Der Kampf des Geisterjaegers
Augenblick zurückkommen.«
Alice schüttelte den Kopf. »So einfach ist das nicht. Sie haben mich nicht nur gefesselt. Sie haben mich auch gebannt. Ich würde nicht viel weiter als bis zum Hof kommen ...«
»Ein Bannspruch?«, wollte ich wissen, hielt inne und wandte mich ihr auf der Treppe zu. Doch ich kannte die Antwort bereits. Mab hatte mir gesagt, dass sie gebannt sei - und sie hatte offensichtlich nicht gelogen.
Alice nickte verzweifelt. »Es gibt eine Möglichkeit, mich zu befreien, aber das ist nicht einfach. Überhaupt nicht einfach. Sie haben eine Locke von mir. Zusammengerollt. Die muss verbrannt werden. Das ist der einzige Weg ...«
»Wo ist sie?«
»Mab hat sie, weil sie den Bann gesprochen hat ...«
»Wir reden draußen darüber«, sagte ich und zog Alice weiter nach oben. »Mach dir keine Sorgen, ich finde einen Weg ...«
Ich versuchte, heiter zu klingen, aber mir rutschte das Herz in die Stiefel. Welche Hoffnung hatte ich, die Haarlocke von Mab zu bekommen, wenn ihr so viele helfen konnten?
Irgendwie schaffte ich es mit Ziehen und Zerren, Alice die Kellertreppe hinaufzubekommen. Die Hexe sah nicht mehr durch ihren Spiegel. War sie jetzt auf dem Weg hierher? Wir kamen durch das Schlafzimmer und die Küche zur Hintertür, aber als ich sie öffnete, wurde ich noch mutloser. In einiger Entfernung konnte ich zornige Stimmen hören, die mit jeder Sekunde näherkamen. Wir gingen über den Hof zum Tor, das auf den Weg hinausführte. Alice gab sich wirklich Mühe, aber jeder Schritt kostete sie viel Kraft und auf ihrer Stirn erschienen Schweißperlen. Plötzlich blieb sie stehen.
»Ich kann nicht weitergehen«, schluchzte sie. »Ich kann keinen Schritt mehr machen.«
»Ich trage dich«, bot ich an. »Mab hat gesagt, du seiest auf hundert Schritte gebannt. Wenn ich dich darüber hinausbringen kann, dann schaffen wir es vielleicht.« Ohne eine Antwort abzuwarten, fasste ich sie um die Beine und warf sie mir über die rechte Schulter. Den Stab in der linken Hand ging ich durch das offene Tor, überquerte den Weg und schritt dann durch den schnell fließenden Bach ans andere Ufer. Hier fühlte ich mich besser. Hexen können kein fließendes Wasser überqueren, daher hatte ich eine Barriere zwischen uns und unsere Verfolger gebracht. Sie würden einen anderen Weg finden müssen, der vielleicht meilenweite Umwege bedeutete. Damit hatten wir einen guten Vorsprung nach Downham.
Alice zu tragen war schwer, und sie stöhnte, als ob sie Schmerzen hatte, daher rief ich: »Ist alles in Ordnung, Alice?«
Statt einer Antwort stöhnte sie erneut, aber mir blieb nichts anderes übrig, als weiterzugehen, also biss ich die Zähne zusammen und lief nach Norden, den Pendle zu meiner Linken. Ich wusste, dass ich bald das Hexental erreichen würde, daher wich ich nach rechts aus, weiter nach Osten, um es so weit wie möglich zu umgehen. Bald gelangte ich zu einem weiteren Fluss. Da ich keine Verfolger hören konnte, ließ ich Alice von meiner Schulter ins Gras am Ufer gleiten. Zu meiner Bestürzung hatte sie die Augen geschlossen. Schlief sie oder war sie bewusstlos?
Mehrmals rief ich ihren Namen, erhielt aber keine Antwort. Ich versuchte, sie sanft zu schütteln, aber auch das nutzte nichts. Da ich mir immer mehr Sorgen machte, kniete ich mich neben den Bach, schöpfte mit meinen Händen Wasser und ließ es Alice erst auf die Stirn tropfen, dann fließen. Mit einem Ausruf setzte sie sich auf und blickte wild und verschreckt um sich.
»Schon gut, Alice. Wir haben es geschafft. Wir sind in Sicherheit ...«
»Sicherheit? Wie können wir in Sicherheit sein? Sie werden uns verfolgen. Die können nicht weit hinter uns sein.«
»Nein«, erklärte ich ihr. »Wir sind über den Bach auf der anderen Wegseite gegangen. Es ist fließendes Wasser, daher können sie nicht darüber.«
Alice schüttelte den Kopf. »So einfach ist das nicht, Tom. Die meisten Hexen sind nicht dumm. Viele Flüsse kommen diesen hässlichen Berg herunter«, meinte sie und wies auf den Pendle. »Würden Hexen an einem Ort leben, an dem es so schwierig ist, von Ort zu Ort zu kommen? Sie haben Mittel und Wege, meinst du nicht? Sie haben sich an den Stellen, wo sie sie wirklich brauchen, ›Hexendämme‹ gebaut. Man legt einen Hebel um, und dann wird mit Flaschenzügen ein großes Holzbrett ins Wasser geschoben, das den Wasserfluss von oben unterbricht. Natürlich dauert es nicht sehr lange, bis sich das Wasser so hoch aufgestaut hat, dass es um das
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