Der Kampf des Geisterjaegers
Knacken zerbrach. Ich erstarrte auf der Stelle und fürchtete schon, dass sie mich gehört haben könnten. Aber da hätte ich mir keine Sorgen machen müssen: Sie machten selbst wesentlich mehr Lärm und hatten keine Ahnung, dass ich ihnen folgte.
Als wir aus dem Wald herauskamen, wurde es schwieriger. Wir befanden uns in offenem Gelände auf einem kahlen Moor. Das Mondlicht verstärkte das Risiko, dass ich gesehen wurde, sodass ich gezwungen war, noch weiter zurückzubleiben. Doch bald erkannte ich, dass ich einen weiteren Vorteil hatte. Die drei Mädchen erreichten einen Bach und mussten mit ihm die Richtung ändern, bevor er in einem Bogen abbog und sie ihren Weg nach Süden fortsetzen konnten. Das bestätigte mir, dass sie tatsächlich Hexen waren. Sie konnten fließendes Wasser nicht überqueren!
Aber ich konnte es! Anstatt ihnen also zu folgen, konnte ich den direkten Weg nehmen und in gewisser Weise vorausahnen, wohin sie gingen. Als sie das Moor verließen, lief ich parallel zu ihnen und hielt mich so weit wie möglich im Schatten der Hecken und Bäume. Das ging eine Zeit lang gut, aber dann wurde das Gelände immer unebener und schwieriger und vor mir sah ich einen weiteren dunklen Wald; ein dichter Haufen von Bäumen und Büschen in einem Tal entlang des Pendle zu meiner Rechten.
Zuerst dachte ich, dass das kein Problem sei. Ich wurde nur langsamer und ließ sie mich wieder überholen, um ihnen wie zuvor in sicherem Abstand zu folgen. Erst nachdem ich unter den Bäumen war, stellte ich fest, dass hier etwas anders war. Die drei Schwestern redeten nicht mehr laut, wie sie es im anderen Wald getan hatten. Sie machten eigentlich gar keine Geräusche mehr. Es herrschte gespenstische Stille, als ob alles den Atem anhielt. Schon zuvor hatte lediglich ein laues Lüftchen geweht, aber jetzt bewegte sich nicht einmal mehr ein Zweig oder ein Blatt. Auch gab es keinerlei Geräusche von den Geschöpfen der Nacht wie Igeln oder Mäusen. Entweder verharrte alles in diesem Wald völlig unbeweglich und hielt die Luft an, oder es gab in diesem Wald überhaupt kein Leben.
Plötzlich erkannte ich mit Schaudern den Ort, an dem ich mich befand und warum es hier so unheimlich still war. Es war ein kleines, bewaldetes Tal.
Ich befand mich an dem Ort, den Pater Stocks als Hexental bezeichnet hatte! Hier hatten sich all die toten Hexen versammelt, um die zu überfallen, die hier hindurchkamen oder auch nur am Wald vorbeigingen! Jedes Jahr verloren hier Menschen ihr Leben. Ich fasste den Eschenstab fester, verhielt mich völlig ruhig und lauschte angestrengt. Es schien sich mir nichts zu nähern, aber unter meinen Füßen war weicher Lehmboden und das Herbstlaub vieler Jahrzehnte hatte ein perfektes Versteck für tote Hexen geschaffen. Es konnte schon eine in der Nähe sein, verborgen unter den Blättern. Beim nächsten Schritt konnte sie nach meinem Knöchel greifen. Mit einem schnellen Biss würde sie mein Blut zu saugen beginnen und sofort immer stärker werden.
Wahrscheinlich konnte ich mich mit meinem Eschenstab befreien - das versicherte ich mir zumindest selbst. Dabei müsste ich schnell sein, denn während die Hexe immer stärker wurde, würde ich schwächer werden. Und wenn ich auf eine der wirklich starken Hexen stieß? Pater Stocks hatte gesagt, dass zwei oder drei von ihnen auf der Suche nach Opfern weit über das Tal hinauskamen. Entschlossen verscheuchte ich diesen Gedanken.
Langsam und vorsichtig ging ich weiter. Dabei fragte ich mich, warum die drei Schwestern auf einmal so schweigsam geworden waren. Konnte es sein, dass sie sich ebenfalls wegen der Toten Gedanken machten? Aber warum nur? Waren sie nicht alle Hexen? Dann erinnerte ich mich daran, was Pater Stocks über die alte Feindschaft zwischen den einzelnen Zirkeln gesagt hatte. Auch wenn es gelegentlich zu einer Heirat zwischen Malkins und Deanes kam, taten sich die drei Clans doch nur zusammen, um ihre dunkle Macht zu vereinen. Vielleicht hatten die Mouldheel-Schwestem Angst, auf eine tote Hexe eines rivalisierenden Clans zu treffen?
Die Lage war furchterregend und nervenaufreibend. Ich riskierte, jeden Moment entdeckt zu werden. Doch endlich erreichte ich mit einem Seufzer der Erleichterung das andere Ende des Tals. Ich war froh, aus dem Schatten der Bäume herauszukommen. Einmal mehr war ich in Mondlicht getaucht, folgte dem tanzenden Schein der Laternen vor mir und hörte die zornig erhobenen Stimmen der Schwestern. Nach weiteren zehn Minuten
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