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Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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meinen Stab fester. Mabs Schwestern starrten mich immer noch an, doch ihre Gesichter waren absolut ausdruckslos, man konnte nicht sagen, ob sie mir feindlich oder freundlich gesinnt waren.
    »Setz dich, Tom, und ruh deine Füße aus«, empfahl mir Mab und wies auf einen Baumstumpf gegenüber von ihren Schwestern. »Es kann eine Weile dauern, bis wir zu Alice gehen können.«
    Misstrauisch ließ ich mich nieder Mab setzte sich zu meiner Linken hin. Eine Weile sprach keiner von uns und eine unheimliche Stille legte sich über uns alle. Um mir die Zeit zu vertreiben, zählte ich die Baumstümpfe. Es waren dreizehn, und plötzlich kam mir der Gedanke, dass dies ein Treffpunkt für einen Hexenzirkel sein könnte.
    Kaum hatte ich diesen Gedanken gefasst, als eine Fledermaus auf die Lichtung geflogen kam und zwischen den Zweigen links von mir verschwand. Danach erschien wie aus dem Nichts eine große Motte und umflatterte anstatt der Laterne Jennets Kopf. Immer wieder umkreiste sie ihn, als ob er eine Kerzenflamme wäre. Jennet jedoch starrte mich weiterhin an, und ich fragte mich schon, ob sie die Motte überhaupt bemerkt hatte, die ihr immer dichter um den Kopf flog und sich auf ihrer Nase niederlassen zu wollen schien.
    Plötzlich öffnete sie zu meinem größten Erstaunen weit den Mund, ließ ihre Zunge hervorschnellen und fing die Motte damit ein. Zum ersten Mal zeigte ihr Gesicht eine Regung. In einem breiten Grinsen verzog sich ihr Mund von einem Ohr zum anderen. Sie kaute schnell und schluckte die Motte hinunter.
    »Hat’s geschmeckt?«, erkundigte sich ihre Schwester Beth und sah sie schräg an.
    Jennet nickte. »Schön saftig. Keine Angst - du kriegst die nächste.«
    »Hätte nichts dagegen«, antwortete Beth. »Aber was ist, wenn keine mehr kommt?«
    »Dann spielen wir ein Spiel und du darfst wählen«, bot ihr Jennet an.
    »Oh ja, lass uns Nadelspucken spielen. Das mag ich.«
    »Nur weil du immer gewinnst. Du weißt, dass ich nur freitags Nadeln spucken kann. Und heute ist Mittwoch. Mittwochs spucke ich nur Federn, also muss es schon etwas anderes sein.«
    »Wie wäre es mit Rückwärts durch die Büsche?«, schlug Beth vor.
    »Schönes Spiel«, fand Jennet. »Wer zuerst unten ist, hat gewonnen!«
    Zu meinem Erstaunen ließen sie sich nach hinten von ihren Baumstümpfen fallen und schlugen Rückwärtspurzelbäume, wobei sie immer schneller wurden, bis sie zwischen den Büschen und Brombeeren verschwanden. Einen Moment lang hörte man noch, wie sie den Hügel hinunterrollten, wobei die Zweige brachen und knackten und sie ab und zu vor Schmerz aufquiekten oder in hysterisches Gelächter ausbrachen. Dann war es wieder still und irgendwo in der Nähe erklang der Schrei einer Eule. Ich sah zu den Bäumen auf, konnte sie aber nicht entdecken.
    »Meine Schwestern lieben dieses Spiel«, erklärte Mab lächelnd. »Aber heute Abend werden sie ihre Wunden lecken müssen, das ist mal so sicher, wie Eier verfaulen.«
    Kurz darauf kamen die Zwillinge den Pfad zur Lichtung herauf. Als sie sich mir gegenüber hinsetzten, wusste ich nicht, ob ich über ihren Zustand lachen oder sie wegen der Schmerzen, die sie haben mussten, bemitleiden sollte. Ihre fadenscheinigen Kleider waren zerrissen - der linke Ärmel von Jennets Kleid war ganz abgerissen - und sie waren mit Schnitten und Kratzern übersät. In Beths Haaren hatte sich ein Brombeerzweig verfangen und von ihrer Nase zog sich ein dünner Blutfaden bis zu ihrer Oberlippe. Aber das schien sie nicht im Mindesten zu stören.
    »Das hat Spaß gemacht! Lass uns noch etwas spielen«, schlug sie vor und leckte sich das Blut ab. »Wie wäre es mit Wahrheit oder Tat? Das mag ich auch.«
    »Von mir aus. Aber lass den Jungen anfangen,..«, meinte Jennet und zwinkerte mir zu.
    »Wahrheit, Tat, Kuss oder Versprechen?«, fragte Beth und schaute mich herausfordernd an. Jetzt starrten mich alle drei Mädchen an und keines von ihnen zwinkerte.
    »Ich will nicht mitspielen«, erklärte ich entschlossen.
    »Sei nett zu meinen kleinen Schwestern«, verlangte Mab. »Los, wähl schon. Es ist doch nur ein Spiel.«
    »Ich kenne die Regeln nicht«, beharrte ich. Und das stimmte auch. Ich hatte noch nie von diesem Spiel gehört. Es hörte sich nach einem Mädchenspiel an und ich hatte keine Schwestern. Ich wusste nicht viel über Mädchenspiele.
    »Das ist ganz einfach«, erklärte Mab, die links von mir saß. »Du wählst eines der vier Dinge. Wenn du Wahrheit wählst, musst du eine Frage

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