Der Kampf des Geisterjaegers
dem Himmel stürzte ein dunkler Schatten herab. Er strich tief über die Kutsche und schien Cobden von hinten zu stoßen, der einen Arm hochwarf, um sich zu verteidigen, doch er hatte bereits das Gleichgewicht verloren, fiel nach vorne auf die Pferde und verschwand dann unter ihnen. Die Hufe trampelten über ihn hinweg, bevor er von den Rädern überrollt wurde. Sein Schrei wurde vom Donner übertönt.
Führerlos rasten die Pferde weiter und zogen Wurmaldes Kutsche immer schneller den steilen Weg hinunter. Von einem grellen Blitz beleuchtet, stürzte sich die dunkle Gestalt erneut herab und landete auf dem Dach der Kutsche. Wir hörten, wie die Krallen das Dach aufschlitzten, bevor auch dieses Geräusch vom Donner verschluckt wurde. Ich hatte die Kutsche im Mondlicht gesehen und wusste, dass sie aus schwerem, stabilem Holz war. Doch jetzt schien sie im Licht der zuckenden Blitze zu zersplittern und wie eine Eierschale auseinanderzubrechen. Einen Moment später hob die Lamia wieder ab, doch jetzt war ihr Flug schwerfälliger. Langsam kreisend gewann sie an Höhe, während das Wrack der Kutsche weiter und weiter den Berg hinunterstürzte, heftig hin und her schwankend, als ob sie jeden Moment Umstürzen würde.
Ich hatte direkt neben dem Achtzehnpfünder gestanden - der Kanone, die mit so schrecklichem Getöse auf den Malkin-Turm abgefeuert worden war doch das war nichts im Vergleich zu dem Toben der Elemente, das gerade herrschte. Blitz auf Blitz zerriss in Zickzackstreifen den dunklen Himmel. Es war, als ob es Gottes Kanone wäre, die mit einer Explosion nach der anderen seinen Zorn über die Hexen von Pendle brachte.
Ich sah nach oben und erkannte, dass die Lamia Wurmalde im Griff hatte. Die Insektenflügel schwirrten gewaltig, denn gegen die heftigen Windstöße musste sie sich anstrengen, um an Höhe zu gewinnen. Langsam flog sie wieder auf den Berg zu.
»Der Blutfelsen!«, schrie der Spook, dessen Stimme ich über den Lärm des Sturms kaum hören konnte.
Erst wusste ich nicht, was er damit meinte, doch dann ließ die Lamia Wurmalde fallen, die mit einem Schrei in die Tiefe stürzte. Ihren Aufschlag auf den Felsen konnte ich nicht hören, da er vom heulenden Wind übertönt wurde, aber ich wusste, was geschehen war. Schaudernd bei dem Gedanken daran, was wir dort vorfinden würden, folgte ich dem Spook zum Blutfelsen.
»Bleib hier«, befahl mir der Spook und ging nachsehen.
Das musste er mir nicht zweimal sagen, also wartete ich zitternd ab, bis er zu mir zurückkehrte.
»So viel zur Unsterblichkeit!«, stellte er grimmig fest. »Die wird uns nie wieder belästigen. Es ist endlich vorbei.«
Doch das war es nicht und ich befürchtete das Schlimmste. Erst als wir einige der anderen trafen, die den Berg hinunterkamen, bestätigte sich die Wahrheit. Alice war bei ihnen, aber sie hinkte stark.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte ich sie.
»Nichts, worum du dir Sorgen machen müsstest, Tom. Ich hab mir nur beim Runterrennen den Knöchel verstaucht ...«
Dann stellte ich fest, dass nichts von James zu sehen war, und noch bevor sie etwas sagte, konnte ich an ihrem Gesicht erkennen, dass etwas Schreckliches passiert sein musste.
»Ist es James?«, fragte ich entsetzt, dass meinem Bruder etwas passiert sein könnte.
Alice schüttelte den Kopf. »Nein, Tom. James geht es gut. Nur ein paar Kratzer und blaue Flecken. Er hilft, ein paar Verletzte den Berg hinunterzubringen. Nein, es geht um dich, Tom. Du bist in furchtbarer Gefahr! Ich hab versucht, Mab zu schnappen, aber sie ist mir entwischt. Allerdings nicht ohne sich damit zu brüsten, dass sie gewonnen haben, dass sie das Ritual bereits am Blutfelsen durchgeführt haben, sobald die Sonne untergegangen war. Das glaube ich ihr, Tom. Als wir den Berg hinaufgegangen sind, war es schon zu spät.« Besorgt verzog sie das Gesicht. »Der alte Teufel ist durch das Portal geschlüpft. Er ist schon in dieser Welt, und du bist derjenige, hinter dem er her istLauf, Tom. Lauf, bitte! Zurück zum Hof! Zurück zum Zimmer deiner Mutter, bevor es zu spät ist!«
Der Spook nickte. »Das Mädchen hat recht. Das ist alles, was du jetzt tun kannst. Hier gibt es keinen Zufluchtsort, der sicher genug wäre für dich. Und gegen das, was auf dich zukommt, haben die beiden Lamias nicht die geringste Chance. Ich weiß nicht, wie viel Zeit dir bleibt - der Teufel braucht eine Weile, um sich an diese Welt zu gewöhnen und Kräfte zu sammeln. Wie lange es dauert, bis er dich jagt, lässt
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