, und so konnten wir die Hexen hören, die wild durcheinanderschrien, wohl eine Antwort auf etwas, das Wurmalde gesagt hatte. Manche kreischten laut genug, um auch noch die letzten Toten aufzuwecken.
    Alice antwortete mir: »Auf der rechten Seite steht Anne Malkin, die Clanführerin. Neben ihr steht Florence, die über die Deanes herrscht. Sie wird langsam alt und stellt für uns heute Nacht keine große Bedrohung dar. Sie müssen sie den Berg heraufgetragen haben. Die dritte ist Grimalkin, die Mörderin ...«
    Bei diesem Namen stellten sich mir die Nackenhaare auf. Wurmalde hatte mir damit gedroht, dass sie diese grausame Mörderin auf Jack und meine Familie hetzen würde; sie war es gewesen, die die Grenzen von Pendle mit ihrem Warnzeichen markiert hatte.
    Plötzlich schwieg Wurmalde und nach ein paar Sekunden Stille bewegten sich die Hexen auf die Bierfässer und gerösteten Schafe zu. Sollte das heißen, wenn die Feier jetzt schon begann, dass sie das Ritual bereits durchgeführt hatten?
    Es schien, als hätte der Spook meine Gedanken gelesen. »Das gefällt mir gar nicht«, sagte er. »Ich fürchte, wir sind zu spät gekommen ...«
    Bald feierten die Clans ausgelassen, stürzten das Bier herunter und verschlangen das Fleisch, während ich nur verzweifelt zusehen konnte und immer mutloser wurde. Hatte der Teufel das Portal bereits durchschritten? Wenn ja, würde er bald stärker werden. Und dann war er hinter mir her.
    Plötzlich breitete sich Schweigen über der Versammlung aus. Von Nordosten rannte eine einzelne Hexe auf das Feuer zu. Wahrscheinlich hatte sie auf dem

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